Stella Blomkvist
mit denen reden?«
Er seufzt und sammelt seine Kräfte.
»Warte hier«, meint er schließlich.
»Ich muss mal telefonieren gehen.«
»Ich bin nicht auf dem Sprung,
Alterchen«, antworte ich und lehne mich gemütlich im Sessel zurück.
Kári steht auf, stolpert auf den
Flur, verschwindet im Zimmer gegenüber und schließt die Tür.
Ich schaue mich in der Zwischenzeit
um. Alte Möbel. Ein alter Teppich. Alles alt. An der Wand ein Bild mit Hafen.
Saudárkrókur? Vielleicht ist der Alte vom Land?
Das Telefonat dauert nicht lang.
Kári hat sich etwas erholt, als er wieder ins Wohnzimmer kommt. »Du bist ja
ganz schön gewieft, meine Liebe«, sagt er.
»Was sagt der Boss?«
»Na ja, er wird dir das sicher
selber sagen.«
»Jetzt sofort?«
»Ja, ich fahre dich.«
Er lässt die Ministerkutsche stehen.
Als er das Garagentor öffnet, kommt das Auto vom Treffen zum Vorschein.
Das Kennzeichen ist nicht auf
Sindris Listen. Da bin ich völlig sicher. Ich muss ihn einfach fragen: »Besitzt
du das Auto schon lange?«
»Nein, erst einige Wochen. Ich hab
da ein echtes Schnäppchen gemacht, denke ich.«
»Und du hast es ein bisschen in die
Länge gezogen, zu melden, dass das Auto den Besitzer gewechselt hat?«
»Wie?«
»Das Auto ist nicht auf deinen Namen
eingetragen.« 3
Er lächelt: »Hast du das schon überprüft?«
»Verdammte Schlamperei!«
»Ja, vielleicht. Aber so was schiebt
man doch gerne auf die lange Bank.«
Kári fährt in die Weststadt zu einer
Nobelvilla am Meer. Das Schloss von Gunnleifur. Der Minister erwartet uns im
Bücherzimmer. Sitzt in einem großen, schwarzen Ledersessel mit hoher
Rückenlehne. Die Regale an den Wänden sind voll mit Büchern. Einbände mit Goldprägung.
Zweifellos die »Gesammelten Werke« von irgendwelchen toten Typen.
Er ist schlank. Trägt einen
Kurzhaarschnitt mit einigen grauen Haaren. Hat einen blauen Anzug mit Weste
an. Auf der Krawatte sind rote und blaue Streifen.
Gunnleifur ist mürrisch aber
höflich. Bietet mir einen Platz an und gibt Kári ein Zeichen zu gehen und die
Tür hinter sich zu schließen.
Ich komme sofort zur Sache. »Du hast
mir einen Brief geschickt.«
Er will mir meine Behauptung noch
nicht beantworten. »Zuerst muss klar sein, dass alles, was hier zwischen uns
gesprochen wird, vertraulich ist«, sagt er. »Können wir uns darauf einigen?«
»Ich lasse mich nicht auf diese Art
verpflichten.«
»Ach so, jaja. Dann haben wir
eigentlich nichts zu besprechen.«
Ich bin nicht in der Stimmung,
höfliche Überredungskünste an dem Kerl auszuprobieren. »Ich habe den Brief in
der Hand«, sage ich. »Den Brief, den du mir durch Kári hast zukommen lassen.
Willst du den vielleicht in der DV oder in der Wochenendpost lesen? Mit den dazugehörigen
Erläuterungen? Oder eine Reportage darüber im zweiten Programm sehen?«
»Es ist völlig unnötig, mir zu
drohen. Wir haben in dieser Sache gemeinsame Interessen zu wahren.« Gunnleifur versucht krampfhaft, mit
seinen Lippen ein Lächeln zu Stande zu bringen. »Wir stehen in diesem Fall auf
der gleichen Seite.«
»Dann hast du doch nichts zu
befürchten.«
»Ja, genau. Aber weder kann ich noch
will ich mich zu diesem Fall öffentlich äußern. Deswegen kann ich dir keine
Auskünfte geben, wenn es später möglich wird, meine Aussagen zu mir
zurückzuverfolgen.«
Ich lächele sanft: »Dann musst du
mir halt einfach vertrauen.«
Wir schauen uns in die Augen. Ich
habe das Gefühl, dass seine Gehirnzellen mit voller Kraft Überstunden schieben.
»Also gut«, antwortet er
schließlich. »Ich sag’s dir, ich gehe damit ein großes Risiko ein. Meine Gegner
würden mir die schlimmsten Absichten unterstellen, wenn etwas von unserem
Gespräch an die Öffentlichkeit durchsickert; Kann ich mich in dem Punkt auf
dich verlassen?«
»Natürlich«,
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