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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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Tränen fielen in den Tee.
    „Doch!“, wimmerte sie und weihte Amalia in das ein, was sie noch nie zuvor jemandem erzählt hatte. Die Seherinhörte ihr schweigend zu, seufzte ein paarmal tief, trank ihren Tee und behielt das Mädchen dabei im Auge.
    „Ihr beide habt also gehört, wie der Tod eure Mutter zu sich nahm, und glaubt seither, dass Jakob sie umgebracht hat. Wie entsetzlich, Helene! Was für eine Belastung für eure Seelen. Und was für ein schrecklicher Irrtum! Jakob ist es nicht gewesen.“
    Helene wusste nicht, ob sie erleichtert sein sollte.
    Was wusste Amalia schon? Heiko und sie hatten dem Tod schließlich zugehört, ihn vorbeigehen sehen. Amalia hatte im Grunde keine Ahnung!
    Die Seherin spürte die Skepsis des Mädchens.
    „Du musst mir nicht glauben. Maria wollte es auch nicht tun. Sie war so blind! Aber du weißt nun genau, dass jemand aus dem Ort dich umbringen will, also sei auf der Hut! Traue keinem, und geh nicht allein in den Wald.“
    Wieder rollten Tränen über Helenes Wangen.
    „Ich hatte extra Biest mitgenommen. Ich dachte, wenn uns jemand verfolgt, wird er es bemerken und mich beschützen.“
    „Biest war noch zu jung, Helene, er dachte immer nur ans Spielen und Toben. Wo ist denn dein Handy? Das nächste Mal solltest du lieber Hilfe herbeirufen, wenn du dich bedroht fühlst.“
    Helene tastete in ihrer Jacke nach dem kleinen Telefon. Es war verschwunden.
    „Wahrscheinlich ist es mir im Wald aus der Tasche gerutscht“, schniefte sie.
    „Helene, hör mir gut zu! Biest wird nicht das einzige Todesopfer bleiben. Es wird Unruhe geben im Dorf. Lass keinen Fremden ins Haus!“ Sie sah das erschrockene Mädchenan. „Mach niemandem die Tür auf!“, korrigierte sie sich dann. „Auch Menschen, die man zu kennen glaubt, können einem Böses wollen.“
    Amalia erhob sich und zog eine Schublade auf. Darin lag ein kleines Kästchen aus Holz. Sie hob es heraus und strich liebkosend über den Deckel, bevor sie das Schloss öffnete. Erstaunt erkannte Helene eine winzige Pistole auf rotem Samt, daneben einige silberfarbene Döschen und samenartige, kupferfarbene Hülsen in einer Glasröhre.
    „Dies ist die wohl kleinste Signalfeuerwaffe, die es gibt. Ich erkläre dir nun, wie sie funktioniert. Wenn bei euch auf dem Hof etwas passiert, schießt du damit senkrecht in den Himmel. Die Farbe der Patrone spielt keine Rolle. Wenn ich dein Signal sehe, komme ich sofort zu euch und verständige gleichzeitig die Polizei!“
    Aufmerksam beobachtete Helene, wie Amalia mit geschickten Fingern den Abschussaufsatz anschraubte und eine Signalpatrone einlegte. „Nun musst du nur noch abdrücken. Ich werde das Signal sehen!“
    Wie sie es versprochen hatte, begleitete sie das Mädchen danach nach Hause zurück.
    Paula, die nicht verstehen konnte, warum Biest nicht mit zurückkam, schnüffelte aufgeregt an Helenes Schuhen und winselte leise.
    „Es tut mir so leid!“, flüsterte das Mädchen ihr ins Ohr und drückte die Hündin fest an sich. „Es ist alles meine Schuld, Paula! Biest kommt nicht zurück.“
    Amalia umarmte Helene zum Abschied.
    „Es ist nicht ihr erster Wurf. Paula weiß sehr genau, dass sie ihre Welpen nicht behalten kann. Dich trifft keine Schuld, du hättest ihn nicht retten können. Er sollte dich in den Wald locken, damit – nun ja. Aber du bist entkommen.
    Bedenke bei allem, was du tust: Die Gefahr, in der du schwebst, geht nicht von deinem Vater aus!“
    Commissario Mendetti saß mit Maja Klapproth in einer Cafeteria in Lana.
    „Wie wollen wir morgen vorgehen?“, fragte Mendetti und beobachtete seine Kölner Kollegin über den Rand seiner Tasse hinweg. Erfreut bemerkte er ein leichtes Lächeln um ihre Lippen und entspannte sich.
    ,Mein‘ – sie deutete die Anführungszeichen mit den Fingern an – „Staatsanwalt besteht darauf, dass ich die beiden nach Köln bringe. Er will sie in seinem Büro befragen – schon um ihnen die nötige Freiheit zu verschaffen, von der eventuellen Entführung zu berichten. Bestimmt sieht er auch einen pädagogischen Handlungsbedarf und wird ihnen – für den Fall, dass er akzeptieren kann, dass sie weggelaufen sind – ins Gewissen reden. So etwas darf man Eltern seiner Meinung nach nicht antun.“ Sie machte eine Pause. „In dem Fall müssten wir sie praktisch mit Gewalt zurückbringen“, meinte sie dann unglücklich.
    „Es verbessert das Verhältnis der Jugend zur Polizei nicht unbedingt, wenn sie in Handschellen zur Grenze gebracht werden“,

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