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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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attraktiv. Vielleicht
hatte sich zwischen den beiden schon etwas entwickelt, lange bevor Matthew
nach Hause zurückgekehrt war. Etwas, das gewachsen war, jetzt, wo ihre Stellung
als Frau des zukünftigen Marquis von Belmore sicher war.
    Er sah, wie
Jessie an der Taverne ankam, ihr Pferd im Stall unterstellte, um die Taverne
herumging und dann in der Dunkelheit dahinter verschwand. Er hatte auch den
Mann gesehen, der dort auf sie wartete. Doch er war zu weit weg, um zu hören,
was gesprochen wurde. Er konnte auch das Gesicht nicht erkennen, aber Größe
und Statur stimmten mit der von Perry überein. Er sah, wie Jessie ihm etwas
überreichte, innehielt und näher an ihn herantrat. Vielleicht schmiegte sie
sich in seine Arme.
    Matt lehnte
sich gegen eine Wand, sein Atem ging schwer. In der kühlen Luft bildeten sich
kleine weiße Wölkchen vor seinem Mund. Er schloß die Augen, und tiefe
Verzweiflung überkam ihn. Sobald er sich unter Kontrolle hatte, würde er zu
ihnen gehen und sie zur Rede stellen.
    Jetzt war
ihm klar, was er schon all die Monate befürchtet hatte, seit er Jessie zum
ersten Mal in Belmore gesehen hatte – früher oder später würde die Tochter
einer Dirne sich auch wie eine solche benehmen. Selbst eine Frau, die so gut
erzogen und so vornehm war wie Jessie Fox.
    Er atmete
mehrere Male tief durch, um sich zu beruhigen, und als er sich wieder umwandte
und zu den beiden hinübersah, waren Jessie und ihr Liebhaber verschwunden. Er
bewegte sich
schnell, entschlossen, die beiden zu finden, sie aus ihrem gemütlichen Bett im
oberen Stock der Taverne zu treiben, falls sie dorthin gegangen waren. Doch mit
einem Mal sah er Jessie wieder auf ihrem Pferd. Sie ritt zurück nach Belmore.
Von dem Mann, mit dem sie sich getroffen hatte, war nichts mehr zu sehen. Egal
– noch ehe diese Nacht vorüber war, würde er den Namen des Mannes wissen.
    Rasch
schwang er sich in den Sattel seines müden Pferdes und folgte dem Weg nach
Belmore. Er hatte es nicht eilig, denn er wußte ja nun, wohin seine Frau ritt.
Wenn er erst einmal in seinem Zimmer war, würde er sie zwingen, ihm die
Wahrheit zu sagen.
    Und
vielleicht würde es ihm auch gelingen, die rasende Wut in eisige Kontrolle zu
verwandeln.

18
    Selbst in der Wärme ihres Schlafzimmers
fror Jessie. Sie hatte ihre Reitkleidung ausgezogen und trug jetzt ein bequemes
weißes Baumwollnachthemd unter dem Umhang aus blauem Samt. Nach ihrer
Konfrontation mit Danny hatte sie das Gefühl, als ob sich ein Eisblock in
ihrem Innern befände.
    Sie saß vor
ihrem kleinen ovalen Spiegel auf der Frisierkommode und zog die letzten
Haarnadeln aus ihrem Haar. Dann griff sie nach der weichen, silbernen Bürste
und fuhr sich damit durch die Haare. Sie wünschte, Matthew wäre zu Hause. Sie
wollte seine Arme um sich spüren, wollte etwas von seiner Stärke in sich
aufnehmen. Einen Augenblick lang glaubte sie sogar, ihn gehört zu haben, wie er
die Treppe heraufkam. Das war dumm, aber ...
    Jessie
hielt inne. Sie war sicher, daß da wirklich jemand kam. Die Schritte klangen
ihr wohlbekannt. Matthew war zu Hause! Sie sprang vom Stuhl auf, lief zur Tür,
die in den Flur führte, und riß sie auf. Da stand er vor ihr im wollenen
Übermantel, der durch den langen Ritt feucht vom Tau war. Er hatte nicht einmal
Zeit gefunden, den Mantel unten in der Halle abzulegen. Vielleicht sehnte er
sich genausosehr nach ihr wie sie sich nach ihm.
    »Matthew!«
Sie schlang die Arme um seinen Hals und zog ihn mit sich in ihr Zimmer,
bedeckte sein Gesicht mit vielen kleinen Küssen. »Ich habe nicht geglaubt, daß
du heute schon nach Hause kommst.«
    »Nein, das
hast du sicher nicht.« Er schob sie von sich, wandte sich um, zog den schweren
Mantel aus und warf ihn über einen Stuhl. »Wie du siehst, habe ich mich
entschlossen, schon heute abend zurückzukommen und nicht erst morgen früh.« Ein
eigenartiges Lächeln spielte um seinen Mund. »Ich konnte es nicht erwarten,
dich wiederzusehen.«
    »Oh,
Matthew – ich bin so froh, daß du hier bist.«
    »Bist du
das wirklich?«
    »Ja, ich
...« Sie wollte ihm von ihrem Bruder erzählen, von dem Geld, das er von ihr
verlangt hatte, doch irgend etwas riet ihr, sich zurückzuhalten – der prüfende
Ausdruck in Matthews Gesicht? Oder die Anspannung in seinem Körper? »Matthew?
Stimmt etwas nicht?«
    »Was sollte
denn nicht stimmen?«
    »Ich ...
ich weiß nicht.«
    Er trat ein
paar Schritte von ihr zurück und musterte sie von Kopf bis Fuß. Auch sie
betrachtete

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