Steirerherz
konnte ihn auch nicht erreichen. Deswegen bestellen Sie mich hierher? Egon
hat doch ein hieb- und stichfestes Alibi, wie man so schön sagt«, erwiderte Hausner
lächelnd. Damit hatte er zweifelsfrei recht. Sandra hatte inzwischen in Erfahrung
gebracht, dass Egon Hausner und Carolina Holzinger tatsächlich am Mittwochmorgen
vor der Mordnacht von Graz über München nach Mauritius geflogen waren. Sofern sie
auch den geplanten Rückflug antraten, würden sie morgen Abend in Graz Thalerhof
landen. Zudem hatte Engelbert Hausners Begleiterin Jacqueline Schellander bestätigt,
dass dieser sie in jener Nacht kurz vor zehn Uhr vor ihrem Wohnhaus abgesetzt hatte.
Womit der Autohändler aber immer noch genügend Zeit gehabt hätte, den Mord an Valentina
Trimmel und deren Leichenschändung durchzuführen.
»Im Gegensatz zu Ihnen, Herr Hausner.
Sie haben nämlich noch immer kein Alibi für die Tatzeit«, erinnerte ihn Bergmann
an dieses Manko.
Hausner zuckte mit den Schultern.
»Tja … Deswegen
hab ich die Valentina aber noch lange nicht umgebracht.«
»Das Mädchen war schwanger. Wussten
Sie das?«, fragte Sandra ohne Umschweife.
»Natürlich wusste ich das.« Noch
immer lächelte Hausner.
»War es denn nicht Ihr Enkelkind,
das gleichzeitig mit Valentina ermordet wurde?«, legte Sandra ein Scherflein nach.
Auch jetzt behielt Hausner seine Maske auf. Der Mann war ekelerregend.
Völlig unvermittelt griff Bergmann
nach der beigen Aktenmappe, die vor Sandra lag. »Vielleicht vergeht Ihnen das Grinsen
ja, wenn Sie sich die hier mal ansehen …« Blitzschnell zog er einige Fotos aus der Akte und schob sie mit
Schwung zu Hausner hinüber. Als der die Aufnahmen von dem aufgespießten Leichnam
des Mädchens erblickte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig. Auf einmal
starrte ihnen blankes Entsetzen entgegen. Hausner fasste sich mit der Hand an den
Mund, würgte, schluckte und hüstelte, ohne den Blick von den Bildern abzuwenden.
»Geht’s? Oder müssen Sie auf die
Toilette?«, erkundigte sich Sandra und sammelte die Fotos rasch wieder ein, um sie
in der Akte verschwinden zu lassen. Hausner griff sich an die Brust, dann ließ er
die Hand auf die Tischplatte fallen. »Entschuldigen Sie …«
»Sind Sie herzkrank?«, erkundigte
sich Sandra und tadelte Bergmann mit Blicken. So weit hätte der Kollege nicht gehen
dürfen. Obgleich die grausamen Bilder ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. Endlich
zeigte Hausner echte Gefühle, die mit körperlichen Reaktionen einhergingen. Auf
seiner Stirn glänzten Schweißperlen. »Mein Herz ist völlig in Ordnung. Es geht schon
wieder.« Hausner lockerte seinen Krawattenknoten. Das erbsengrüne Modell, das er
heute trug, war auch nicht viel besser als das Ungetüm vom vergangenen Freitag.
Sandra bot ihm ein Glas Wasser an. Doch Hausner lehnte ab. »Warum hat sich Ihr Sohn
von Valentina getrennt?«, fuhr sie fort.
»Soweit ich weiß, war sie sehr eifersüchtig.
Das hat der Egon wohl nicht länger ertragen.«
»Das Mädchen war schwanger. Und
Ihr Sohn hat sie einfach sitzen lassen, um sich mit einer anderen zu vergnügen?«
»Wenn Sie das so sehen wollen, bitte
schön.«
Sandra holte
tief Luft, um nicht die Beherrschung zu verlieren.
Hausner öffnete
indes seinen obersten Hemdknopf.
»Ist Ihnen
jemals zu Ohren gekommen, dass Valentina vergewaltigt wurde?«, fragte Sandra.
Hausner stutzte einen Moment lang.
»Nein. Das höre ich zum ersten Mal. Wer behauptet denn so was?«, fragte er zurück.
»Das tut hier
nichts zur Sache«, entgegnete Bergmann. »Sie wollen also nichts von einer Vergewaltigung
mitbekommen haben?«, formulierte er Sandras Frage neu.
Hausner schüttelte den Kopf und
neigte seinen Körper leicht seitwärts. Dann zog er ein Taschentuch aus dem Hosensack,
um sich damit über die Stirn zu wischen. Er wirkte alles andere als gesund auf Sandra.
Nachdem er das mit seinem Monogramm bestickte Tuch wieder eingesteckt hatte, blickte
er auf seine Rolex, die ihr einmal mehr bestätigte, dass man guten Geschmack nicht
kaufen konnte. Die vollgoldene Uhr mit Diamantziffernblatt und brillantbesetzter
Lünette wäre nach Sandras Ermessen höchstens bei einem Ölscheich oder einem Gangster-Rapper
durchgegangen. »Sie sollten sich untersuchen lassen, wenn wir hier fertig sind«,
riet sie ihm.
Hausner schnaubte verächtlich und
lehnte sich zurück. »Machen Sie schon weiter. Ich hab nicht ewig Zeit«, erwiderte
er und verschränkte die Arme vor der Brust. Zum Glück verschwand das
Weitere Kostenlose Bücher