Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
Vom Netzwerk:
Slaughter zischte streng in die Dunkelheit: »Ruhe da hinten!«
    In seiner Anspannung fragte Steel sich, ob die Wachtposten womöglich die Stimmen so deutlich gehört hatten wie er. Der Wind hatte sich nämlich gelegt, und man hatte das Gefühl, dass der kleinste Laut weithin über den Strand schallte. Noch nie hatten er und seine Männer sich in dieser Weise dem Feind genähert, und so hoffte er, möglichst schnell das offene Gelände hinter sich lassen zu können. Die Stadt befand sich noch etwa fünfhundert Yards voraus. Inzwischen schlichen die Männer hintereinander im Schatten des Dünengürtels weiter und nutzten jede kleine Bodenerhebung und jeden Büschel des harten, hohen Grases als Schutz; so hatte er es seinen Männern eingeschärft, und so hatte er schon in jungen Jahren als Sohn eines Wilderers gelernt, die natürlichen Gegebenheiten auszunutzen.
    Die Grenadiere hatten ihre hohen Mützen abgenommen und in ihre Westen gestopft. Die Musketen waren geladen, auch Steels Waffe, obwohl er sie vorerst noch über der Schulter trug. Den Degen hielt er bereits in der Hand, da er befürchtete, dass die Klinge in der metallenen Scheide klapperte. Auch Williams hatte er geraten, den Degen in der Hand zu halten. Der junge Fähnrich war unmittelbar hinter ihm. Es gab keine Lücke in der Marschsäule, damit ein wachsames Auge auf den Wehrgängen keine einzelnen Silhouetten ausmachen konnte.
    Inzwischen befanden sie sich unmittelbar unterhalb der Mauern. Steel schaute hinauf zu den schier endlos verlaufenden, glatt behauenen Steinen und versuchte sich zu erinnern, wo sich der schmale Tunnel befand, der zum Ausfalltor führte – das, so hoffte er, immer noch unverschlossen war. Er blickte rechter Hand die Mauer entlang. Wenn seine Erinnerung ihn nicht trog, musste dort der geheime Zugang sein. Großer Gott, er konnte nirgends eine Öffnung entdecken.
    Williams flüsterte aus der Dunkelheit: »Wisst Ihr nicht mehr genau, wo der Eingang ist, Sir?«
    »Wären wir dann noch hier, wenn ich es wüsste, Tom?«, gab er ein wenig gereizt zurück.
    Er schaute nach links und sah erneut nichts, was auch nur im Entferntesten so ausgesehen hätte wie ein Eingang zu einem Tunnel. Einen Moment lang fragte Steel sich mit Schrecken, ob er die Männer zu einem falschen Abschnitt der Mauer geführt hatte. Befand die Schlupftür sich womöglich hinter dem nächsten Eckpfeiler der Bastion? Wenn ja, würde sich das Vorwärtskommen schwieriger gestalten, da die Wachen dort in überdachten Gängen patrouillierten. Gewiss würden sie die Grenadiere am Fuße der Mauern hören. Sein Blick schweifte wieder nach rechts. Er war sich so sicher gewesen, an der richtigen Stelle zu sein. Die Männer wurden allmählich unruhig und wunderten sich, warum es nicht voranging. Wenn ihm nicht bald etwas einfiele, würde sich Unbehagen in der Truppe breitmachen.
    Er nahm Slaughters Atemgeruch wahr. »Bitte um Verzeihung, Sir, aber Ihr habt Euch doch nicht verlaufen, oder?« Steel strafte den Sergeant mit einem düsteren Blick und schwieg. »War nur so eine Frage, Sir, weil ich mich wundere, dass Ihr uns nicht zu dem Loch da unten führt.«
    Er zeigte mit ausgestrecktem Arm nach links. Und tatsächlich: An einer Stelle, die dichter von Moos überzogen war als anderswo, entdeckte Steel die Andeutung einer Einbuchtung im Mauerwerk. »Jacob, Ihr seid ein verdammtes Wunderkind.«
    Slaughter zuckte mit den Schultern. »Weiß auch nicht, warum ich Euch auch noch drauf aufmerksam mache, Sir. Denn in das elende Loch will ich lieber nicht zurück, wenn Ihr versteht, was ich meine. War schlimmer als auf jedem Schlachtfeld. Die Dunkelheit … und dann diese Luft.«
    »Keine Sorge, Jacob. Gemeinsam sind wir stark, wie?«
    Kopfschüttelnd entfernte der Sergeant sich und fluchte leise. Steel wandte sich derweil nach links und bedeutete den Männern, ihm zu folgen. Die Kompanie setzte sich wieder in Bewegung. Fünfzig Mann in einer langen Reihe, wobei Hansam das Schlusslicht bildete. Kurz darauf blieb Steel stehen. Slaughter hatte recht. Man konnte es kaum sehen, aber dort unten schien die Mauer sich nach innen zu wölben, und dort war es – ein schwarz gähnendes Loch, kaum breit genug für einen Mann.
    Zu Williams gewandt, flüsterte er: »Da hinein.«
    Steel ging voraus und war überrascht, wie schnell sich diesmal seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnten. Doch je weiter sie sich vorwärts tasteten, desto unbarmherziger verschluckte sie die Dunkelheit. Nach etwa

Weitere Kostenlose Bücher