Steh zu dir
anderen Seite aus dem Bett.
»Was tun Sie da?«, rief sie ängstlich, während sie sich am Gestell festhielt.
»Sie erinnern sich an mich, nicht wahr? In der Zeitung stand, Sie hätten Ihr Gedächtnis wiedererlangt.« Er sah beinahe ängstlich aus und wischte die Klinge an der Jeans ab.
»Nein, ich kenne Sie nicht«, versicherte sie mit zitternder Stimme und betete, dass ihre Beine sie nicht im Stich ließen. Sie war nur ein paar Zentimeter vom Notfallknopf an der Wand hinter ihrem Bett entfernt. Wenn es ihr gelang, den Knopf zu drücken, rettete das vielleicht ihr Leben.
Andernfalls würde ihr dieser Junge die Kehle durchschneiden. Sie sah die Entschlossenheit in seinem Blick.
»Sie sind Schauspielerin und eine sündige Frau. Sie sind eine Hure«, zischte er ihr zu und kam näher. Carole wich weiter zurück in Richtung Wand.
Ohne Vorwarnung beugte er sich über das Bett und holte aus. Im selben Moment drückte Carole so fest sie konnte den Notfallknopf. Sie hörte, wie draußen der Alarm losging, während der Junge nach ihrem Haar griff und sie wieder als Hure beschimpfte. Carole warf ihr Frühstückstablett nach ihm und brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht. Im selben Moment stürzten zwei Ärzte und eine Schwester ins Zimmer. Sie rechneten mit einem medizinischen Notfall, stattdessen sahen sie einen jungen Mann mit einem Messer auf die Patientin losgehen. Er bedrohte jetzt alle, die sich ihm näherten, und versuchte gleichzeitig, sich Carole zu schnappen. Doch die beiden Ärzte überwältigten den Jungen und rangen ihn zu Boden. Währenddessen lief die Schwester los, um Hilfe zu holen. Innerhalb von Sekunden war ein Wachmann im Zimmer. Er nahm dem Jungen das Messer ab und legte ihm Handschellen an. Carole sackte langsam zu Boden. Sie zitterte am ganzen Körper.
Plötzlich erinnerte sie sich wieder an alles, an das Taxi, den Wagen neben ihr, die lachenden Männer auf den Vordersitzen, den Jungen auf der Rückbank … den Knall … das Gefühl, durch die Luft geschleudert zu werden, und dann die endlose Dunkelheit. Mike hatte in dem Interview gesagt, dass Carole ihr Gedächtnis wiedererlangt habe. Das hatte der Junge gelesen und war auf dem schnellsten Wege hierhergekommen. Er wollte sie töten, damit sie ihn nicht identifizieren konnte.
Wenige Minuten später war die behandelnde Ärztin da, um Carole zu untersuchen. Zum Glück war Carole körperlich unversehrt. Sie stand jedoch unter Schock. Der Junge war bereits von der Polizei abgeführt worden.
»Alles in Ordnung?«, fragte die Ärztin besorgt.
»Ich denke schon … ich weiß es nicht …«, stammelte Carole zitternd. »Ich erinnerte mich … als ich ihn sah, erinnerte ich mich wieder an den Tunnel. Er saß in dem Wagen neben mir, und wir blickten uns an. Er lief weg, bevor die Bombe explodierte.« Carole zitterte so sehr, dass ihre Zähne klapperten. Die Ärztin bat die Schwester um eine zusätzliche Decke, die ihr sofort gereicht wurde.
»Woran erinnern Sie sich noch?«, fragte die Ärztin.
»Ich weiß es nicht …« Carole wirkte verwirrt, aber die Ärztin deckte sie zu und sprach weiter auf sie ein.
»Erinnern Sie sich an Ihr Schlafzimmer in Los Angeles? Welche Farbe haben die Wände?«
»Gelb, glaube ich.« Carole meinte, es vor sich zu sehen, war aber nicht sicher. Alles lag wie hinter Nebel.
»Haben Sie einen Garten?«
»Ja.«
»Wie sieht er aus?«
»Da ist ein Springbrunnen … und ein Teich … Rosen, die ich gepflanzt habe … sie sind rot.«
»Haben Sie einen Hund?«
»Nein. Er ist gestorben. Vor langer Zeit.«
»Wissen Sie noch, was Sie vor dem Anschlag getan haben?« Die Ärztin bedrängte sie sehr, wollte die Türen offen halten, die der Junge aufgestoßen hatte.
»Nein«, sagte Carole, aber dann fiel es ihr doch ein. »Ja … ich wollte mein früheres Haus sehen … in der Nähe der Rue Jacob.« Sie erinnerte sich wieder an die genaue Adresse, dass sie zu Fuß dorthin gegangen war und ein Taxi zurück zum Hotel nahm. Im Tunnel waren sie dann im Stau stecken geblieben.
»Wie sieht es aus?«
»Keine Ahnung«, antwortete Carole mit schwacher Stimme, da antwortete plötzlich jemand anderes für sie.
»Es war ein kleines Haus in einem Hinterhof mit einem Garten. Es hatte ovale Fenster im Obergeschoss.« Matthieu stand mit grimmiger Miene neben dem Bett. Weinend schaute Carole zu ihm hoch, sie wollte ihn nicht sehen und war gleichzeitig erleichtert. Er blickte an ihr vorbei zu der Ärztin auf der anderen Seite des
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