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Spiel mit dem Tod

Spiel mit dem Tod

Titel: Spiel mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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durch den Kopf. Sie hatte seit seinem Anruf, bei dem er ihr von Pogo berichtete, nichts mehr von ihm gehört. Zuerst dachte sie, er wäre zu sehr mit dem Fall beschäftigt. Jetzt fragte sie sich, ob er sie ausschließen wollte.
    Sie hätte das Gleiche getan. Damals, als sie noch Polizistin war.
    Was hielt sie hier noch? Sie vermisste Jane. Und die kleine Apfel-Annie, die jeden Tag wuchs und sich veränderte. Sie hatte ihr Leben hier zweifellos weniger in der Hand als in Dallas. Sie könnte das Studium aufgeben, ihre Sachen packen und nach Hause fahren.
    Den Schwanz einziehen und wegrennen? Cassies Tod unaufgeklärt lassen und Leo und seine Familie ohne Schutz?
    Der letzte Gedanke traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Sie war nicht die Beschützerin der Nobles. Das war nicht ihr Job. Die Polizei von New Orleans sollte diese Aufgabe erledigen, und Malone.
    Verdammt noch mal. Warum fühlte sie sich dann verantwortlich? Warum hatte sie immer den Drang, diese ganze verdammte Welt zu beschützen?
    Weil sie Jane an dem Tag damals am See nicht beschützt hatte.
    Die Erinnerung an den Tag überfiel sie plötzlich und war so klar, als wäre es gestern passiert und nicht vor zwanzig Jahren. Janes Schreie. Ihre eigenen. Das eiskalte Wasser, als Stacy hin einsprang. Das Blut. Danach der Blick ihrer Eltern. Vorwurfsvoll. Enttäuscht.
    Sie war siebzehn gewesen, Jane fünfzehn. Sie war die ältere Schwester. Sie hätte besser auf sie aufpassen sollen. Sie hätte verantwortungsvoller handeln müssen. Es war ihre Schuld, dass das alles passiert war.
    Nein, verflucht. Stacy schüttelte den Kopf, als wollte sie sich selbst überzeugen. Es war nicht ihre Schuld. Damals am See war sie noch ein halbes Kind gewesen. Jane hatte sie nicht dafür verantwortlich gemacht; warum tat sie es selbst?
    Eine Bewegung unten im Garten erregte ihre Aufmerksamkeit. Ein Mann lief aufs Gästehaus zu.
    Sie griff nach ihrer Pistole, die im Nachttisch lag. Als sie die Finger darum schloss, erschien Kay vor der Tür des Gästehauses. Sie ging dem Mann entgegen. Er umarmte sie.
    Es war nicht Leo. Aber wer dann? Sie versuchte angestrengt, die Gestalt zu erkennen. So leise wie möglich öffnete sie das Fenster. Die Stimmen der beiden wurden durch die Nachtluft zu ihr getragen. Kays heiseres Lachen. Die leisen, sanften Worte des Mannes.
    Clark.
    Kay Noble hatte eine Affäre mit dem Privatlehrer von Alice.
    Sie beobachtete, wie die beiden zusammen zur Tür des Gästehauses schlenderten und dann im Haus verschwanden. Einen Augenblick konnte sie noch die Schatten hinter dem Fenster sehen, als sie sich umarmten.
    Kurz darauf erlosch das Licht.
    Stacy legte die Waffe vorsichtig zurück in die Nachttischschublade. Diese Beziehung überraschte sie nicht direkt. Clark war intelligent, weltgewandt. Ein Akademiker.
    Farblos, dachte sie. Verglichen mit Leo.
    Oder Malone, zum Teufel.
    Aber vielleicht war das der Punkt. Falls das, was Leo ihr über seine Beziehung zu Kay erzählt hatte, stimmte.
    Falls es stimmte? Warum dachte sie so etwas?
    Und warum erschien es ihr nicht richtig, dass die Frau mit Clark eine Affäre hatte?
    Kay und Leo waren geschieden. Aber Clark war ein Angestellter. Der Lehrer von Kays Tochter.
    Und Leo liebte diese Frau ganz offensichtlich immer noch.
    Stacy schloss das Fenster und wandte sich um. Hatte Kay sich wegen ihrer Affäre mit Clark geweigert, in das Haupthaus zu ziehen?
    Alice war schlau und besaß einen guten Instinkt. Sie musste zumindest von der Beziehung geahnt haben.
    Stacy runzelte die Stirn bei dem Gedanken an den Teenager. Das Mädchen verbrachte eine Menge Zeit am Computer, Tag und Nacht. Hin und wieder wachte sie durch den Signalton von Alices Computer auf, wenn der eine eingegangene Mail ankündigte.
    Offenbar hatte Alice das Schlafverhalten ihres Vaters geerbt.
    Noch während Stacy dieser Gedanke durch den Kopf ging, hörte sie aus dem Nebenzimmer ein Krachen. Gefolgt von einem Aufschrei.
    Mit heftig pochendem Herzen riss sie die Glock wieder aus der Schublade und rannte zu Alices Zimmer. Sie drückte die Klinke hinunter, aber es war abgeschlossen, und sie hämmerte dagegen.
    „Alice!“ rief sie. „Ist alles in Ordnung?“
    Der Teenager antwortete nicht, Stacy presste das Ohr an die Tür.
    Stille.
    „Ich habe dich schreien gehört. Ist alles okay?“
    „Gehen Sie weg! Es ist alles in Ordnung!“
    Ihre Stimme klang merkwürdig. Zittrig und unnatürlich hoch. Stacy wurde der Mund trocken.
    „Öffne die Tür, Alice. Ich muss

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