Spiel mit der Liebe
mich jemand hasst.«
»Selbst wenn es so wäre, warum willst du das wissen?«
»Weil jemand versucht, meine Frau umzubringen. Und da Kassandra selbst keine Feinde hat, gibt es einen sehr guten Grund dafür, dass derjenige, der ihr schaden will, eigentlich mich damit bestrafen will.«
»Sehr interessant.«
»Findest du?«
»Dass du glaubst, ich würde eine Art Bedrohung für die Herzogin darstellen. Ja, ich glaube schon.«
»Aber du streitest die Möglichkeit nicht ab.«
Er zuckte mit den Schultern, doch eine kleine Anspannung war zu bemerken. »Das könnte schon so sein - wenn der fragliche Mann jemand anderes als ich wäre.«
»Und was willst du damit sagen?«
Richard antwortete nicht. »Nach den Gerüchten, die ich gehört habe, sprichst du kaum noch mit deiner Frau. Was hätte ich dann davon, wenn ich sie umbringen würde?«
Clay betrachtete das Gesicht seines Bruders. »Ein Dummkopf warst du noch nie, Richard. Ich denke, du weißt sehr gut, wie viel Kassandra mir bedeutet. Vielleicht würde es dir eine
kranke Befriedigung verschaffen, wenn du zusiehst, wie ich um meine Frau trauere.«
Richard lachte, ein schrilles Lachen, das Clay einen Schauer über den Rücken laufen ließ. »Oh, ich bin krank, da hast du Recht - wenigstens wenn ich unserem verstorbenen geliebten Vater glauben will. Er hat dir doch sicher alles darüber erzählt? Über meine Krankheit, wie er es nannte.« Er verzog bitter den Mund. »Über meine Vorliebe für kleine Jungen.«
Clays Hand hielt mitten in der Bewegung inne, als er gerade ein kleines Pferd aus Teakholz nehmen wollte. Er bemühte sich, nicht zu schockiert auszusehen. An dem Tag, an dem er Richard mit dem kleinen Zigeunerjungen gesehen hatte, hatte er sich schon gewundert. Vor einigen Jahren war einmal ein Gerücht aufgetaucht, doch damals hatte er das nicht geglaubt. Und da Richard der Erbe eines Herzogtums war, war der Klatsch auch schnell wieder verstummt.
An dem Tag, an dem er Richard mit dem Kind gesehen hatte, hatte Clay sich wieder an dieses Gerücht erinnert. Es hatte etwas in Richards Augen gelegen, etwas Wildes und Ungezügeltes, wie ein Feuer, das außer Kontrolle geraten war.
»Was ist los, Bruder? Endlich einmal weißt du nicht mehr, was du sagen sollst?«
Clay räusperte sich. »Das ist also der Grund, warum Vater sein Testament geändert hat. Er hat deine ... Vorlieben herausgefunden.«
»Vielleicht solltest du jetzt beleidigt sein. Vater hat nicht dich gewählt - er hat ganz einfach mich disqualifiziert.«
Clay starrte auf das kleine, wundervoll geschnitzte orientalische Pferd auf dem Tisch, doch seine Gedanken waren bei seinem Bruder. »Willst du damit sagen, dass du mir keinen Vorwurf wegen Vaters Entscheidung machst?«
»Vielleicht habe ich das getan ... am Anfang. Die Wahrheit ist, dass ich niemandem einen Vorwurf mache außer mir selbst.
Und da ich so wenig Kontrolle habe über meine ... Vorlieben ... wie du sie zu nennen pflegst, ist es schwierig, die Schuld darauf zu schieben. So sind die Dinge nun einmal. Das Glück beim Spiel, würdest du es wahrscheinlich nennen, weil du ein Mann bist, der es liebt, zu spielen.«
Clay verstand nicht, was sein Bruder ihm damit sagen wollte, aber es war sowieso schwer, etwas zu verstehen, was seinem Wesen so fremd war. »Wenn du mir keinen Vorwurf machst, dann droht meiner Frau keine Gefahr vor dir.«
Richard lächelte schwach. »Überhaupt nicht.«
Clay betrachtete das Gesicht seines Halbbruders. Wenn Richard log, dann machte er das sehr gut. »Ich weiß nicht, ob du mir glauben wirst, aber ich habe das Herzogtum niemals haben wollen. Ich wollte nur, dass Vater mich als seinen Sohn akzeptiert. Das ist alles, was ich je von ihm gewollt habe.«
Richard starrte ihn mit schmerzlichem Blick an. »Komisch, das war auch alles, was ich wollte.«
Clay antwortete ihm nicht. Eigentlich sollte ihm Richard nicht Leid tun, doch das tat er. Und er war geneigt, ihm zu glauben.
Und das bedeutete, dass der Mann, der wahrscheinlich verantwortlich war für die Angriffe auf seine Frau, Stephen Marlow war.
Es war Westerly. Er musste es sein.
Als er das Stadthaus wieder verließ, ballte er unbewusst die Hand zur Faust. Stephen war ein mächtiger Mann, und Clay hatte keine Beweise.
Irgendwie musste er einen Weg finden, ihn aufzuhalten.
Kitt war seit drei Tagen im Blair House, als unerwartete Besucher ankamen. William Plimpton, Sir Hubert Tinsley, Miles Cavendish und Cedrick Claxton - sie alle begleiteten Stephen Marlow,
Weitere Kostenlose Bücher