Sonnenstürme
Roamer-Clans ihr Leben selbst unter den ungünstigsten Umständen bewältigt. Sie lösten Probleme, kamen mit innovativen Ideen und neuer Technik dort weiter, wo die Hanse aufgab.
Jess war sicher, dass es irgendwie möglich war, den Planeten zu verlassen.
Zwar konnten die Wasserentitäten seine Gedanken »hören«, aber trotzdem rief er übers Meer: »Wenn ihr Wentals so mächtig seid, warum dann warten? Es gibt viel zu tun!« Dort draußen, in den enormen Weiten des Spiralarms, setzten die Hydroger weiterhin den Außenposten der Roamer zu. »Im Spiralarm findet ein Krieg statt. Wollt ihr aufgeben, obwohl ihr eine zweite Chance bekommen habt?«
Wir fließen von Möglichkeit zu Möglichkeit. Das entspricht unserer Natur.
»Dann fließt zu einer anderen. Wie komme ich fort von hier? Ihr wolltet euch noch weiter ausbreiten, nicht wahr? Warum sollten wir einfach nur hoffen, dass irgendwann jemand hierher kommt? Vermutlich ist es Jahrhunderte her, seit zum letzten Mal jemand diesen Planeten besucht hat, wenn überhaupt jemals jemand hier war.« Jess nahm einen Stein und warf ihn ins Meer. Er verschwand darin, und das Wasser kräuselte sich nicht einmal.
Die Wentals antworteten: Alle Ressourcen dieser Welt stehen dir zur Verfügung, von den Felsen unter dir über die im Wasser gelösten Metalle und Mineralien bis hin zu den Lebewesen.
»Wie soll mir das dabei helfen, ein Raumschiff zu bauen? Ich habe keine Werkzeuge, nur meine bloßen Hände.«
Du hast uns.
Jess sprang auf. »Was soll das heißen?«
Unterschätze deine neuen Energien und Fähigkeiten nicht. Mit der Kraft der Wentals in dir kann es vergleichsweise… einfach sein, ein Raumschiff zu konstruieren.
Jess empfing geistige Bilder, und ein plötzliches Verstehen der Möglichkeiten ließ ihn aufgeregt nach Luft schnappen.
So primitiv das Ökosystem im Ozean auch sein mochte, es bestand aus Milliarden von lebenden Geschöpfen, von riesigen Ungeheuern bis hin zu mikroskopisch kleinen Organismen. Eine gewaltige Arbeiterschaft. Unter Anleitung der Wentals konnten sie alle zusammenarbeiten und ein Raumschiff bauen, Molekül für Molekül.
Die Wentals zeigten Jess, wie es sich bewerkstelligen ließ.
7 CESCA PERONI
Jess Tamblyn war verschwunden. Cesca saß in ihrem Büro im Rendezvous-Asteroiden und konnte sich kaum auf ihre Aufgaben als Oberhaupt der Roamer konzentrieren.
Die miteinander verbundenen Asteroiden in der Umlaufbahn eines Zwergsterns symbolisierten die Roamer-Clans: jeder unabhängig, doch von unsichtbaren Banden zusammengehalten. Seit Jahrhunderten lebten Roamer in diesem Außenposten, und während dieser Zeit hatten sie die Asteroiden mit Trägern, Stegen und Kabeln verbunden. Doch derartige Verbindungen konnten auch wieder gelöst werden, und dann wären die Asteroiden von Rendezvous verstreut gewesen wie zu Anfang.
Als Sprecherin musste Cesca dafür sorgen, dass so etwas nicht bei den Clans geschah.
Umgeben von dicken Wänden sichtete sie Berichte von Roamer-Händlern und sah sich Listen der Waren, Rohstoffe und Ressourcen an, die unter den Außenposten verteilt wurden. Die traditionellen Himmelsminen konnten nicht mehr betrieben werden. Tollkühne Roamer versuchten, mit schnellen Vorstößen in die Atmosphäre von Gasriesen Ekti zu produzieren, während andere, wie die ehrgeizigen Roamer bei Osquivels Extraktionsanlagen, Kometen einfingen, um aus ihrem Wasserstoff ein wenig Treibstoff für den Sternenantrieb zu gewinnen. Die TVF und die Hanse – die »Große Gans« – verlangten das gesamte Ekti der Clans. Anstatt dankbar zu sein für das, wofür die Roamer ihr Leben riskierten, forderten sie mehr und mehr, obwohl es einfach nicht mehr gab.
Cesca sah auf, als ein Besucher ihr Büro betrat, ein dunkelhaariger junger Mann mit asiatischen Zügen und schmalem Kinn. »Ich bringe Neuigkeiten, Sprecherin Peroni!«
Jhy Okiah hatte es immer für sehr wichtig gehalten, dass sich die Sprecherin Namen und Gesichter merkte, und Cesca war sehr bemüht gewesen, sich diese Fähigkeit – neben anderen – anzueignen. Sie erinnerte sich daran, dass dieser junge Mann ein Schiff des Tylar-Clans flog und als Kurier zwischen Außenposten der Roamer fungierte. Er stand auch in dem Ruf, sich leicht zu verirren… oder sich ablenken zu lassen.
»Es gehört zu meinen Aufgaben, Nachrichten entgegenzunehmen, Nikko Chan. Allerdings würde ich mich freuen, wenn es zur Abwechselung einmal gute Nachrichten wären.« Der Gesichtsausdruck des jungen Mannes deutete
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