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Stadt, Land, Kuss

Stadt, Land, Kuss

Titel: Stadt, Land, Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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nur kurz in die Praxis. Da sind ein paar Sachen liegen geblieben, die mir keine Ruhe lassen.«
    Ich greife nach seinem Arm, um ihn aufzuhalten, aber er geht unbeirrt weiter auf ein Schild mit der Aufschrift »Praxis« zu, dessen Pfeil irgendwo in Richtung Himmel weist.
    Eine Treppe führt zu dem Balkon hinauf, der sich über die gesamte Länge der Stallfront zieht. Die Außenboxen darunter sind zum Teil belegt, bei den anderen ist auch der obere Teil der Tür geschlossen. »Bist du sicher, dass das klug ist? Du sollst dich doch ausruhen«, entgegne ich, aber Alex ist die Treppe schon halb hinauf. Er nimmt zwei Stufen auf einmal, und ich folge ihm zu einer Tür am Anfang des Balkons. Er schließt auf und lässt mich vorgehen.
    Ich betrete einen langen, schummrigen Raum und stolpere über einen Pappkarton mit vergilbenden Unterlagen. Die Regale quellen über von alten, ledergebundenen Handbüchern mit Titeln wie Praxis der Geflügelhaltung und Pferdeheilkunde . Die Fotos an den Wänden zeigen den alten Fox-Gifford in Jagdkleidung mit einem Gewehr über der Schulter, einigen Fasanen in der Hand und einem Labrador zu seinen Füßen, Sophia im Damensitz auf einem Pferd, an dessen Zaumzeug bunte Schleifen befestigt sind, und Alex beim Springreiten auf verschiedenen Ponys und Liberty. Ich lächle. Die Fox-Giffords sind tatsächlich eine ungewöhnliche Familie.
    Mitten im Raum steht ein riesiger Mahagonischreibtisch, der mit Terminkalendern, Notizbüchern, leeren Hundekuchenpackungen und Schachteln mit Rinderantibiotika übersät ist. Es riecht intensiv nach Hund, und ich kann nachvollziehen, dass sich Frances von der hygienischeren Umgebung des Otter House locken ließ.
    Alex blättert durch die Papiere auf dem Schreibtisch und zieht zwei Seiten heraus.
    »Laborberichte«, erklärt er. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Vater daran gedacht hat, die Besitzer anzurufen und ihnen die Ergebnisse mitzuteilen. Er hält nicht viel von Blutuntersuchungen. Er gehört eher der alten Schule an, genau wie sein Vater vor ihm. Wenn eine Kuh am Boden liegt, wirft man eine Katze auf ihren Rücken, um zu sehen, ob sie wieder aufsteht.« Er hält inne und hört kurz den Anrufbeantworter ab. Eine Stimme – ich glaube, es ist Sophia – nennt die Telefonnummern von Westleigh und einer anderen Tierarztpraxis. Alex schaltet ihn aus und löscht die Ansage.
    »Warum hast du das getan?«, frage ich.
    »Ich bin doch da – jetzt kann ich die Anrufe wieder selbst entgegennehmen.« Er bringt mich mit einem seiner vernichtenden Blicke zum Schweigen. »Ich will nicht das Risiko eingehen, dass unsere Patienten endgültig zu anderen Tierärzten wechseln. Je früher ich mich wieder an die Arbeit mache, desto besser.« Seine Miene wird sanfter. »Ich werde mich nicht überanstrengen, Maz. Versprochen. Eines, was ich im Krankenhaus gelernt habe, ist, dass es zu viel gibt, für das es sich zu leben lohnt.«
    Ich vermute, er spricht von seiner Familie, vor allem von seinen Kindern.
    »Lass uns gehen«, sagt er, und wir gehen über den Hof zur Scheune. Er öffnet die Doppeltür an der Seite des Gebäudes und hakt die beiden Flügel an der Außenmauer fest. »Nach dir.« Er folgt mir nach innen, wo die Luft kühler ist. »Was möchtest du trinken?«
    Ich lasse meinen Blick durch den weitläufigen offenen Raum im Erdgeschoss schweifen, über den Kontrast von Alt und Neu und die Galerie im oberen Stockwerk. Es gibt einen großen gemauerten Kamin, der Boden ist aus Holz, und in einer Ecke stehen ein paar schokoladenbraune Ledersofas. Das Ganze wirkt sehr maskulin. Eine Junggesellenwohnung.
    »Das ist ja fantastisch«, sage ich und betrachte die von Balken durchzogene gewölbte Decke, »und viel größer, als es von außen den Anschein hat.«
    »So groß ist es gar nicht«, entgegnet Alex ernst. »Meine Eltern haben die Scheune umbauen lassen, als ich geheiratet habe, allerdings haben Astra und ich nur ein paar Jahre hier gewohnt, ehe die Kinder kamen. Es war ihr nicht groß genug, also sind wir in ein Haus ein paar Meilen nördlich von hier gezogen.« Er lächelt wehmütig. »Ich habe mein Bestes getan, aber es war nie gut genug für sie.«
    »Das tut mir leid.«
    »Braucht es nicht. Das ist Vergangenheit. Ich habe sie geheiratet, weil ich sie mochte – na ja, und alles, was dazugehört. Und ich war am Boden zerstört, als sie mit einem anderen durchgebrannt ist.«
    »Der Fußballspieler …« Ich beiße mir auf die Zunge und schäme mich dafür, dass ich

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