Steirerherz
Moment
hätte sie große Lust gehabt, ihn an seine Kontakte auf der ausschließlich sexuell
orientierten Internetplattform zu erinnern, die ihn vor einem Jahr um ein Haar den
Job gekostet hätten. Doch diese alte Geschichte ging Miriam nichts an. »War Valentinas
Schwangerschaft auch ein Thema auf Facebook?«, fragte Sandra stattdessen.
Miriam schüttelte den Kopf. »Es
ging um Egon. Und um diese Carolina Holzinger, mit der er sie offensichtlich zuletzt
betrogen hat.«
»Und mit der er jetzt auf Mauritius
urlaubt«, ergänzte Sandra.
»Das fehlte mir gerade noch …« Bergmann unterstrich seinen Kommentar
mit einem verächtlichen Schnauben.
Die Frauen sahen ihn fragend an.
» Was fehlt dir? Urlaub?«, hakte Sandra nach.
»Nein, dieses Facebook. Damit jeder
weiß, mit wem ich wann …, na ja,
lassen wir das lieber …« Bergmann
räusperte sich und blickte auf den Bleistift in seiner Hand. Offenbar war ihm soeben
wieder eingefallen, dass er zum Thema Internetplattformen besser schwieg.
Miriam kicherte. Wusste die junge
Kollegin etwa doch über die alte Geschichte Bescheid?, wunderte sich Sandra.
»Sehen wir uns doch einmal an, mit
wem Valentina Trimmel an diesem Tag alles telefoniert hat«, schlug Bergmann vor.
Miriam blätterte in den Unterlagen.
»Mit ihrem Bruder Franz. Und zuvor mit der Geburtshilflich-Gynäkologischen Universitäts-Klinik
in Graz. Sie hat sich dort erkundigt, was ein Schwangerschaftsabbruch kostet, hat
eine konkrete Terminvereinbarung jedoch abgelehnt. Hab ich alles schon gecheckt.«
»Sehr gut«, lobte Sandra sie. Miriam
mauserte sich schneller zu einer brauchbaren Kriminalistin, als sie es von ihr erwartet
hatte. Wie es der jungen Kollegin gelungen war, trotz ärztlicher Schweigepflicht
und ohne richterlichen Beschluss an diese Auskunft zu gelangen, fragte sie lieber
nicht.
»Um 15 Uhr 53 hat Valentina dann
Engelbert Hausner angerufen und bis 16 Uhr 02 mit ihm telefoniert«, fuhr Miriam
fort.
»Fragt sich nur, was sie mit dem
noch zu besprechen hatte«, meinte Sandra. Auch deshalb hatten sie den Autohändler
für den Nachmittag zur neuerlichen Einvernahme zu sich gebeten.
»Das werden wir ihn dann selbst
fragen.« Bergmann legte den Bleistift beiseite, ohne ihn vorher gespitzt zu haben,
fiel Sandra auf.
»Darf ich bei der Vernehmung dabei
sein?«, beeilte sich Miriam zu fragen.
»Besser, du siehst von nebenan zu.
Sonst wird es zu eng im Verhörraum.«
Miriam nickte enttäuscht.
»Du darfst demnächst mal mit hinein«,
versprach Sandra. Bergmann hob eine Augenbraue. Was immer dieser Blick zu bedeuten
hatte, Sandra wandte sich wieder der Tafel zu. »Wir wissen jedenfalls, dass Valentina
ihr Telefongespräch mit dem alten Hausner beendete, sobald Volker Neidhardt auftauchte.«
»Offensichtlich war der Inhalt nicht
für seine Ohren bestimmt«, meinte Bergmann.
»Wir wissen auch, dass Volker Neidhardt
und Valentina Trimmel kurz vor 18 Uhr am Schlossberg waren. Danach waren sie bei
diesem Italiener in Geidorf essen und anschließend im Jazzkeller in ihrer Straße.
Bis auf den Spaziergang in der Innenstadt, für den sich bisher keine Zeugen auftreiben
haben lassen, habe ich das gestern alles noch überprüft«, bestätigte Sandra.
»So weit,
so gut. Danach verliert sich aber die Spur des Opfers. Oder gibt es etwas Neues?«,
fragte Bergmann.
»Ich konnte den Taxifahrer, der
sie nach dem Streit mit ihrem Freund von Waltendorf in die Grillparzerstraße gefahren
hat, auftreiben. Valentina hat ihn auf der Waltendorfer Hauptstraße herbeigewinkt.
Bis dorthin ist sie vermutlich gelaufen.« Sandra markierte einen weiteren Punkt
auf der Graz-Karte mit einer roten Nadel.
»Und was ist mit einer möglichen
Taxifahrt vom Jazzkeller in Geidorf nach Waltendorf?«, fragte Bergmann.
»Leider hat sich noch kein Taxifahrer
gemeldet. Wenigstens keiner, der eine junge Frau, auf welche die Personenbeschreibung
passt, zum fraglichen Zeitpunkt auf dieser Route mitgenommen hat«, berichtete Sandra,
die längst eine entsprechende Anfrage über die Grazer Taxifunkzentrale hinausgeschickt
hatte.
»Und was war am Mittwoch? Haben
wir schon was Neues zum 24. August?«, fragte Bergmann.
»Eine Nachricht von Franz Trimmel
junior und eine von Pia Fürnpass auf Valentina Trimmels Mobilbox. Und zwei SMS –
ebenfalls von Pia.«
»Und? Die Inhalte?«, fragte Bergmann
weiter.
»Ähm … wieso? Die Inhalte stehen uns
doch nicht zur Verfügung – Datenschutz, dachte ich«, meinte Miriam verunsichert.
»Tun sie
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