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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Gale
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Hawkins. Der Colonel nickte lächelnd. »Aha, wir haben gerade darüber gesprochen. Was wisst Ihr davon?«
    »Ich weiß, was in diesen Schriften steht, Sir. Und wie gefährlich sie sein können. Und ich weiß, dass dies das Werk eines britischen Offiziers ist. Zwei oder mehr Männer stecken dahinter.«
    »Das dachte ich mir schon.«
    »Aber ich bin in der Lage, diesen Mann zu überführen, Sir.«
    Hawkins sah ihn überrascht an. »Was sagt Ihr da? Wer ist dieser Mann?«
    »Ihr müsst wissen, Colonel, dass ich Euch den Namen eines Kameraden erst dann sagen darf, wenn der Mann seine Tat gestanden hat. Aber ich habe die Absicht, ihn zu stellen, Sir, mit Eurer Erlaubnis.«
    »Natürlich müsst Ihr das tun, Steel. Und dann erstattet Ihr mir Bericht. Gute Arbeit, Steel. Ich werde dafür sorgen, dass der Herzog davon erfährt, solltet Ihr Erfolg haben. Denn wenn wir dieser Flugschriften nicht Herr werden, ist Euer großer Angriff letzten Endes umsonst. Selbst wenn es uns gelingt, Ostende einzunehmen, werden wir nicht nur gegen die Franzosen kämpfen müssen, sondern auch gegen die Menschen, die wir von dem französischen Joch befreit haben.«

7.
    René Duguay-Trouin war ein atemberaubend gut aussehender Mann. Das bestätigten sogar seine Kameraden. Und die meisten von ihnen meinten es ehrlich. Er selbst war sich der Tatsache sehr wohl bewusst und bemüht, möglichst viel Kapital aus seinem blendenden Aussehen zu schlagen. Seine Nase war lang und leicht gebogen, seine Augen bestachen durch ihr dunkles Braun; manch einer sah in dieser Augenfarbe den Beweis dafür, Trouins Mutter sei eine Mulattin gewesen. Doch wer ihm das ins Gesicht sagte, musste damit rechnen, die letzten Worte auf Erden gesprochen zu haben. Gewiss, Duguay-Trouin hatte einen dunklen Teint, aber es war schwer zu beurteilen, ob das nun von seiner Abstammung herrührte oder nicht doch eher daran lag, dass er seit nunmehr einem Vierteljahrhundert zur See fuhr.
    Sein Mantel war von einem speziellen Königsblau und mit echten Goldfäden durchwirkt. Die Kleidung war in Paris geschneidert worden, von König Ludwigs Hofschneider persönlich. Der Uniformrock lief in der Taille schmal zu, wodurch Trouins kraftvolle Gestalt noch besser zur Geltung kam. Unter dem Mantel, der nie ganz zugeknöpft wurde, kam eine Weste aus schwarzem Leder zum Vorschein; darunter trug Trouin ein strahlend weißes Rüschenhemd, das jeden Tag gereinigt wurde und stets den Duft von Lavendel verströmte. Die maßgeschneiderten roten Breeches steckten in hohen Reitstiefeln und rundeten das Bild des vollkommenen Gentleman ab. Über die Schulter trug Trouin eine gelbe Schärpe, die ihn als französischen Schiffskommandanten auswies.
    Das lange blonde Haar hatte er zurückgekämmt und mit einer Schleife aus goldener Seide zusammengebunden. Auf dem Kopf trug er einen schwarzen Dreispitz, der mit goldener Spitze verziert war; das linke Ohr zierte ein kleiner Ring aus zweiundzwanzigkarätigem Gold. Der einzige Makel in Trouins äußerer Erscheinung war eine Narbe, die von knapp oberhalb des linken Auges bis hinab zu seinem Kinn verlief. Doch sie tat seinem Aussehen keinen Abbruch, sondern trug als Beweis eines brutalen Kampfes eher zu seinem schneidigen Äußeren bei. An der Seite trug er einen Degen. Vor drei Jahren hatte er die Waffe einem englischen Seeoffizier in einem blutigen Gefecht vor Livorno abgenommen. Die Klinge war in Italien gefertigt und perfekt ausbalanciert. In Trouins breitem Gürtel steckten zwei Pistolen, die stets geladen waren. Die Läufe bestanden aus Messing; in den Abzugsbügeln hatte Trouin seinen Namen eingravieren lassen. Ein Name, mit dem man rechnen musste.
    Mit dreiunddreißig Jahren genoss Trouin den Ruf, die Geißel der hohen See zu sein, und diesem Ruf wollte er gerecht werden. Kein Zweifel, er sah wie ein Gentleman-Pirat aus. Gegenwärtig zog er es indes vor, die Bezeichnung »Freibeuter« zu wählen. Als Kaperfahrer stand man dem Gesetz näher. Unlängst hatte er entdeckt, dass es seinen Freunden in der französischen Administration viel bedeutete, den Krieg mit legalen Mitteln zu führen; daher waren diese Herren froh, ihn auf ihrer Soldliste zu haben.
    Der Krieg hatte sich bislang für Trouin ausgezahlt. Vielleicht war sein Engagement nicht so lukrativ wie zu seinen Zeiten als Pirat; aber da inzwischen alle Fahrten von Paris abgesegnet waren, hatte sich vieles als leichter erwiesen. Seit nunmehr vier Jahren nannte Trouin Ostende seine neue Heimat – falls

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