St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau
sich täuschen.
Bevor der Jüngling die anderen versammelt hatte, wollte sie schon in Falmouth sein ...
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19
Kate kramte in ihren Kleidertruhen, bis sie das Gewünschte gefunden hatte: eine Männerhose, einen Frack und ein paar Männerreitstiefel.
Als sie alles angezogen hatte, bewaffnete sie sich auch noch mit der Pistole, die Lance ihr zum Geburtstag geschenkt hatte.
Gerade als sie sich im Spiegel betrachtete, klopfte es an die Tür, und Effie trat ein, im Nachtzeug und mit verschlafenen Augen.
»Ich habe zuerst gar nicht bemerkt, dass du heimgekehrt bist. Aber dann hast du angefangen, so laut in deinem Zimmer zu rumoren, dass ich davon einfach wach werden musste.«
Die ältliche Frau hielt die Kerze hoch und entdeckte Kates Pistole. »Was hast du denn damit vor?«, kreischte die Adoptivmutter.
»Tut mir Leid, Effie, ich hätte dir bestimmt eine Nachricht hinterlassen. Mach dir keine Sorgen. Vergiss, dass du mich gesehen hast, und geh wieder zu Bett.«
Effie ließ sich auch wirklich zur Tür führen - doch nur einige wenige Schritte weit.
»Wo willst du hin?«, wollte sie erfahren.
»Effie, das hört sich schlimmer an, als es ist, aber ich muss für eine Weile fort. Ich muss den Mann finden, der Val in einen solchen Zustand versetzt hat - Rafe Mortmain.«
»Mortmain?« Effie klang, als würde sie ersticken, und sie wurde weiß wie eine Wand. Doch nur für einen Moment. »Niemals, Kate, das verbiete ich dir!« Im ersten Moment war die junge Frau verwirrt. Ihr Vormund hatte ihr noch nie etwas verboten. »Du darfst nicht einmal in die Nähe dieses gefährlichen Menschen kommen«, verlangte Effie. »Versprich mir das!«
»Ich verspreche dir, dass ich vorsichtig sein werde. Aber wenn jemand diesen Mann zu etwas bewegen kann, dann ich. Denn ein Gutteil dieses ganzen Unglücks muss ich auf meine Kappe nehmen. Ich habe finstere Pläne geschmiedet gegen die Brautsuchertradition, um Val dazu zu zwingen, mich zu heiraten. Dadurch habe ich jetzt vermutlich den St.-Leger-Fluch auf sein Haupt geladen.« »Kate, du hast doch nicht, du kannst doch nicht...« stammelte Effie, stöhnte leise und rang die Hände. »Ach, wenn überhaupt jemand Schuld hat, dann wohl ich.« »Sei nicht närrisch, gerade du hast mich doch davor gewarnt, hinter Val her zu sein, weil ich nicht seine auserwählte Braut sei.«
»Ja, habe ich.« Effie stöhnte noch einmal. »Aber da habe ich gelogen.« »Wie bitte?«
»Ich habe schon beim ersten Mal", als ich euch zusammen sah, erkannt, dass ihr füreinander bestimmt seid.« »Soll das etwa heißen, ich bin Vals auserwählte Braut?« Effie starrte zu Boden und nickte. Kate stand wie erstarrt da, ein seliges Lächeln lag auf ihren Lippen. Also hatte sie Recht gehabt. Ihr Gespür hatte sie nicht getrogen.
Aber dann wallte die Wut in ihr auf: »Du hast es all die Jahre gewusst und trotzdem alles unternommen, Val und mich voneinander fern zu halten? Du hast ihn glauben gemacht, er müsse sein Leben allein fristen ... und du hast zugesehen, wie es mir das Herz gebrochen hat ... Verdammt, Effie, wie konntest du das nur tun?« »Ich glaubte, ich hätte mich geirrt«, antwortete sie kleinlaut.
»O, ich verstehe!«, rief die junge Frau aufgebracht. »Ich bin ja nur ein Findelkind und nicht würdig, einen hoch-wohlgeborenen St. Leger zu freien. Ich kenne ja nicht einmal meine Mutter, diese schlechte -« »Diese schlechte und böse Frau bin ich. Ja, Kate, ich bin deine richtige Mutter.« Effie sank aufs Bett, presste die Hände ans Gesicht und weinte hemmungslos. Kate starrte sie an und rechnete damit, dass ihre Adoptivmutter, oder wer auch immer, wieder einen ihrer theatralischen Auftritte hatte. Aber als Effie die Hände wieder sinken ließ, erkannte Kate echte Verzweiflung in ihren Zügen.
Effie Fitzleger - ihre Mutter? Kate schluckte und versuchte, damit fertig zu werden. Mit so etwas hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. »Bitte, sag doch etwas«, flehte Effie schließlich. »Was soll ich denn sagen? Erst erfahre ich, dass du mich jahrelang wegen Val belogen hast, und jetzt stellt sich auch noch heraus, dass du meine leibliche Mutter bist. Du bist die schreckliche Frau, die mich in dem Waisenhaus hat verrotten lassen!«
»Nein, nein, das habe ich nie so gewollt. Ich gab dich in die Obhut einer Base, die mir versprach, dich bei einer guten und anständigen Familie unterzubringen.« »Die sollten mich wohl vor der Welt verstecken. Vermutlich weil mein Vater wenig Neigung zeigte,
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