Sonderplanung Mini-Mond
sehen.
»Achtung«, sagte Hannibal plötzlich, »soeben läßt sich Armand bei Alec melden. Nonyo ist dabei. Armand sagt aus, ich könnte niemals Chirurg sein. Verdammt, meine Biosynthfolie muß sich am Halsansatz gelöst haben. Stimmt, ich bin mit einer scharfen Pinzette drangekommen. Sieh dir das einmal an.«
Ich sprang zurück und zerrte seinen Jackenkragen herunter. Natürlich – die echte Haut schaute unter einem abgelösten Stück der Buckelverankerung hervor.
»Plan wird erneut geändert«, sagte ich gelassen, denn etwas anderes, als die Ruhe zu bewahren, blieb mir jetzt nicht übrig. »Verschwinde im hinteren Schlafraum und lege sofort deinen Schutzschirmgenerator an. Du hast keine Chance mehr. Vergiß nicht, den Rückentornister anzuschnallen. Die Atemluft werden wir noch brauchen. Ich behalte meine beiden Geräte hier in der Vase. Los verschwinde. Ich werde deine Anwesenheit zugeben, allerdings aussagen, dir wäre übel. Lenke die Burschen ab. Ich muß sie von seitlich hinten erwischen.«
Hannibal verschwand. Er war so gut wie in Sicherheit. Für mich begann die letzte Phase eines verwegenen Spiels.
Vielleicht sollte ich ebenfalls sofort den Projektor anlegen und einfach verschwinden! Nein – dafür reichte die Zeit nicht mehr. Mein Sender mußte mit dem von mir zusätzlich eingespeisten Wortlaut so lange wie möglich funken.
Ich durfte den bald eintreffenden Wächtern nicht gerüstet entgegentreten. Das hätte die wenigen Sekunden Zeit kosten können, die NEWTON zur einwandfreien Einpeilung des Planetoiden noch benötigte.
Mein Klartext enthielt ohnehin alle Informationen über den Mini-Mond. Wahrscheinlich kannte NEWTON den Himmelskörper und konnte seine derzeitige galaktische Position in Sekunden feststellen.
Ich mußte es riskieren.
Ich steckte den Sender unter die Batteriehaube des Wagens, schaltete ihn ein und wartete das Aufleuchten der roten Kontrollampe ab. Jetzt arbeitete er bereits mit seinen überlichtschnellen Impulsen, die im gleichen Augenblick auf dem Mars gehört werden mußten. Wahrscheinlich auch an Bord der »1418«. Bestimmt war dort die Funkstation dreifach besetzt.
Ich klappte die Haube zu und verriegelte sie kräftig, damit sie nicht sofort zu öffnen war. Zusätzlich verbog ich noch den einen Sperr-Riegel.
Auch das würde Zeit bringen – und wenn es nur wenige Sekunden waren.
Ich schaute noch einmal in die Wohnung. Hannibal winkte mir vom Schlafraum aus zu. Sein Körper war in einem blaßgrünen Flimmern umgeben. Auf seinem Rücken erkannte ich den kleinen, dunklen Kasten des Erhaltungssystems. Die Atemmaske, die nur Mund und Nase bedeckte, hing in der Spezialklammer auf seiner rechten Schulter.
Ehe ich zurückwinken konnte, schien auf dem Planetoiden CERTURRY die Hölle auszubrechen.
Das kommandierende Robotgehirn hatte die überlichtschnellen und artfremden Impulse meines Senders geortet und ihn als feindlich erkannt.
Das Schrillen der Lärmpfeifen nahm kein Ende. Lautsprecherstimmen, bisher nie erklungen, erteilten Anweisungen in marsianischer Sprache.
Überall dumpfes Donnern und Tosen. Das waren die blitzartig zuschlagenden Sicherheitsschotten, von denen es innerhalb des großen Himmelskörpers Tausende gab.
Ich brachte Hannibal und mich aber nicht in Sicherheit, denn Alec besaß ein Kommandogerät, mit dem er alle Türen öffnen und Schutzschirme beseitigen konnte. Um dies zu erreichen, benötigte man nicht unbedingt einen Kodator erster Klasse.
Ich blieb unter meiner geöffneten Tür stehen. Ich hätte nicht fliehen können, denn der Gang des Wohntraktes war vorn und hinten von
Weitere Kostenlose Bücher