Stella Blomkvist
Mögliche
für die beiden erledigt. Das ist schon lange her, noch zu Zeiten, als der
Premierminister erst begann, die Karriereleiter zu erklimmen.«
»Ach, echt?«
»Mittlerweile hört man natürlich so
haarsträubende Geschichten über Valdi, dass viele es völlig unverantwortlich
finden, dass Politiker diesem Mann überhaupt nahe kommen. Aber die beiden
lassen sich in dieser Sache nicht reinreden, soweit ich das mitgekriegt habe.«
»Wie kommt das?«
Er zuckt die Achseln.
»Hat Sigvaldi sie in der Hand?«,
frage ich. »Irgendwas von früher?«
»So was wie
alte, gemeinsame Jugendsünden?«
»Ja, so was
in der Art.«
»Das kann schon sein«, antwortet
Thórólfur nachdenklich. »Es ist jedenfalls erstaunlich, dass sie die Kontakte
zu Valdi nicht schon längst abgebrochen haben. In der Partei herrscht Unruhe
wegen der Sache.«
Wir
bestellen uns mehr Kaffee.
»Und trotzdem sitzt der
Parteivorsitzende fest im Sattel?«
»Ich habe
nichts Gegenteiliges gehört.«
»Hat er einen Rivalen in der Partei?
Jemand, der seinen Platz einnehmen will?«
»Stella, die Leute sind in der
Politik, um an die Macht zu kommen«, sagt er und lächelt über meine Unwissenheit.
»Natürlich hat er Rivalen.«
»Wer will
den Posten mehr als andere?«
»Zum Beispiel ist Gunnleifur immer
wieder im Gespräch.«
»Was du
nicht sagst! Erzähl mir was über ihn!«
»Mann, Stella, du interessierst dich ja
für die merkwürdigsten Leute!«
Ich lächele und warte ungeduldig
darauf, dass er weitererzählt.
»Gunnleifur macht den Eindruck, aufrichtig
und seriös zu sein«, sagt Thórólfur.
»Er ist nicht unbedingt ein großer
Mann der Tat, eher so ein Beamtentyp als ein richtiger Politikus, wie man ja
auch an seiner Arbeit als Minister sieht. Ziemlich farblos, würde ich sagen. Aber es ist
recht offensichtlich, dass ihm sowohl der Parteivorsitzende als auch der
Premierminister schwer im Magen liegen.«
»Ist er in
der Partei beliebt?«
»Das ist schwierig zu beurteilen. Es
könnte sein, dass seine Stärke besonders darin liegt, keine gefährlichen Feinde
zu haben. Was an für sich schon bemerkenswert ist in der Politik.«
»Wenn der Premierminister morgen
abtreten würde, nähme er dann seinen Platz ein?«
»Ja,
Gunnleifur ist der zweite Vorsitzende.«
»Also der
Kronprinz.«
»Das kann
man so sagen, ja.«
»Mehr
Kaffee?«
Thórólfur überlegt angestrengt,
während er die Tiefen der Kaffeetasse ergründet. »Tut sich da was im Halla-Fall,
über das ich schreiben kann?«, fragt er schließlich.
Ich versuche ihn zu überzeugen, dass
sich momentan nichts für ihn Verwertbares zusammenbraut, merke aber, dass er
mir nicht glaubt. Ist ja klar.
21
»Hei!
Erinnerst du dich
noch an mich?«
Er ist
wirklich überrascht. Wie ein Dorsch auf dem Weg in die
Köpfmaschine.
Ȁhem ...
Ähem ...«
»Willst du
mich nicht hereinbitten?«, frage ich forsch, stoße die Tür auf und marschiere
einfach an ihm vorbei in die Diele.
Kári schließt die Tür. Ihm fehlen
immer noch die Worte.
Ich gehe einfach weiter direkt ins
Wohnzimmer. Setze mich. Sehe ihn an, wie er mit Abstand hinter mir hergetappt
kommt, wie bestellt und nicht abgeholt.
»Ansonsten habe ich keine Lust, mich
mit dem Steigbügelhalter zu unterhalten«, füge ich hinzu. »Take me to your
leader!«
Er schlufft ins Wohnzimmer und lässt
sich in einen Sessel sinken.
Ȁhem ... wie hast du mich
gefunden?«, fragt er. »Kein Problem«, antworte ich und strahle ihn siegesgewiss
an.
»Aber ich will mit dem Boss selber
reden. Mit Gunnleifur. Sofort.«
»Mit Gunn... Gunnleifur?« Er
verschluckt sich mit dem Namen. »Warum willst du mit Gunnleifur reden?«
»Hör schon mit diesen Spielchen auf.
Ansonsten marschiere ich mit eurem Brief direkt zu den Goldjungs. Vielleicht
willst du ja lieber
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