Spiel mit der Liebe
der unterwegs war nach Rivenwood, Westerlys Landsitz.
Kitts Magen zog sich in dem Augenblick zusammen, als er durch die Haustür gehumpelt kam. Seine langen, blassen Finger schlossen sich um einen Stock mit silbernem Knauf. Lieber Gott, ihr war niemals der Gedanke gekommen, dass der Mann im Blair House auftauchen würde!
Aber Anna und Ford wussten nichts von Stephen und von dem, was er ihr in dieser Nacht vor so langer Zeit angetan hatte. Sie wussten nichts von dem Duell und von Clays Vermutungen. Und solange sie nicht bereit war, ihren Freunden ihre Vergangenheit zu enthüllen, konnte sie ihnen kein Wort sagen.
»Die Wege sind so schlammig, und Stephen hat die Stadt erst so spät verlassen.« Anna eilte mit einem Lächeln an Kitt vorüber. »Er hat sich entschieden, einen kleinen Umweg zu machen und hier vorbeizukommen. Natürlich habe ich ihn gebeten, zu bleiben.«
Kitt zwang sich zu einem Lächeln. »Natürlich ... Du konntest sie wohl kaum abweisen.«
»Und es ist gut, Freunde im Haus zu haben. Nach dem Abendessen können wir Karten spielen.« Sie lächelte. »Wir werden ihnen eine Lektion erteilen, wie, cara ?« Sie zwinkerte Kitt zu, dann lief sie davon, um dafür zu sorgen, dass die Gästezimmer vorbereitet und ein üppiges Mahl zubereitet wurde.
Kitt fürchtete sich vor dem Abend, der vor ihr lag. Sie entschuldigte sich und ging die Treppe hoch zu ihrem Zimmer. Sie würde behaupten, Kopfschmerzen zu haben, würde in ihrem Zimmer bleiben, bis die Gruppe morgen weitergereist war. Selbst wenn Clay Recht hatte und Stephen der Mann war, der hinter den Angriffen auf sie steckte, so hatte er doch Männer angeheuert, die die Arbeit für ihn erledigten. Es war höchst unwahrscheinlich, dass er selbst versuchen würde, sie umzubringen, und ganz besonders nicht, solange sie beide zusammen im Blair House waren.
Mit diesem Gedanken entschuldigte sie sich einige Stunden später, lehnte das Abendessen und einen Abend mit Kartenspiel ab - zu Annas Enttäuschung - und machte es sich in ihrem Bett gemütlich. Es dauerte eine Weile, bis sie eingeschlafen war. Sie hörte Lachen von unten und die Musik von Mozart, die auf dem Piano gespielt wurde. Schließlich schlief sie ein.
Es war bereits nach Mitternacht, als sie in der Dunkelheit aufwachte. Ein Geräusch hatte sie gestört. Etwas Schweres bewegte sich oder vielleicht...
Eine große Hand legte sich über ihren Mund und erstickte ihr ängstliches Aufkeuchen, ein Arm schlang sich um ihre Taille, und sie wurde grob aus dem Bett gezogen. Sie erhaschte einen Blick auf das Gesicht eines Mannes, sah die Narbe an seiner Oberlippe und erkannte den Kutscher, der versucht hatte, sie nach der Soiree bei Dandridge zu entführen.
Kitt zerrte an der haarigen Hand, die ihre Schreie nach Hilfe erstickte, doch er packte nur noch fester zu. Seine Stimme war hart und grob.
»Sie halten besser still, wenn Sie wissen, was gut für Sie ist. Sie haben bereits genug Schwierigkeiten gemacht. Noch mehr, und ich muss Ihnen wehtun.« Um seine Worte zu beweisen, schloss sich der Arm so fest um sie, dass sie kaum noch atmen konnte.
Kitt rang nach Luft, hörte auf, sich zu wehren, und versuchte, das Zittern ihrer Glieder unter Kontrolle zu bringen. Um Himmels willen, gerate nur nicht in Panik!, sagte sie sich. Lass dir Zeit und warte auf die Möglichkeit, ihm zu entfliehen.
Sie achtete nicht auf die Furcht, die sich ihrer bemächtigt hatte, warf einen Blick zum Fenster und sah, dass die Gardine wehte. Ihr wurde klar, dass der Mann aus dem Garten an dem Rankgitter hochgeklettert war. Lieber Gott, woher hatte er gewusst, in welchem Zimmer sie schlief?
Aber Stephen konnte das nicht gewusst haben. Es war viel zu schwer, das herauszufinden. Sie war sicher, dass er der Mann war, der hinter den Angriffen auf sie steckte.
Sie wandte den Kopf ein wenig, als der Kutscher sie zur Tür des Schlafzimmers zerrte, den Schlüssel herumdrehte, um sie aufzuschließen, und dann einen Schritt zurücktrat. Einen Augenblick später bewegte sich die silberne Türklinke. Kitt erstarrte, als Stephen Marlow in das Zimmer trat.
»Du solltest lernen, den Schlüssel abzuziehen, ehe du ins Bett gehst«, meinte er mit einem freudlosen Lächeln. »Bringen Sie sie hierher, Mr. Peel.«
Sie versuchte, sich zu befreien, doch der Mann mit dem Namen Peel hob sie ganz einfach hoch, hielt ihre Arme an den Seiten fest und ging los. Sie trat vergebens nach ihm, als er sie zu der Stelle trug, an der Stephen neben dem Schreibtisch in
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