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Sonnenschein oder wie mir das Leben den Tag versaute

Sonnenschein oder wie mir das Leben den Tag versaute

Titel: Sonnenschein oder wie mir das Leben den Tag versaute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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los ist!«
    »Du willst es also wirklich wissen, ja?«
    »Ja, verdammt noch mal! Sag es mir! Was ist los?«
    »Also gut, ich werde dir sagen, was los ist! Alles werde ich dir sagen! Dieser verfluchte, beschissene Tag ist los! Dieser Scheißtag! Erst zwingen sie mir dieses Scheißabi auf und schmeißen mich aus der Schule. Dann wirst du von einem beschissenen Amokläufer abgeknallt und kurz darauf tauchst du plötzlich wieder auf und rettest mir mein Scheißleben.«
    »Was für ei n …?«
    »Lass mich ausreden, verdammt! Kannst du mich bitte ausreden lassen!«
    »Ja, ja. Schon gut.«
    »Also, wo war ich? Ach ja. Du rettest mir das Leben und dann pflegst du mich mit Hühnersuppe gesund. Nächtelang sitzt du an meinem Bett und passt auf mich auf. Dann, was war dann? Dann bringt so ein verdammtes Arschloch Käthchen um und ich bin schuld daran. Weil ich so traurig war, bin ich in die Scheißstadt gefahren, um dir ein Geschenk zu kaufen. Den ganzen Tag bin ich rumgelaufen und dieser blöde Papagei ging mir tierisch auf die Nerven. Danach saß ich in diesem Zugabteil mit Tee und Keksen, und Alabama war so süß, aber sie kam nicht, und du bist auch nicht gekommen. Niemand ist gekommen und hat mir Popcorn übergeschüttet. Kennst du Quentin Tarantino? Wahrscheinlich nicht, auch egal. Im Mac hat mir ein blinder Clown beinah ein Loch in die Wade geschossen und dann ist er zu früh gekommen und hat das arme Mädchen zum Weinen gebracht. Die Bullen haben mein Auto geklaut und ich habe Bender und sein Brett getroffen. Sie ist ihm beim Bungee-Jumping auf den Kopf gesprungen und jetzt geht sie mit ihm ins Bett, wegen ihrer Brille. Danach bin ich hierher, wegen dir und dem Geschenk, aber ich konnte dich nicht finden, und das Mädchen mit den traurigen Augen war plötzlich da und hat gesagt, ich soll dir einen Kuss von ihr geben und dir endlich sagen, dass ich dich mehr als alles andere auf dieser Scheißwelt liebe, aber du hast ja nichts Besseres zu tun, als dich mit Gott-weiß-wem auf dem Boden herumzuwälzen und mich zu fragen, was los ist. Jetzt weißt du’s und jetzt lass mich bitte gehen!«
    Das war’s. Alles war gesagt und nichts war mehr wichtig. Die Wut war verschwunden, weggebrüllt. Ich wollte nur noch da raus.
    »Bleib hier, David! Wir müssen reden!«
    »Ich will aber nicht mehr reden. Wir haben zwei Jahre lang geredet, das reicht. Ich gehe jetzt.«
    »Du verdammtes Arschloch!«, brüllte sie. »Du gehst jetzt nicht! Du kannst nicht einfach nach zwei Jahren ankommen, sagen, dass du mich liebst, und dann einfach verschwinden!«
    »Doch, ich kann. Es ist genauso leicht, wie sich auf dem Boden zu wälzen.«
    »Du machst es dir verdammt leicht!«, schrie sie.
    »Ist alles in Ordnung, Kelly?«
    Der Kerl, mit dem sie rumgemacht hatte, stand plötzlich neben ihr und streichelte ihren Kopf.
    »Nein!«, schrie sie ihn an und schlug seine Hand weg. »Nichts ist in Ordnung! Verpiss dich!«
    »Probleme, Sunshine?«
    Neuroth stand neben mir und ließ seinen Basie in seine Hand klatschen.
    »Ja«, sagte ich. »Dieser Mistkerl da hat versucht Kelly zu vergewaltigen.«
    Zwei Sekunden später hatte der von mir Verleumdete keine Nase mehr. Ich bereute es kein bisschen, schuld daran zu sein, nicht in diesem Moment. Später tat es mir irgendwie leid. Er hatte ja eigentlich nichts Böses getan, nur das, wovon ich immer geträumt hatte. Ich mache ihm heute auch keinen Vorwurf mehr. Er hatte nur das getan, was ich mich nie getraut hatte. Dass seine Nase nie mehr so aussehen würde wie vorher, war Pech. Er konnte allerdings noch froh sein, dass Neuroth daran gehindert wurde, sich richtig auszutoben. Es entstand ein Riesentumult. Kelly und fünf Jungs stürzten sich auf die Kampfmaschine Neuroth und versuchten ihn festzuhalten. Die Menge johlte und grölte und feuerte mal Kelly und mal Neuroth an. Brot und Spiele.
    Niemand achtete mehr auf mich und ich nutzte die Gelegenheit, um zu verschwinden. Der Aufzug war gerade oben und ich stieg ein. Als er sich in Bewegung setzte, wurde mir schlecht. Ich musste kotzen und ich tat es einfach, mitten in den Aufzug. Ich kotzte all meine Liebe für Kelly aus. Ihr Haltbarkeitsdatum war abgelaufen, sie war verdorben und somit ungenießbar geworden. Als ich im Erdgeschoss ankam, war ich sie los, doch erleichtert fühlte ich mich nicht. Die Traurigkeit riss sofort den frei gewordenen Platz an sich und machte es sich dort gemütlich, wo eben noch Kelly gesessen hatte. Kelly, süße Kelly, auf dem Boden eines

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