Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SPIEGEL E-Book: Best of SPIEGEL:Ausgezeichnete SPIEGEL-Autorinnen und Autoren des Jahres 2012 (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Best of SPIEGEL:Ausgezeichnete SPIEGEL-Autorinnen und Autoren des Jahres 2012 (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Best of SPIEGEL:Ausgezeichnete SPIEGEL-Autorinnen und Autoren des Jahres 2012 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Mascolo
Vom Netzwerk:
Über-maß bei ausländischen Geldgebern, besonders gern bei europäischen Großbanken. Sie häuften an, was die Wissenschaft "externe" Schulden nennt. So kaufte die Deutsche Bank griechische Schuldtitel, die Société Générale investierte in spanische Anleihen, Pensionskassen aus Amerika und Japan kauften europäische Staatspapiere. Die waren zwar nicht sonderlich gut verzinst, aber dafür bargen sie auch kein Verlustrisiko, so schien es. Aber in dieser Zeit werden die monetären Beziehungen geknüpft, die Griechenland zu einer Geldbombe machen, die Jahre später die gesamte Euro-Zone bedrohen wird.
    Rogoffs Zweifel am Euro-Projekt waren übermächtig: Um Italien fit aussehen zu lassen für die Währungsunion, sagt er, hätten sich die Euro-Macher darauf eingelassen, sogar den Schwarzmarkt des Landes zur realen Wirtschaftsleistung irgendwie hinzuzurechnen, "und das ist natürlich ein Witz".
    Und jeder wusste, dass Griechenland weit davon entfernt war, die Maastricht-Kriterien zu erfüllen. Das Land lag in seiner Entwicklung 50, vielleicht 100 Jahre hinter den modernen Industrienationen zurück, Griechenland war Entwicklungsland, sagt Rogoff, und die Annahme, der Euro könne den Rückstand im Eiltempo verschwinden machen, sei Irrsinn gewesen.
    Die Griechen kommen nun viel zu billig an neues Geld, zu Zinssätzen, die nur knapp über jenen liegen, die der deutsche Staat für Anleihen zahlen muss. "Der Euro war eine Art Paradies", sagt Griechenlands damaliger Finanzminister Jannos Papantoniou.
    Die Südländer Europas hätten nach dem Euro-Beitritt die Anstrengungen eingestellt, ihre Haushalte weiter zu sanieren, sagt Papantoniou. Aus den Ländern Nordeuropas floss das Geld auch ohne Anstrengungen, der öffentliche Sektor Griechenlands nahm Kredite auf, als gäbe es kein Morgen mehr – und das ging nur, weil sich das Land mit dem Euro auch Deutschlands Glaub- und Kreditwürdigkeit geliehen hatte.
    Der Handel mit Staatsschulden funktioniert im Grunde nicht viel anders als der mit Aktien eines Konzerns. Wie ein Betrieb, der große Investitionen plant, Anteilsscheine verkauft, um sich das nötige Geld zu besorgen, so suchen sich Staaten ihre "bondholders".
    Jeder, der sich einen Bundesschatzbrief kauft, gibt der Bundesrepublik Deutschland Kredit. Und folglich hat bei ihm der deutsche Staat Schulden, die je nach Laufzeit des Wertpapiers zurückgezahlt werden. Im großen Spiel der Weltfinanz kaufen Investoren Schuldtitel in Tranchen von 10 oder 50 Millionen, das Geschäft findet auf Auktionen statt, bei denen die Zinssätze verhandelt werden, die der Staat zahlen muss.
    Es ist ein komplexes Gewebe aus Fälligkeiten und laufenden Verbindlichkeiten, und bis zum Jahr 2000 ist Griechenland zu uninteressant und zu unterentwickelt, um an diesem Markt nennenswert teilzunehmen. Das ändert sich nun, als feststeht, dass die Griechen in die Euro-Zone vorgelassen werden.
    Normalerweise ist der Handel mit Anleihen ein unspektakuläres Geschäft. Laufen die fünf- oder zehnjährigen Papiere aus, gibt der Staat neue aus, er refinanziert sich, er "rollt" seine Schulden, zu Zinsen wie vorher, ein bisschen höher, ein bisschen niedriger, je nach Marktlage. Schwierig wird es, wenn sich der Ruf des Staates verschlechtert, wenn er so regiert wird, dass Anleger Zweifel bekommen, ob sie ihr Geld zurückerhalten werden.
    Der Mangel an Vertrauen macht es schwieriger, neue Staatsanleihen loszuwerden, der Staat muss die Rendite erhöhen, er muss den Anlegern mehr Zinsen bezahlen. Zinsen von sechs Prozent aufwärts gelten als alarmierend, Zinsen von zehn oder mehr Prozent heißen: Dieser Staat treibt in den Bankrott.
Die Griechen gründen eine Schuldenagentur
    Die sozialistische Regierung in Athen etabliert im Jahr 1999 eine "Schuldenagentur", zu deren Leiter Christoforos Sardelis berufen wird. Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler hat während der griechischen Militärdiktatur in Stockholm gelehrt, nun schart er zwei, drei Dutzend Mitarbeiter um sich.
    Zum ersten Mal wird versucht, auch ausländische Anleger zu gewinnen, für größere Volumen und längere Laufzeiten – die Botschaft ist: "Kauft einen attraktiven Schuldtitel aus der Europäischen Union."
    Er habe ganz Europa beackert, mit allen Fonds gesprochen, erinnert sich Sardelis, er ist heute 61 und sitzt im Vorstand des größten griechischen Privatversicherers Ethniki. "Unsere Aufgabe war es, auf die bestmögliche Art Geld zu beschaffen."
    Bei mancher Staatsauktion verkauft

Weitere Kostenlose Bücher