Sophies Melodie (German Edition)
und gründlich ein. „Ich will vor allem wissen, warum Melanie Afra sterben musste. Irgendwie denke ich die ganze Zeit, das könnte der Schlüssel sein.“
„Ich begreife nicht ganz, wie du das meinst, das ist doch …“
„Nein. Ich weiß genau, was du jetzt sagen willst, aber die Sache ist meiner Meinung nach überhaupt nicht klar. Bis heute hat sich mir nämlich kein wirklich nachvollziehbarer Grund eröffnet, warum Kampmann ihr und sich selbst das Leben genommen hat. Helen Afra zum Beispiel ist im Grunde ihres Herzens noch heute davon überzeugt, dass ihr zartbesaiteter Bruder Leonard überhaupt nicht in der Lage gewesen wäre,den Abzug zu betätigen. Schon gar nicht, um seine geliebte Melanie zu ermorden.“
„Es gibt Momente im Leben, da …“ Johannes’ Augen weiteten sich plötzlich. „Aber, Moment mal, du denkst doch hoffentlich nicht, dass Constantin mit dem Tod dieser beiden Menschen etwas zu tun haben könnte, oder?“
Sophie schüttelte heftig ihren Kopf. „Nein, um Gottes willen! Conny hielt sich zur fraglichen Zeit in England auf. Aber ich glaube, er könnte indirekt etwas damit zu tun haben, natürlich unbeabsichtigt. Und ich glaube weiter, dass er das eventuell genauso sieht. Immer vorausgesetzt, er wollte Melanie wirklich zurück. Wenn das so ist, Hannes, dann ist er tatsächlich ein sehr unglücklicher Mann.“
„Und was weiter?“
„Es muss doch damals eine polizeiliche Untersuchung gegeben haben. Kannst du darüber nicht irgendwas in Erfahrung bringen? Du hast doch deine viel gepriesenen Quellen.“
„Verdammt, Sophie!“
„Es bleibt mir keine Wahl. Ich muss endlich Gewissheit haben. Ich muss so schnell wie nur möglich Klarheit in meinem Kopf schaffen. Conny hat … er hat mich gebeten, ihn zu heiraten. Bitte hilf mir, Hannes!“
Johannes Kramer verzog sorgenvoll das Gesicht und rückte seufzend seine Brille zurecht. „Du weißt sehr gut, dass ich dir helfen werde, mein Schatz. Trotz des warnenden Fingers, den ich dabei erheben muss.“
„Ich wusste immer, dass ich mich auf dich verlassen kann.“
„Okay, du willst morgen am frühen Abend schon wieder abreisen, richtig?“
„Leider ja. Mehr Zeit habe ich nicht.“
„Gut, dann sollte ich am besten sofort handeln.“ Johannes wühlte in seiner Hosentasche und zog sein Handy hervor. „Mal sehen, was meine Kontakte zur Polizei wirklich wert sind.“
„Danke, Hannes! Tausend Dank!“
Während Johannes telefonierte, räumte Sophie den Tisch ab.Schmunzelnd schwenkte sie eine Flasche Rotwein hin und her, als sie wieder zurück ins Wohnzimmer kam. Sie registrierte, dass Johannes unterdessen mit ihrer Mutter telefonierte, und grinste über den beschwichtigenden Ton, den er immer anschlug, sobald er mit Judith von Wenningen sprach.
„Gut, mein Herz, ich werde es ihr ausrichten. Ja … ja … natürlich. Bis nachher, Schatz.“
Johannes erwiderte Sophies Grinsen und schob sein Handy zurück in die Hosentasche, dann nahm er ihr die Flasche und den Korkenzieher aus den Händen. „Sie ist sauer, weil wir morgen Mittag nicht mit ihr essen gehen können. Ich habe sie davon überzeugt, dass ein gemeinsames Frühstück es auch tun wird. Du solltest dann allerdings um neun Uhr bei uns sein.“
„Ach, kein gemeinsames Mittagessen?“
„Nein, du hast mittags eine andere Verabredung.“
„Oh!“
„Du triffst dich morgen um vierzehn Uhr bei Giovanni mit einem langjährigen Mitarbeiter der Mordkommission. Sein Name ist Roman Herwig. Er ist mir noch einen Gefallen schuldig. Allerdings sagte er mir am Telefon, dass er dir sicherlich nicht sehr viel Neues erzählen kann.“
„Roman Herwig? Ja, ich glaube, du hast den Namen irgendwann schon einmal erwähnt.“
„Er ist ein recht guter Bekannter von mir. Wir kennen uns seit Jahren. Roman ist ein fähiger Polizist und ein guter Mann. Wenn er dir helfen kann, wird er es auch tun.“
„Ich danke dir von Herzen, Hannes.“
„Gern geschehen, meine Kleine. So, und nun lass uns noch zusammen ein Glas Wein trinken, bevor ich mich auf den Weg zu deiner lieben Mutter mache.“
Sophie schätzte Roman Herwig auf Anfang vierzig. Er war mindestens einen Meter neunzig groß, breitschultrig und dazu auch noch ausgesprochen gut aussehend. Sein volles kastanienbraunes Haar wurde bereits von einigen Silbersträhnen durchzogen,und er hatte klare stahlblaue Augen. Selbst durch die dicke Wolle seines nebelgrauen Sakkos konnte man unschwer erkennen, dass der Mann in großartiger Form
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