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Sonnenkoenig

Sonnenkoenig

Titel: Sonnenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Lifka
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Dietz und Bell, die in regem Zahlungsverkehr mit der
FMA steht. Besonders im zweiten Fall bitte ich euch sehr, genau und vorsichtig
zu recherchieren. Ihr wisst, wer Werner Hoffmann ist. Insgesamt werden wir einigen
Persönlichkeiten sehr unangenehme Fragen stellen müssen. Macht euch auf starken
Gegenwind, hauptsächlich aus dem konservativen Lager unserer
Parteienlandschaft, gefasst. Die drei von der Tankstelle werden mit allen
Kalibern zurückschießen. Sobald wir den Durchsuchungsbeschluss haben, legen wir
los.«
    Eine Referendarin, die neu in der
Abteilung war, beugte sich zu ihrem Nachbarn und fragte hinter vorgehaltener
Hand: »Wer sind die drei von der Tankstelle?«
    »Ist eine interne Redewendung
für drei unserer Starpolitiker, die sich nicht nur gegenseitig die Pöstchen
zugeschoben, sondern auch sehr viel getankt haben, beispielsweise bei der FMA.
Einer hat es mittlerweile zum Bundesminister gebracht und der andere zum
Landesminister.«
    Ströcker beendete die Sitzung und
pfiff auf dem Weg in sein Büro gut gelaunt ein Lied aus einem
Nazipropagandafilm vor sich hin: »Ein Freund, ein guter Freund …«

     
    Ströcker schreckte
aus seinen Gedanken hoch. Der Richter war aufgestanden, schwankte leicht und
streckte ihm seine gepflegte Hand mit den professionell manikürten Fingern
entgegen. »Da kann ich leider nichts für Sie tun«, brummelte er und verließ den
Raum.

IV. Schweige wie ein Grab

     
    »Ja, das Lumen kenne ich. Um neun Uhr, wenn ich
reinkomme, links, bis ans Ende des Raums. Sie haben rot gefärbtes, kurzes Haar
und eine Frankfurter Rundschau vor sich liegen. Okay, bis dahin.« Kordula
stellte das Telefon langsam und mechanisch zurück in die Ladestation. Sie war
nicht bei der Sache, ihre Gedanken entfernten sich immer wieder aufs Neue und
kamen nur hin und wieder zum eigentlichen Thema zurück. Ein ununterbrochenes
Hämmern und Brummen in ihrem Kopf, ließ sie schier verrückt werden. Sie
schleppte sich in die geräumige, durchgestylte und chromblitzende Küche, schob
sich den Hocker, der am Tisch stand, unter den Hintern und stützte den Kopf in
beide Hände. Mit den Handballen massierte sie ihre Schläfen.
    Es war richtig, diese
Journalistin anzurufen, versuchte sie sich einzureden. Es war richtig, sich mit
ihr zu verabreden. Entweder ich oder sie. Mit ›sie‹ meinte Kordula Crown ihre
Geschäftsfreunde. »Pah«, schrie sie durch das für gewöhnlich Sterbliche
unbezahlbare menschenleere Zwölfzimmerhaus. »Geschäftsfeinde trifft es besser!
Betrüger, Halsabschneider, Verbrecher!«

     
    Bis vor acht Tagen
war Kordulas Welt noch in Ordnung gewesen. Als Geschäftsführerin der Camcos
GmbH hatte sie ein Vermögen verdient, kaum etwas zu tun gehabt und gehörte zu
den oberen Zehntausend der hessischen High Society. Ob nun der
Ministerpräsident zur Geburtstagsfeier des Dalai Lama einlud oder man sich beim
Ball des Sports traf, Kordula war dabei und genoss es, den Schaltstellen der
Macht und des Geldes wunderbar nahe gekommen zu sein.
    Nun saß sie wie ein Haufen Elend
in ihrer restaurierten Gründerzeitvilla im Walkmühltal und hatte Angst. Nackte
Angst. Hätte sie nur ihren Mund gehalten, hätte sich nicht an Adrian gewandt.
Allein, sie hatte ihm vertraut.
    Sie kannten sich seit etlichen
Jahren, hatten erfolgreich Geschäfte abgeschlossen und gemeinsam viele tolle
Dinge erlebt. Kennengelernt hatte sie ihn, als sie bei Cos-Prom ausgestiegen
war und zusammen mit Johannes und Adrian Camcos gegründet hatte. Natürlich
hatte sie gewusst, es zumindest geahnt, dass Camcos lediglich ein weiterer
Baustein im Firmengeflecht und Imperium des ›Sonnenkönigs‹ war, wie zuvor etwa
Cos-Prom, Lake Media Trust oder wie sie alle geheißen haben. Sie hatte es nur
erfolgreich verdrängt.
    Kordula stand auf, ging durchs
Speisezimmer hinüber in den Roten Salon, wie sie das mit rotem schweren Samt
ausgeschlagene Zimmer mit der Bar, dem Billardtisch und der Lese- und Rauchecke
nannte, griff hinter dem Tresen nach einer Flasche mit uraltem Whiskey, öffnete
sie und sog den herausströmenden Duft ein. Sie verschloss die bauchige Flasche
sofort wieder und stellte sie zurück. Das war keine Lösung. Im Gegenteil, um
irgendwie heil aus der Sache rauszukommen, musste sie bei klarem Verstand
bleiben. Sie ging weiter, die weit ausladende Treppe hinauf in den offenen
ersten Stock, hielt sich mit einer Hand an der Balustrade fest und betrat ihr
Arbeitszimmer. Ein überdimensionierter, aus alten englischen Zeiten

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