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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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Gertrauder an ihr vorüberstürmen wollte.
    „Seid ihr alle verrückt geworden?“, schleuderte sie ihm entgegen. „Dort unten liegt ein Toter, hier wird gebrandschatzt! Dafür wandert ihr alle ins Gefängnis!“
    Der Mann riss sich los und zischte sie wütend an: „Die Polizei gehört eingesperrt. Hättet ihr alle miteinander etwas gegen diese Schweine unternommen, statt zuzusehen, wie sie unsere Töchter verschleppen, müssten wir uns nicht selbst zur Wehr setzen!“
    „Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass das Mädchen möglicherweise gar nicht hier ist?“
    „Wir werden sie schon noch finden!“, schrie er und schickte sich an, ebenfalls hinter den Fliehenden her zu hetzen.
    Klapproth gab einen Warnschuss in die Luft ab.
    „Halt! Was soll das werden? Hier wird niemand gejagt!
    Alle Waffen auf den Boden!“
    „Schieß doch, du blöde Kuh!“, forderte der Mann sie herausfordernd auf. „Los! Schieß! Dann magst du mich vielleicht haben, aber die anderen setzen die Arbeit fort!“
    Er drehte sich um und rannte los.
    „Stehenbleiben!“ Sie schoss gezielt auf seine Beine, und ein heiserer Schrei bewies, dass sie den Mann getroffen haben musste. Allerdings rannte er hinkend weiter, andere schlossen sich ihm an. Allein konnte sie hier nur wenig ausrichten.
    „Nikola! Das Nebengebäude brennt, das Dorf jagt hinter Lucifers Kindern her, und unten auf der Wiese liegt ein Toter!“, brüllte sie in ihr Handy, um den ohrenbetäubenden Lärm zu übertönen. Menschen schrien durcheinander, Flammen schlugen aus dem Dach, fraßen sich knisternd durch die Verstrebungen. Das Feuer würde die Scheune wohl restlos verschlingen. Überall um sie herum wälzten sich Menschen prügelnd auf dem Boden herum. Keuchen und Gurgeln zeigte, dass mit wilder Entschlossenheit gekämpft wurde. Beherzt griff sie zu. Riss jeweils den Obersten auf die Beine. Endlich war ihr ihre Kampfausbildung von Nutzen. Als sie sich später umdrehte, um einige flüchtende Dorfbewohner in den Wald zu verfolgen, stürzte mit lautem Krachen der Dachstuhl ein, das riesige Kreuz stürzte donnernd zu Boden, und die Seitenwände brachen nach innen ein.
    Entsetzt sah sie sich nach Verletzten um, entdeckte zwei reglose Körper neben den Trümmern und zog sie vom Feuer weg. Dann leuchtete sie ihnen ins Gesicht.
    „Um Himmels willen!“, stöhnte sie auf.
    Beiden waren die Schädel mit einem mächtigen Hieb gespalten worden.
    Vor der Tür stand Dr. Gneis.
    Schnell zerrte Jakob ihn ins Haus und schob noch ein paar Möbelstücke mehr vor den Eingang.
    „Was tun Sie denn hier?“
    „Der Mob war auf dem Weg zu euch und ist nur noch ein paar Meter hinter mir. Sollte ich da vielleicht untätig zu Hause sitzen, während sie der Familie Gumper das Fell über die Ohren ziehen?“
    „Es wird wohl ein ziemliches Geschrei geben.“ Jakob versuchte entspannt zu wirken. Doch den alten Arzt konnte er nicht täuschen.
    „Die Kinder konntest du wohl nicht mehr zu Waltraud bringen?“
    „Nein, es war schon zu spät. Ich dachte, sie ziehen gegen die Sekte.“
    „Auch, mein Lieber, auch!“
    „Amalia ist hier.“
    „Amalia? So, so. Nun denn, auf in den Kampf!“
    Die ersten Fackeln waren inzwischen im Hof aufgetaucht.
    Amalia bemerkte, wie sich in Heikos Gesicht ein Ausdruck von Genugtuung ausbreitete, und erkannte: Auch seine Stunde der Vergeltung war gekommen. Er würde beweisen, dass er Manns genug war, Haus und Hof zu verteidigen.
    „Gumper! Jetzt kommt die längst fällige Abrechnung mit dir und deiner Brut!“, schrie Berta zu ihnen hinauf.
    Der rötliche Schein der Fackeln warf unruhige Schatten an die Wände in Helenes Zimmer. Die Hunde sprangen winselnd auf und schnupperten erregt.
    „Wir haben dich gewarnt! Die Zeit der Plakate ist vorbei! Jetzt wird abgerechnet!“
    „Jawohl. Heute machen wir Nägel mit Köpfen! Wir säubern unser Dorf und jagen all das Gesindel davon!“, war Peter Pumpa zu hören.
    „Wir haben lange auf diesen Moment warten müssen, Jakob Gumper, du Feigling! Aber diesmal kriegen wir dich!“
    „Wer ist das?“, flüsterte Helene Amalia ins Ohr. „Berta. Die Schwester deiner Mutter.“
    „Tante Berta? Diese große Frau? Die immer nach saurer Milch gerochen hat?“
    „Das liegt daran, dass sie Käse macht. Der Geruch setzt sich fest.“
    „Ja! Hier führt die eigene Tante den Mob gegen die Familie an!“, setzte Jakob verbittert hinzu. „Und der Großvater mischt munter mit! Wenn das eure Mutter sehen könnte!“
    „Oh, Gott!“,

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