Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
findet man auf dem Schlachtfeld. Dies ist Politik, James, dazu noch die provinzhafte Politik des Kontinents. Das liegt mir nicht.«
»Die Herren haben dem wahren König ihre Unterstützung zugesichert, Sir. Karl VI., dem wahren Herrscher Spaniens.«
»Was ja Sinn und Zweck dieses Krieges ist, wie ich anmerken möchte. Aber was soll ich tun? Ich muss handeln, aber wie? Soll ich etwa Gouverneur Brabants werden? Soll ich diesen Landstrich für unabhängig erklären? Die Österreicher sind unsere Verbündeten, daher sollten wir deren Anspruch auf die Regierung unterstützen. Aber wie ich höre, gibt es hier Intrigen, die ich noch nicht ganz durchschaue. Eine Bewegung strebt die Unabhängigkeit von allen Kronen an, von der spanischen, französischen und österreichischen. Die Befürworter dieser Bestrebungen wollen einen freien Staat Brabant.«
»Aber Gentlemen«, fuhr der Herzog fort, »genau das riecht nach Anarchie. Wenn wir diese Machtfülle einem Staatengebilde zubilligen, in dem seit Jahrhunderten alte Dynastien herrschten, wer vermag dann noch zu sagen, wie sich andere Staaten verhalten werden? Was ist mit Irland? Und wie bringen wir ein solches Vorgehen in Einklang mit dem Gerede von der Union mit Schottland? Eine Union, über die man daheim spricht und die die Königin anstrebt? Wir müssen uns gegen Abspaltung aussprechen, meine Herren, und nicht der Sache der Separatisten das Wort reden.« Er senkte die Stimme. »Außerdem berichten mir unsere Spione, dass es dort draußen Männer gibt, die gewillt sind, für derartige Prinzipien zu kämpfen und zu sterben. Entweder sind wir für sie oder gegen sie. Und wenn wir uns gegen sie stellen, werden sie uns ganz sicher zusetzen.«
Er suchte Hawkins’ Blick. »Was soll ich tun, James? Was würdet Ihr an meiner Stelle machen? London ist zu weit entfernt, da kann ich nicht um Rat fragen, und selbst aus Den Haag habe ich noch keine Antwort erhalten. Ich weiß, dass diese Leute in mir ihren Erretter sehen. Aber Obacht: Es wird bald eine Zeit kommen, da werden wir weiterziehen, und dann müssen diese Leute sich der Gnade der Niederländer unterwerfen. Und wie werden sie mich dann nennen? Dieser große Sieg ist womöglich nicht mehr als ein Pyrrhussieg, diese vielgepriesene Freiheit nur von begrenzter Dauer. Ja, es mag sein, dass wir die Einwohner Brabants von der französischen Herrschaft befreit haben, aber doch nur, um sie dann an die Niederländer zu verschachern. Und jetzt stehen wir tief in ihrem Land, und unser Krieg wird ihr Territorium wüst und leer aussehen lassen. Ich sage Euch, dieselben Niederländer, die mich heute hier willkommen heißen, werden bald wieder mit den Franzosen kämpfen, die ihnen eine Reihe Forts anbieten werden, mit denen sie uns den Handelsweg abschneiden können.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch und hielt sich gleichzeitig die andere Hand an die Stirn. »Ah, diese verdammten Kopfschmerzen. Das kann ein Mann allein nicht aushalten.«
Cadogan legte dem Herzog eine Hand auf die Schulter. »Vielleicht wäre es ratsam, Sir, wieder zu den Festlichkeiten zurückzukehren. Wir sind schon so lange ferngeblieben.«
Marlborough fuhr seinen Freund scharf an. »Verflucht, William. Werden die mich denn nie in Ruhe lassen? Ich bin Soldat. Muss ich ausgerechnet Euch das in Erinnerung rufen? Ich habe allmählich genug von diesen sturen Politikern und Würdenträgern. Wir müssen die Franzosen weiter verfolgen. Bei Gott, wir könnten sie bis nach Paris zurückdrängen, wenn wir wollten, und den alten König auf seinem vergoldeten Thron in Versailles gefangen nehmen. Doch zuallererst müssen wir Marschall Villerois Nachrichtenwege stören, und zu diesem Zweck habe ich die Absicht, die Schelde bei Gavre zu überqueren.«
»Euer Hoheit«, sprach Cadogan, »Ihr müsst berücksichtigen, dass wir uns in einer sehr delikaten Situation befinden. Sowohl unsere Agenten als auch jene Herren dort draußen versichern uns, dass einige der größten Städte Brabants nach wie vor in französischer Hand sind. Und das bedeutet, dass die Stadtbewohner immer noch die Franzosen unterstützen. Ein geringer Anlass, und diese Leute werden zu den Waffen greifen. Ein Funke genügt, um dieses Pulverfass in die Luft gehen zu lassen. Dann hätten wir einen Bürgerkrieg. Vielleicht sogar einen Dreifrontenkrieg, wenn die nach Unabhängigkeit strebenden Brabanter mitziehen. Und was dann, Euer Hoheit? Wenn wir genau dann die Franzosen verfolgen, ganz gleich, wie erfolgreich wir
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