Spiegel E-Book - Nelson Mandela 1918-2013
Zeit bis zu den ersten freien Wahlen. Die Zulu-Organisation Inkatha unter Mangosuthu Buthelezi fürchtete ein vom ANC dominiertes Südafrika. Anhänger beider Seiten lieferten sich vor allem im Homeland KwaZulu Schießereien. Mit einiger Wahrscheinlichkeit unterstützte der weiße Sicherheitsapparat die Zulu-Fanatiker heimlich, um Unruhe zu stiften und den Reformprozess zu desavouieren.
Als ein Apartheid-Fanatiker am 10. April 1993 den schwarzen Gewerkschafter Chris Hani ermordete, stand das Land vor dem Bürgerkrieg. Nur der moralischen Integrität Mandelas und seiner Rede nach dem Anschlag ist es zu verdanken, dass sich die Wut der Massen nicht in noch mehr Blutvergießen entlud. Noch im selben Jahr einigte sich der ANC mit der Regierung de Klerk auf eine Übergangsverfassung. Im Dezember reisten de Klerk und Mandela gemeinsam nach Oslo, wo sie den Friedensnobelpreis entgegennahmen. Nach dem Sieg des ANC bei den ersten freien Wahlen 1994 übernahm Mandela das Präsidentenamt.
Seitdem hat Südafrika freiwillig seine Atomwaffen vernichtet. Eine Wahrheitskommission bemühte sich, die Untaten der Apartheid und ihrer Gegner aufzuarbeiten. Die National Party, einst treibende Kraft hinter der Rassentrennung, zersplitterte und wurde politisch bedeutungslos, bevor ihre Überreste sich vor zwei Jahren ausgerechnet dem früheren Erzfeind ANC anschlossen.
Vollkommener hätte die historische Niederlage der Apartheid nicht ausfallen können.
Südafrika
ab 1652
Versorgungsstation für niederländische Handelsschiffe.
ab 1806
Die Briten besetzen das Kap endgültig.
1899–1902
Im zweiten Burenkrieg siegen die Briten über die Buren.
1910
Gründung der Südafrikanischen Union.
1948
Die „National Party“ der Buren gewinnt die Wahlen, das Apartheidsystem wird eingeführt. Wirtschaftliche Sanktionen sind die Folge.
1990
Das 30 Jahre alte Verbot des ANC wird aufgehoben, die Apartheid außer Kraft gesetzt.
1994
Erste für alle Bürger freie Wahlen, Nelson Mandela wird Präsident.
SPIEGEL ONLINE vom 15.12.2003
SÜDAFRIKA
Mandelas langer Weg zur Freiheit
Nach Jahrzehnten der Haft in den Gefängnissen des südafrikanischen Apartheid-Regimes thront er heute als weltweit verehrte Autorität über allen Rassen und Religionen im Lande: Nelson Mandela. Seine Zelle auf Robben Island können Touristen ebenso besichtigen wie sein Heimatdorf und die dem ehemaligen Präsident gewidmeten Museen.
Kapstadt/Umtata - Pinguine in Afrika? Wer die komischen Vögel nur in antarktischen Gefilden vermutet, wird auf Robben Island eines Besseren belehrt. Zu Tausenden bevölkern sie dort die steinige Küste. Die Schüler, die gerade den für schwarze Südafrikaner obligatorischen Ausflug nach Robben Island absolvieren, setzen ihnen lautstark nach, und mancher weit gereiste Tourist ärgert sich über die lange Reaktionszeit seiner Digitalkamera. Für einen Moment haben sie alle vergessen, warum sie eigentlich mit der Fähre von Kapstadt aus herüber gekommen sind: Die Gefängnisinsel Robben Island ist für sie eine wichtige Station auf einer Reise auf den Spuren Nelson Mandelas.
Robben Island ist ein Mythos, berüchtigt wie Alcatraz in der Bucht von San Francisco. Aber Robben Island steht für mehr als spektakuläre Fluchtversuche - die Insel ist ein Symbol für die Schrecken des südafrikanischen Apartheid-Regimes. Die Elite des schwarzen Widerstands war hier inhaftiert, allen voran Nelson Mandela, der Führer des African National Congress (ANC). 18 seiner insgesamt 27 Haftjahre hat er hier verbracht, in einer Zelle, deren Breite gerade ausreichte, um eine Matte zum Schlafen auf den kalten Zementboden zu legen. Zweieinhalb Stunden dauern die geführten Touren auf Robben Island.
Die Geschichte hat Robben Island bekanntlich ein Happy End beschert. Sie hat das Apartheid-Regime hinweggefegt und die Häftlinge über ihre Peiniger triumphieren lassen. Einige von ihnen arbeiten heute als Touristenführer im Gefängnistrakt, andere hat der Umschwung in höchste Ämter getragen. Nelson Mandela wurde nicht nur Präsident Südafrikas, sondern thront als weltweit verehrte Autorität heute über allen Rassen und Religionen im Lande.
Wer wissen will, wo dieser Lebensweg begonnen hat, muss die ausgetrampelten Touristenpfade hinter sich lassen. Rund drei Tagesreisen mit dem Mietwagen liegen zwischen Kapstadt und East London in der Ostkap-Provinz. Im weiteren Verlauf der Autobahn N2 erreicht der Fahrer eine Hügellandschaft von beeindruckender
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