Steinhauer, Franziska
gegen McDeath ist schon ein irres Ding – und dann noch gewinnen, das ist unglaublich! Gratuliere!“
Mario straffte seinen Oberkörper, richtete sich auf.
Ein solches Lob von einem der Besten!
„Na ja. Leicht war es nicht. Aber wir haben uns schon so lange in diesem Level gejagt – irgendwann stand die Entscheidung eben an.“
Kevin Baumeister nickte und meinte dann mit kaum verhohlener Verachtung: „Aber es gibt weitaus Aufregenderes als dieses Spiel!“
„Und das wäre?“ Julian warf dem Mann einen bewundernden Blick zu. Abgesehen von der Narbe wirkte der nun wirklich nicht wie ein Draufgänger, dachte er, kaum zu glauben, dass dieser Mann der bisher unbezwungene Held Hunter sein sollte und ihnen nun leibhaftig gegenüberstand! Zum Anfassen!
Der Rest war für Kevin Baumeister ein Kinderspiel. „Was wäre, wenn man den Kitzel von Dimension X auch mal im wirklichen Leben erleben könnte? Den wahren ultimativen Kick hätte?“ Der vorgebliche Abenteurer warf einen ungeduldigen Blick in Richtung Schulportal.
„Den ultimativen Kick?“ Nun waren die beiden wirklich interessiert.
„Na ja – aber das muss wirklich unter uns bleiben. Es ist nicht ungefährlich!“ Kevin Baumeister gab sich nervös und unentschlossen, strich sich bedeutungsvoll über die Narbe.
„Bei uns ist jedes Geheimnis gut aufgehoben!“, versicherte Julian, und Mario nickte eifrig.
„Na gut. Heute Nacht gibt es eine Zusammenkunft auf dem Hauptfriedhof. Gegen 23 Uhr. Ihr wisst schon: ganz in Schwarz mit Kerzen und satanistischen Texten. Das ist ein irres Event.“
Mario streckte abwehrend beide Hände in Brusthöhe von sich.
„Los, sei kein Frosch!“, forderte Julian aufgeregt. „Klar kommen wir!“
Plötzlich öffnete sich die Tür, und ungefähr fünfundzwanzig Kinder quollen aus dem Gebäude heraus. Manche stürzten sich fröhlich lachend in die Arme ihrer Mütter, andere plauderten noch mit ihren Freunden. Marina kam fast als Letzte. Mario bemerkte, dass sie geweint hatte.
Der große Bruder beugte sich zu ihr hinunter und fragte sanft:
„Ei, meine Kleine, irgendetwas Schlimmes passiert?“ Marina schenkte ihrem großen Bruder einen giftigen Blick und trat ihn dann kraftvoll gegen das Schienbein.
„Du hast nicht genug mit mir geübt! Herr Michel hat mich ausgeschimpft, weil du nicht besser auf mein Spiel geachtet hast! Das sage ich Mama!“
Sprachlos starrte Julian von Marina zu Mario und wieder zurück.
Marios Gesicht war vor Wut verzerrt, doch er schwieg entschlossen.
Betreten drehten sich die Freunde nach Kevin Baumeister um, doch ihr neuer Bekannter war bereits verschwunden.
Er hatte die peinliche Szene wohl nicht mehr beobachtet.
„Dem Marcello haben sie das ganze Vieh auf der Weide abgestochen!“, berichtet Dominik, der Postbote, aufgeregt. „Alle dreißig Kühe!“
„Fünf!“, korrigiert Frieder und lacht. „Die haben alle einen Darminfekt gehabt.“
„Und woher willst du das so genau wissen?“ Dominik kneift die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Normalerweise ist er es, der von den Ereignissen in St. Gertraud als Erster erfährt.
„Weil ich heute Morgen an der Weide vorbeigefahren bin. Marcello hatte die Bescherung gerade entdeckt. Fünf tote Kühe! Der Tierarzt meint, es war Durchfall.“
„Mir haben sie gesagt, die wurden abgestochen. Meinetwegen hätten sie dem Italiener ruhig alle abmurksen können!“
„Ach so?“ Frieder tut überrascht. Er weiß schon, was jetzt folgen wird. Schließlich kennt man sich ein Leben lang.
Auch Dominik winkt seinerseits ab. Müßig, mit Frieder darüber diskutieren zu wollen.
Er wird sich jemand anderen dafür suchen, dennoch meint er:„Lass mal gut sein, Frieder. Wir wissen ja, wie du denkst. Aber ich bin da eben anders. Davon, dass es einer von den Italienern war, der die Platzgrummer damals umgebracht hat, bringt mich keiner mehr ab.“
Frieder schüttelt den Kopf.
„ Bist eben unbelehrbar, Dominik!“
„Die wollten einen italienischen Pfarrer – und was bekamen sie? Den Steinkasserer! Aber einen Pfarrer zu ermorden wäre ein gar zu großer Frevel gewesen, deshalb haben sie die Wirtschafterin umgebracht. So ganz jung war die eh nicht mehr! Und danach haben sie versucht, die Sache dem Pfarrer in die Schuhe zu schieben! Das denken übrigens die meisten Leute im Dorf. Und wer kommt als Ermittler? Ausgerechnet ein italienischer Hauptmann der Carabinieri! Alles ganz einfach! Da muss man sich nicht darüber wundern, dass der Mord am Ende
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