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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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theatralischer Effekt!“, meinte Jakob abschätzig.
    „Nun, nicht nur. Die meisten unserer Höfe sind aus Holz, nicht wahr?“
    Jakob nickte.
    „Aber das ist zu gefährlich! Es könnten Funken fliegen, die das ganze Dorf in Brand setzen! Das werden sie nicht wagen!“
    Mario versuchte, sich ganz auf Nocturnus und das Ritual, das er zelebrierte, zu konzentrieren.
    Doch es wollte ihm nicht recht gelingen.
    Unauffällig drehte er den Kopf zur Seite und bemerkte, dass auch die anderen Kinder Lucifers von einer eigenartigen Unruhe erfasst waren. Selbst Dirk Stein, der sonst die Gelassenheit eines Bergmassivs ausstrahlte, entzündete bereits zum vierten Mal seine Kerze neu und sah immer wieder besorgt zum Eingang des Tempels.
    „Ihr seid mit euren Gedanken nicht bei Satan. Er spürt diesen Mangel an Konzentration und ist verärgert! Wer sich hier unter seinem Schutz versammelt, sollte dies auch mit der nötigen Inbrunst tun!“, wies der Priester die Sektenmitglieder zurecht. „Wir alle haben bemerkt, dass im Ort etwas vor sich geht. Doch das muss mit uns nicht das Geringste zu tun haben! Kleingeister erregen sich nun einmal oft und schnell! Das entspricht ihrem Naturell. Da wir aber nicht sicher sein können, dass sie dabei nicht übers Ziel hinausschießen, hat Phobius die Aufgabe übernommen zu wachen, bis unsere Messe beendet ist. Und Satan wird sein flammendes Schwert zu unserer Verteidigung erheben, sollte sich das als notwendig erweisen!“
    Nach diesem Exkurs setzte der Hohepriester die Messe fort, als sei nichts geschehen.
    Denn Nocturnus konnte nicht ahnen, dass Phobius niemanden mehr warnen würde.
    „Herr“, flehte Pfarrer Weißgerber auf Knien vor dem Altar, „erbarme dich deiner Schafe! Sie glauben ernstlich, für dasGute und gegen das abgrundtief Böse zu kämpfen – und haben nicht erkannt, dass ihre Gegner nur verführte Kinder sind! Sieh herab auf dieses Dorf, lösche die Fackeln des Hasses und wandle ihre Waffen in Friedensangebote! Gib, dass sie erkennen, welch schrecklichen Fehler sie begehen! Dir hat es gefallen, diese Gemeinde dem Teufel als Spielplatz zu überlassen – und nun sieh dir an, was er aus den Menschen gemacht hat. Es ist längst Zeit für dich, einzugreifen! Bring sie dazu, umzukehren!“
    Doch seine Fürbitten verhallten ungehört.
    Inzwischen waren alle mit Fackeln ausgestattet. Wer keine eigene Waffe mitgebracht hatte, wurde von der Feuerwehr mit Schaufeln und Äxten ausgerüstet. Eindrucksvoll war die Feuerschlange, die sich in Richtung „Teufelshaus“ in Bewegung setzte.
    Mendetti und Klapproth erkannten beim Näherkommen, dass der Zug sich teilte und einige der Fackelträger die Straße und den Fluss überquerten.
    „Sie wollen wohl wirklich ,reinen Tisch‘ machen!“, rief Mendetti der Kollegin im Laufen zu. „Dort drüben wohnt der Bauer, der den Gerüchten zufolge seine Frau umgebracht haben soll.“
    „Ich folge denen, die zur Sekte gehen. Kümmere du dich um den Bauern und seine Kinder.“
    Auch der Pfarrer beobachtete ebenso fasziniert wie angewidert vom Friedhof aus, wie sich die Gruppe teilte.
    „Vater unser“, wisperte er, „der du bist im Himmel …“
    Jakob kontrollierte zum x-ten Mal, ob die Fensterläden verriegelt und die Tür verbarrikadiert war. Wenn die fanatisierten Dörfler nicht ins Haus eindringen konnten, würdensie wohl Feuer zu legen versuchen. Die Gumpers auszuräuchern wäre so ein Leichtes. Dann müssten sie die Tür öffnen, um zu fliehen, und würden dem Mob direkt in die Arme laufen, überlegte er. Und Waltraud würde die ganze Familie zu Grabe tragen müssen! Jakob bereute nun, so dickköpfig gewesen zu sein, denn er musste einsehen, dass er weder die Kinder noch sich selbst schützen konnte. „Jakob Gumper“, flüsterte er, „du warst ein Idiot! Du hast die Gefahr unterschätzt!“
    Als er zu den anderen zurückkehrte, konnte er sehen, wie schnell der Zug der Dörfler heranrückte.
    „Wenn sie uns kriegen, machen sie kurzen Prozess!“, prophezeite Heiko. „Auf Rücksichtnahme können wir nicht hoffen! Die wirken verdammt entschlossen!“
    „Ich verstehe gar nicht, wie sie glauben können, wir hätten Anna in unsere Gewalt gebracht! So ein haarsträubender Blödsinn!“, ereiferte sich Jakob.
    „Das spielt jetzt keine Rolle mehr! Es geht ums Prinzip! Die Familie Gumper soll ausgelöscht werden. Das ist die Begründung zweitrangig“, stellte Amalia ruhig klar.
    „Mit Fackeln! Sieht ja aus wie zu Zeiten der

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