Sophies Melodie (German Edition)
forschend harter Blick ließ sie unruhig werden. Plötzlich erhob er sich wortlos und raffte seine Kleidung zusammen.
Fassungslos sah sie ihm dabei zu. „Conny? Was tust du da?“
„Ich ziehe mich an, das siehst du doch.“ Seine schönen Augen wirkten seltsam verschleiert, aber er sah sie nicht direkt an, sondern fixierte einen imaginären Punkt irgendwo über ihrem Kopf, während er in seine Jeans schlüpfte. „Ich denke, wir sollten dieses … Intermezzo nicht überbewerten.“
Sophies kurzer, heftiger Kampf gegen die tiefe Verzweiflung und den grausamen Schmerz blieb erfolglos. Die Tränen kamen, ohne dass sie dagegenhalten konnte. „Warum tust du mir das nur an?“, fragte sie schluchzend, aber da hatte er bereits das Zimmer verlassen.Vier volle Tage lang bekam sie ihn nicht mehr zu Gesicht.
Tagsüber blieb er in seinem Zimmer, und erst in der Nacht, wenn Sophie bereits in ihrem Bett lag, konnte sie manchmal hören, dass er noch einmal nach unten ging. Sogar die Mahlzeiten ließ er sich von der nun ewig besorgt dreinschauenden Maria auf sein Zimmer bringen.
Sophie fühlte sich verletzt und zutiefst unglücklich. Sie haderte mit ihrem Schicksal, denn sie konnte einfach keinen Grund finden, warum gerade ihr das alles passierte. Den Mut, einfach zu ihm ins Zimmer zu marschieren und ihn noch einmal zur Rede zu stellen, brachte sie nicht mehr auf. Sie fragte noch nicht einmal Maria, wie es ihm ging und was er da drinnen eigentlich den ganzen Tag tat. Den kümmerlichen Rest von Energie, der ihr noch geblieben war, brauchte sie für ihren Sohn.
Sie wusste nur, dass Constantin sich wie ein mieser, rücksichtsloser Schurke aufgeführt hatte. Obwohl sie ihm ansonsten völlig gleichgültig war, hatte er sie verführt, nur um seine sexuelle Begierde zu befriedigen. Anders konnte sie sich sein Verhalten nicht erklären. Um ihre Gefühle scherte er sich nicht, sie waren ihm gleichgültig, und dieser Realität musste sie sich nun endgültig stellen.
Immer wieder gingen ihr die Bilder ihres letzten Zusammenseins durch den Kopf, aber sie verstand einfach nicht, was in dem Mann vorging, den sie geheiratet hatte.
Seine überbordende Leidenschaft und sein Verlangen waren nicht gespielt gewesen, doch offenbar hatte er einfach nur dringend Sex gebraucht, egal mit wem. Es war so leicht für ihn gewesen, ihren Willen zu brechen, dachte sie erschüttert. Sie war sogar so sehr von ihm bezaubert gewesen, dass sie ihm in ihrem Wahn noch eine Liebeserklärung gemacht hatte. Es hatte ihr fast das Herz zerrissen, als er ihr auf grausame Weise klarmachte, was der Liebesakt hingegen für ihn gewesen war.
Ein Intermezzo!
Er hatte das, was für sie der Himmel gewesen war, ein Intermezzogenannt! Sophie hasste sich selbst dafür, dass dieser Mann in der Lage war, ihr ihre gesamte Selbstachtung zu rauben – und sie hasste ihn dafür, dass er es auch tat.
In den vergangenen vier Tagen hatte sich ihr eine Erkenntnis offenbart, die sich nun nach und nach verfestigte: Sie musste weg von ihm! Auch wenn ihr Herz noch immer gegen diese Einsicht ankämpfte, hatte ihr Verstand beschlossen, dass es die einzige Lösung für sie war, wenn sie nicht vollkommen den Boden unter den Füßen verlieren wollte. Roman hatte von Anfang an recht gehabt: Die Hochzeit war ein Fehler gewesen, und sie würde lernen müssen, ohne Constantin Afra weiterzuleben. Doch zunächst war es wichtig, dass sie wieder genug Kraft sammelte, damit sie ihm ihren Entschluss mitteilen konnte, ohne gleich wieder in Tränen auszubrechen.
Constantin saß, die langen Beine weit von sich gestreckt, im Sessel seines Schlafzimmers und bot einen fast schon Angst einflößenden Anblick. Der Reißverschluss seiner Jeans stand offen, und das silbergraue T-Shirt, das er trug, war vollkommen zerknittert und fleckig. Seit Tagen hatte er sich nicht mehr rasiert, und das schwarze Haar fiel ihm wirr in die Stirn. Der düstere Ausdruck in seinem Gesicht und die blutunterlaufenen Augen ließen zudem keinen Zweifel an seinem Zustand aufkommen. In seiner linken Hand hielt er ein Glas, das im Augenblick zur Hälfte mit Wodka gefüllt war.
Träge hob er das Glas an seine Lippen und kippte den gesamten Inhalt mit angewiderter Miene in sich hinein. Dann beugte er sich vor, griff mit unsicheren Bewegungen nach der Flasche, die neben ihm auf dem Boden stand, und schenkte sich nach. Während er weitertrank, beschimpfte er sich selbst: „Idiot! Verdammtes Arschloch! Widerlicher Penner!
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