Stella Blomkvist
hast du gesagt. Was weißt du
eigentlich über das Rauschgift, was hier gefunden wurde?«
Furcht stand ihr plötzlich in die
Augen geschrieben. »Ich weiß nichts davon«, antwortete sie. »Nichts.«
»Soweit ich verstanden habe, waren
das illegale Drogen. Hat Halla oft welche benutzt?«
»Das ist pure Verleumdung«, sagte
sie und sprang auf. »Okay.«
»Huch! Ich
hab dich ja ganz vollgeheult!«, rief sie.
»Das macht doch nichts«, antwortete
ich und guckte mir die Flecken an, die ihre Tränen auf meinem Kaschmirpullover
hinterlassen haben. »Mach dir deshalb keinen Kopf.«
»Entschuldige. Ich habe mich
normalerweise besser im Griff.«
»Ist schon gut. Schlaf dich erst mal
richtig aus.«
»Ja, das könnte ich jetzt
gebrauchen.«
Momentan brachte es ganz
offensichtlich nichts, Versuche zu starten, sie noch mehr über Halla auszuquetschen.
Dafür musste ich einen besseren Zeitpunkt abpassen.
Ich habe ihr eine meiner
Visitenkarten gegeben. »Ruf mich an, wenn irgendwas ist.«
Sie nahm die Karte in die Hand.
»Sei ganz unbesorgt, du kannst mich
ruhig anrufen«, wiederholte ich. »Auch wenn du einfach nur quatschen willst.«
Sie nickte und begleitete mich nach
draußen. Sie beobachtete mich von der Tür aus, bis ich mich ins Auto gesetzt
hatte.
Aber jetzt ist ein neuer Tag und ich
bin in der Austurstraeti auf dem Weg Richtung Rathaus, wo ich mein Auto
geparkt habe. Ich schlendere an der Buchhandlung und der alten Apotheke vorbei.
Völlig in Gedanken versunken werfe ich einen Blick auf den Verkehr, während
ich die Fahrbahn betrete. Gucke zur Hauptfiliale der Landsbanki hinüber. Bleibe
mitten in der Bewegung stehen und habe das Gefühl, dass mein Herzschlag sich
verdoppelt.
Kann das sein?
Der Typ, der im Sturmschritt die
Stufen zur Landsbanki hocheilt? Von hinten ist es der gleiche, so viel ist
sicher.
Er verschwindet in die Bank.
Was nun?
Jemand hupt mich an. Ich gucke
schnell auf das Auto. Ein verärgerter Autofahrer knurrt mich durch die Windschutzscheibe
an.
Ich kehre mitten auf der
Posthusstraeti um. Kaufe eine DV von einem Zeitungsjungen an der Ecke. Lehne
mich dann an die Apotheke, blättere in der Zeitung, ohne sie zu lesen und
beobachte den Eingang der Bank. Warte darauf, dass der Mann wieder rauskommt.
Da öffnet er die Tür. Hat immer noch
den gleichen Mantel an und hat den Schal um den Hals gewickelt. Bleibt kurz auf
der Treppe stehen, um sich die Russenmütze aufzusetzen. Es besteht überhaupt
kein Zweifel. Das ist der Kerl! Der geheimnisvolle Bote! Verdammtes Glück!
Er überquert die Austurstraeti und
geht Richtung Austurvöllur, einem parkähnlichen Platz in der Innenstadt. Er
geht auf das Parlamentsgebäude zu, ich in diskretem Abstand hinterher.
Beobachte, wie er es betritt.
Was jetzt?
Habe keine andere Wahl, als auf ihn
zu warten.
Ich gehe gemütlich zum
Parlamentsgebäude und an drei schwarzen Ministerkaleschen vorbei. Verschwinde
um eine Hausecke und warte.
Nach ein paar Minuten kommt er
wieder heraus. Ein Mann im Anzug und großen schwarzem Hut folgt ihm. Sie gehen
zusammen zu einem der Nobelwagen. Der Bote öffnet die Tür zur Rückbank
sperrangelweit, der Mann mit dem Hut setzt sich hinein, der Bote schließt
gekonnt die Tür und öffnet dann die Fahrertür, setzt sich, lässt das Auto an
und fährt los.
Ich schreibe mir die Nummer auf,
sprinte dann zum Parkplatz gegenüber des Rathauses, peitsche meine altersschwache
Blechdose in Gang und jage die schwarze Luxuskarosse. Sie fahren die
Laekjargata entlang, biegen in die Hverfisgata ab und fahren zum Arnarhvol, dem
Regierungsgebäude, in dem diverse Ministerien untergebracht sind. Hier steigt
der Typ mit dem Hut aus. Der Bote fährt weiter zum Parkplatz beim
Schauspielhaus, wo er die Karosse in einer
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