St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau
alle Dämonen der Hölle heraufzubeschwören.
Dann schleuderte der Urahn das Kohlestück in das Feuer. Die Flammen schössen mit ohrenbetäubendem Tosen in den Himmel, und Kate fiel schreiend auf die Knie. Sie bedeckte die Augen und hörte nur die furchtbare Explosion, als würde die Erde entzweigerissen. Und dann trat mit einem Mal vollkommene Stille ein, in der man nur das leise Rauschen der Brandung vernahm. Kate hob den Kopf und öffnete die Augen. Das Feuer erlosch ... und von Prospero war nichts mehr zu sehen. Ihr drohte das Herz stehen zu bleiben, als sie ihn schließlich auf der anderen Seite des Steins entdeckte.
Zitternd erhob Kate sich und sagte sich, dass sie nun bis ans Ende ihrer Tage von der Magie genug habe. »Hat es geklappt?«, fragte sie flüsternd. »Ich glaube, ja. Was immer Ihr mit dem Zauberspruch bewirkt haben mögt, ist nun ungeschehen gemacht...« Kate störte sich in diesem Moment weder an seiner verdrehten Formulierung noch an dem Zögern in seiner Stimme. Sie konnte sich nur darüber freuen, dass Val jetzt wieder ganz der Alte sein würde. »Danke, danke, seid tausendfach bedankt«, schluchzte sie ergriffen.
Prospero nickte nur; denn im Gegensatz zu ihr verspürte er wenig Erleichterung. Das Böse, das er schon vor Wochen entdeckt hatte, war durch den heutigen Zauber nicht zurückgedrängt worden.
»Gehabt Euch wohl«, wünschte Kate ihm zum Abschied. Diese Worte trafen ihn tiefer, als er gedacht hatte. Aber natürlich, sagte Prospero sich dann, nun, nachdem ihre Geschäfte erledigt waren, sah die junge Dame keine Veranlassung mehr, ihn wiederzusehen. Schade, er hatte sich an sie gewöhnt. »Ich verreise nämlich in Kürze nach London«, erklärte sie.
»Das ist aber weit weg.«
Sie versuchte, tapfer zu lächeln, und das machte es für den Urahn nur noch schlimmer.
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17
Die große Halle von Burg St. Leger sah aus, als hätte der Zauberer Merlin sie in die Zeit von Camelot zurückversetzt. Ein großes Feuer prasselte im offenen Kamin, und die langen Tische bogen sich unter den Platten mit dampfenden Speisen. Spielleute und Minnesänger spielten auf, und die Herren und die Damen bewegten sich zu mittelalterlicher Tanzmusik.
Fackeln und Kerzen beleuchteten die Halle, an deren Ende man einen Steinblock aufgestellt hatte, in dem Artus' königliches Schwert Excalibur darauf wartete, herausgezogen zu werden.
Einem kritischen Beobachter wäre gleich aufgefallen, dass man hier alles nur nachgemacht hatte. Aber Effie Fitzleger klatschte vor Begeisterung in die Hände. Ihr doppelhörniger Kopfputz hätte beinahe einem Umstehenden ein Auge ausgestochen, als sie sich verzückt zu ihrer Begleiterin umdrehte. »Kate, ist das nicht wirklich allerliebst?« »Ja, wirklich wunderbar«, bestätigte die junge Frau gehorsam.
»Aber wart's nur ab, das hier ist nichts gegen die Bälle, die wir in London besuchen werden. Stell dir das nur mal vor.« Gerade das wollte Kate nicht tun. Ihr Herz weilte ohnehin nicht hier, sondern im Sch ieferhaus. Effie fiel schon wi der über sie her, zupfte hier etwas zurecht und zog da etwas gerade.
»Mein Liebes, du hast mir versprochen, dass du heute Abend wenigstens versuchen wolltest, dich zu amüsieren.«
»Ich gebe mir alle Mühe«, entgegnete sie. Ihre Adoptivmutter hatte aber auch nicht das geringste Gespür für die Spannungen, die hier trotz aller Lustbarkeiten die Stimmung trübten.
Alle Gäste, die von nah und fern angereist waren, spürten, dass bei den St. Legers etwas in der Luft lag und dass Kate die Ursache dafür sein musste.
Immer wieder musterten sie verstohlene Blicke, und sie wünschte sich, einen Migräneanfall vorgetäuscht zu haben und im Bett geblieben zu sein. Kate spürte Erleichterung, als sich Mr. Trimble näherte und ihre Adoptivmutter mit Beschlag belegte. Effie betrachtete ihn nur über den Rand ihres Fächers, fand sich jedoch bald im züchtigen Flirten mit ihm wieder. So konnte sich Kate unbemerkt davonschleichen. Sie lehnte sich an eine Wand und betrachtete den Wandteppich an der gegenüberliegenden, der den Eingang zu Prosperos Turm verbarg.
Sie beneidete den Urahn, denn der musste nicht die merkwürdigen Blicke der Gäste ertragen. Aber schlimmer war die freundliche Behandlung vieler St. Legers und ganz besonders die von Madeline.
Die Mutter von Valentine und Lance hatte sie warmherzig begrüßt. Dennoch waren Kate die Sorgenfalten an ihren Augen nicht entgangen. Wie gern hätte sie Madeline versichert, dass
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