Stefan Bonner und Anne Weiss
seines Namens so manchem Uni-Absolventen Fragezeichen in den Augen stehen. Und er wür de ebenfalls die Stirn runzeln, wenn er wüsste, dass dieser junge Mensch mit seinem universitären Wissen allenfalls ein lauwarmes Würstchen, ganz sicher aber keine Eisenbahn klauen könnte. Und die schöne Anekdote, dass der plüschige Teddybär nach dem Ex-Präsidenten benannt ist, weil dieser auf der Jagd einmal einem Bären das Leben schenkte, kennen heute nur noch die wenigsten Schüler.
Wer sollte dieses Zusatzwissen auch weitergeben, sind die Lehrer von heute doch oft völlig damit überfordert, schon den norma len Lehrplan an das Kind oder den Teenager zu bringen. Schuld an der latenten Missbildung durch deutsche Schulen und an den Fehlschaltungen in den Köpfen der Generation Doof sind so-mit letztendlich alle: Im trauten Heim versteht man Erziehung heute eher als verwalterische Tätigkeit und produziert so Schul bankdrücker und Langzeitstudenten, die sich für alles andere als für den Lehrstoff interessieren – und an den Kabinettstischen sitzt man das Problem lieber in gemütlichen Ledersesseln aus und eiert um Lösungen herum.
Unter Artenschutz müssten allerdings jene fallen, die jeden Tag vorne an der Tafel stehen. Und wenn Doofe wie wir so etwas sagen, erhält das ein besonderes Gewicht. Immerhin gehören wir zu einer Generation, die reihenweise Lehrer zur Verzweiflung brachte. Ein Musiklehrer an unserer Schule griff angesichts der Schwachsinns attacken seiner Schüler zur Flasche, bis er nur noch drei Wörter sa-gen konnte: »Machsse mir nocheinss?« Am Ende trank er nämlich jeden Abend zwanzig Bier in der Kneipe. Lehrer der Generation Doof zu sein, heißt also vor allem eines: einen guten Grund zur Kapitulation zu haben.
Lehrer werden ist nicht schwer, Lehrer sein dagegen sehr Stell dir vor, es ist Schule, und die Lehrer haben keine Lust. Es scheint fast so, als sei es uns, den Angehörigen der Generation Doof, die in den Achtzigern Hurra, hurra, die Schule brennt mitge sungen haben, mittlerweile gelungen, dem Lehrkörper seinen Job madig zu machen. Vielleicht waren daran auch Werke wie Lotte Kuhns Lehrerhasser-Buch schuld, die der lehrenden Zunft ein denk bar schlechtes Image verpassten und den Eltern und Schülern ein verbrieftes Recht auf Besserwisserei gaben.
Vielen Lehrern ist es mittlerweile peinlich, offen zu ihrem Beruf zu stehen. »Auf Partys vermeide ich es meistens, jemandem zu verraten, was ich mache«, gesteht uns eine Lehrerin. »Jeder ist ja selbst mal zur Schule gegangen und meint, er wüsste darum genau, was einen guten oder schlechten Lehrer ausmacht.« Noch immer gilt das Lehramt als gut bezahlter Halbtagsjob. Dass es für diejenigen Lehrer, die sich in der anderen Hälfte der Arbeitszeit auf den Un terricht vorbereiten sollen, aber immer schwieriger wird, die stetig wachsenden Anforderungen von Lehrplänen, Eltern und Schülern zu erfüllen, wird weitgehend ausgeblendet.
»Lehrer ist kein Beruf, sondern eine Diagnose.«
Der SPIEGEL Eines sei festgehalten: Lehrer sind nicht die Retter der Nation und können nicht rausreißen, was andere versiebt haben. Petra Sahler ist Lehrerin an einem Gymnasium in Freiburg und hat einen Gut-teil an verpassten Bildungschancen gesehen. Die Schuld trägt ihren Erfahrungen nach nicht ausschließlich die Schule. »Das Grundpro blem ist, dass die Erziehungsverantwortung von den Eltern immer häufiger auf die Lehrer abgeschoben wird«, sagt sie. »Bei dreißig Kindern in einer Klasse kann aber niemand von uns erwarten, dass wir Einzelerziehung leisten.« Keine gute Voraussetzung für einen Job, der ein ähnlich hohes Stresspotenzial in sich birgt wie der Aktienhandel auf dem Börsenparkett.
Dass man als Lehrer heute auch die verfehlte Erziehung im Elternhaus wieder glattbügeln muss, ist für viele nur ein zusätzliches Problem in einer großen Schultüte voller Schwierigkeiten. Die meisten Lehrer haben schon vollauf damit zu tun, ihrer eigentlichen Aufgabe gerecht zu werden, denn die Wissensvermittlung, wie sie seit über hundert Jahren an Schulen praktiziert wird, ist oft nicht mehr ohne Weiteres möglich.
Dank medialer Dauerberieselung, Konsumterror und unter-haltungselektronischer Ablenkungsfaktoren – dazu gehören Spielzeuge wie iPod, Handy oder ferngesteuerte Styropor-Flieger – flippen Schüler immer öfter aus und können sich nicht mehr konzentrieren. ADS sei hier nur als Stichwort genannt. Grundsätzlich vermissen Lehrer heute bei so manchem
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