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Spiel der Teufel

Titel: Spiel der Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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verkommen
muss man sein, wenn man Kinder, Jugendliche und
junge Erwachsene tötet, nur weil man ihre Organe braucht?
Was ist das für eine Welt, in der wir leben? Und wenn es tatsächlich
stimmt, dass die Politik da auch noch mitspielt, wie
soll ich dann den Glauben an die Gerechtigkeit bewahren? Wir
werden doch von vorne bis hinten belogen und betrogen und
verarscht. Kein Wunder, dass wir immer mehr kriminelle Kinder
und Jugendliche haben, die haben ja auch tolle Vorbilder.
Politiker begehen Verbrechen und kommen ungeschoren davon,
Vorstandsvorsitzende begehen Verbrechen und werden
nicht belangt. Als Klose das mit Dietmar Pflock erzählt hat, da
wusste ich, dass er nicht korrupt ist. Der Frust stand ihm förmlich
ins Gesicht geschrieben, weil auch er nur verarscht wurde.
Wir Bullen sind wirklich nur ein Trottelverein, wie er's genannt
hat. Die Deppen der Nation. Aber wehe, wir begehen den
kleinsten Fehler, schon sind wir die Bösen. Was für eine verkehrte
Welt!«
    Sie trank ihr Glas leer und schenkte sich nach.
    »Bist du fertig?«
    »Womit? Mit dem Trinken oder mit meinem dummen Gerede?«
»Am besten mit beidem«, antwortete Henning leise. »Dass wir
die Deppen der Nation sind, dass wissen wir doch schon seit
einer halben Ewigkeit. Warum hängen wohl so viele von uns an
der Flasche? Oder warum gehen so viele Ehen den Bach runter?
Es ist unser Job. Ich habe einen gravierenden Fehler gemacht
und deshalb meine Familie verloren. Okay, wahrscheinlich
hatte das auch was Gutes, so habe ich wenigstens das wahre
Gesicht meiner Ex kennengelernt. Aber wir dürfen den Kopf
nicht in den Sand stecken, egal, wie mies alles ist. Jede vermisste
Person, die wir lebend finden, gibt unserm Job einen Sinn.
Und jeder Mord, den wir aufklären, ebenfalls. Was sonst noch
passiert, damit sollten wir uns nicht belasten.«
    »Normalerweise belastet mich das auch nicht, weil ich normalerweise
nichts damit zu tun habe. Mir geht das nur unglaublich
an die Nieren. Ich stelle mir vor, da sind Eltern, die geben
ihre Kinder in gutem Glauben weg, weil sie denken, sie haben
es einmal besser, und in Wahrheit werden diese Kinder umgebracht.
Und das alles nur um des lieben Geldes willen. Ich
begreif's nicht.«
    »Ich auch nicht, aber wir können's nicht ändern. Wir sind nicht
dazu da, die Welt zu verbessern.« Henning gähnte herzhaft
und streckte sich. »Ich muss schlafen, sonst übersteh ich den
Tag nicht. Soll ich hier auf dem Sofa schlafen?«
    »Nicht nötig. Geh ruhig zu Bett, ich bleib noch einen Augenblick
hier.«
    »Aber trink nicht zu viel«, mahnte Henning und stand auf.
»Ich kann schon auf mich aufpassen. Schlaf gut.«
    Er gab ihr einen Kuss auf die Wange, mehr ließ sie nicht zu.
Sie sah ihm hinterher, wie er im Schlafzimmer verschwand und
die Tür anlehnte. Dann ließ sie sich zurückfallen und stierte
an die Decke, wo ein paar Spinnweben hingen. Ich müsste mal
wieder richtig saubermachen, dachte sie. Irgendwann. Sie
trank auch ihr zweites Glas Wein leer und spürte die Wärme,
die ihren Körper durchströmte. Ihr Gesicht fühlte sich ganz
heiß an. Ihr Blick war auf die noch halbvolle Flasche gerichtet,
und sie überlegte, ob sie noch ein Glas trinken sollte. Doch
dann schüttelte sie den Kopf, drückte den Korken hinein und
stellte die Flasche neben den Kühlschrank. Sie legte sich auf
das Sofa, die Beine angezogen, und schloss die Augen. Es dauerte
nicht lange, bis sie einschlief, und sie wachte erst auf, als
sie das Rauschen des Wassers in der Dusche hörte. Sie hatte
leichte Kopfschmerzen und fluchte leise vor sich hin und
schalt sich eine Närrin, so viel Wein getrunken zu haben. Sie
nahm ein Aspirin und aß eine Banane gegen die leichte Übelkeit.
     

FREITAG, 9.00 UHR
     
    Büro von Dr. Koljakow. Elena und Igor kamen pünktlich zur
verabredeten Zeit und wurden bereits erwartet. Koljakow trug
wie immer einen dezenten anthrazitfarbenen Anzug, ein blaues
Hemd, eine rote Krawatte und schwarze italienische Maßschuhe,
Äußerlichkeiten, durch die er ausdrückte, welche Stellung
er innehatte. Sein würziges Eau de Toilette erfüllte den
ganzen Raum.
    »Guten Morgen«, begrüßte er seine Mitarbeiter, erhob sich
und reichte erst Elena und dann Igor die Hand, ein Ritual, das
er jeden Morgen pflegte, wenn er seine engsten Vertrauten um
sich versammelte. »Habt ihr schon gefrühstückt?«
    Elena und Igor verneinten, woraufhin Koljakow sagte: »Sehr
gut, ich kam nämlich

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