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Steinhauer, Franziska

Steinhauer, Franziska

Titel: Steinhauer, Franziska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angst
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er sich. „Trink das vorsichtig, das ist heiß!“, äffte er seine Mutter nach und schüttelte sich dabei.
    Mario lachte. „Gut, vielleicht übertreiben sie es manchmalmit ihrer Fürsorge. Aber immerhin wärst du wirklich beinahe gestorben!“
    „Sie behandeln mich, als sei ich noch immer unter Chemotherapie. Anfällig für Pilze, Keime und Infekte aller Art. Sie tun so, als müssten alle negativen Nachrichten von mir ferngehalten werden! Ich sage dir, ich habe diese Behüterei gründlich satt! Wenn nicht bald irgendetwas Dramatisches passiert, werde ich noch wahnsinnig!“
    Er starrte mit brennenden Augen in seinen Cappuccino.
    Sie kannten sich schon seit der Krabbelgruppe, hatten ihre gesamte Kindheit miteinander verbracht, und Mario konnte sich noch gut an die Zeit erinnern, als er Julian regelmäßig im Krankenhaus besuchen ging. An manchen Tagen musste er dazu einen Kittel überstreifen, Überschuhe und Handschuhe anziehen und einen Mundschutz tragen. Einige Male hatte er dem Freund sogar nur durch eine Scheibe in der Tür zuwinken können.
    Besuchsverbot.
    Leukämie, hatte ihm Frau Baier erklärt, und Mario war der Einzige gewesen, der Julian, außer dessen Eltern, in dieser schweren Zeit noch besuchen durfte.
    Aber dann, nach unendlichen Wochen belastender Therapie und anschließender Bestrahlung, hatte Julian wieder zur Schule gehen können. Er hatte sich verändert, war ernster, ängstlicher als früher. Doch das war nun schon acht Jahre her, und mit jedem Jahr, das seitdem vergangen war, ohne dass sich ein Rezidiv ankündigte, war Julian draufgängerischer geworden und irgendwann wieder der Alte gewesen.
    „Ich will nur noch weg!“
    Julian sah Mario nachdenklich an.
    „Was der eine zu viel hat, hat der andere zu wenig!“
    „Ich verstehe deinen Ärger ja“, meinte Mario und gab zu, „wenn ich auf Dauer so bevormundet werden würde, wäre mir das auch nicht recht.“
    „Sag mal, das gestern Abend war ja eine unglaubliche Performance! Wahnsinn, wie du McDeath in den Hinterhalt gelockt hast! Und dann, als die Blockade für uns andere aufgehoben war, hast du auch noch die Hälfte seines Clans in der Ruine niedergemetzelt – das war einfach unglaublich!“, wechselte Julian abrupt das Thema.
    Mario neigte leicht verlegen den Kopf.
    „Ist dir auch aufgefallen, wie viel besser die Grafik nach dem letzten Relaunch geworden ist? So was von realistisch! Jeden Blutspritzer kann man jetzt verfolgen – sogar in Slow Motion. Als das Hirn von McDeath an die Wand klatschte – das sah so irre real aus!“
    „Selbst der Sound ist jetzt besser. Wenn du einem was brichst, kann man es jetzt deutlich knacken hören! Auch das Ratschen, wenn einer den Drachen die Hautflügel aufschlitzt! Aber du hast schon Recht, die Grafik ist super. Ich habe dir zugesehen, wie du dich bewegt hast. Geschmeidig wie eine Katze, gesprungen bist du wie ein Affe – kein Ruckeln mehr, alles fließt“, meinte Julian begeistert.
    „Komm, lass uns woanders noch was trinken gehen, ich muss hier raus!“
    „Okay, aber um 16:30 Uhr muss ich Marina aus der Musikschule abholen.“
    „Bis dahin sind es noch fast zwei Stunden! Los, komm!“ Sie sprangen von den Barhockern.
    Mario zog bei der schwungvollen Bewegung leise die Luft ein.
    „Schon wieder?“
    Mario winkte gleichgültig ab. „Nicht zu ändern!“
    „Wir gehen kurz noch mal weg!“
    „Zieh dir eine warme Jacke an, Julian! Und denk an die Mütze, der Wind ist schon verflixt frisch! Und Julian – es hat angefangen zu nieseln!“
    Eilig zog Mario den Freund zur Tür hinaus, doch noch an der nächsten Querstraße schimpfte Julian so heftig vor sich hin, dass Passanten verblüfft stehen blieben und den beiden nachsahen.
    Dass ihnen jemand folgte, bemerkten die Freunde nicht.
    Kevin Baumeister suchte sich im Hardrock Café einen Tisch in der Nähe der beiden Freunde und tarnte sich wie immer mit einem großen Caffè Latte und einem Buch. Dem Hemd von Elvis oder Madonnas Bustier, die man hier stolz wie Reliquien zur Schau stellte, gönnte er nicht einen Blick.
    Er war auf der Jagd.
    Seine Kleidung war schwarz und unauffällig.
    Für einen zufällig in seine Richtung blickenden Cafébesucher konnte er vom Banker bis zum Theologiestudenten alles Mögliche von Beruf sein. Das Buch schützte ihn davor, ungebetenerweise angesprochen zu werden. Seine sorgfältig einstudierte Körperhaltung drückte aus, dass er beschäftigt war und hier nicht nach Entspannung suchte. Wäre nicht die lange,

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