Sterben: Roman (German Edition)
Eltern fernzusehen, in der Küche ein paar Brote zu essen und lange Spaziergänge am Fluss zu unternehmen, denn es war nicht Jan Vidars dunkles, nach Schweiß riechendes Zimmer mit seinem Verstärker und seiner Stereoanlage, seinen Gitarren und Platten, seinen Gitarrennoten und Comics, in dem wir saßen, es war Susannes helles, nach Parfüm duftendes Zimmer mit der weißen Blümchentapete an den Wänden, der bestickten Decke auf dem Bett, dem weißen Regal mit den Schmuckgegenständen und Büchern, dem weißen Schrank, in dem ihre Kleider säuberlich aufgestapelt und aufgehängt waren. Wenn ich eine ihrer Jeans darin sah oder über dem Stuhlrücken daneben hängend, musste ich schlucken, denn diese Hose würde sie tragen, über Schenkel und Hüften ziehen, sie würde den Reißverschluss schließen und die Jeans zuknöpfen. Ihr Zimmer war voll solcher Verheißungen, die ich innerlich kaum in Worte zu fassen vermochte, es war vielmehr so, dass sie Gefühlswellen durch mich rollen ließen. Es gab aber auch noch andere Gründe dafür, dass ich sie gerne besuchte. So behandelten mich ihre Eltern immer freundlich, und etwas im Ton dieser Familie ließ mich erkennen, dass sie auf mich zählten. Ich war ein Mensch in Susannes Leben, jemand, von dem sie ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester erzählte.
Jetzt ging sie durchs Zimmer und schloss das Fenster. Draußen hing Nebel, sogar die Lampen im Nachbarhaus waren fast im Grau verschwunden. Auf der abwärts führenden Straße fuhren einige Autos vorbei, ihre Stereoanlagen wummerten. Dann wurde es wieder still.
»Tja«, sagte ich.
Sie lächelte.
»Tja«, sagte sie und setzte sich auf die Bettkante. Ich erwartete nichts, bloß dass wir hier liegen konnten statt aufeinander zu sitzen. Einmal hatte ich eine Hand unter ihre Steppjacke geschoben und sie auf ihre Brust gelegt, woraufhin sie Nein gesagt und ich sie wieder fortgenommen hatte. Ihr Nein war nicht schneidend oder vorwurfsvoll gewesen, eher bestätigend, als hätte es auf ein Gesetz verwiesen, das über uns stand. Wir knutschten, das war alles, und obwohl ich immer dazu bereit war, wenn wir uns trafen, hatte ich doch schnell genug davon. Nach einer Weile stellte sich ein fast erstickendes Gefühl ein, denn dieser Knutscherei haftete etwas Blindes und Unerlöstes an, alles in mir sehnte sich nach einem Weg hinaus, den es gab, das wusste ich, der aber nicht beschritten werden konnte. Ich wollte weiter, musste aber die ganze Zeit dort bleiben, im Tal der rotierenden Zungen und der ständig in mein Gesicht fallenden Haare.
Ich setzte mich neben sie. Sie lächelte mich an. Ich küsste sie, und sie schloss die Augen und sank auf das Bett zurück. Ich schob mich auf sie, spürte ihren weichen Körper unter meinem, sie stöhnte leise, war ich ihr etwa zu schwer? Ich legte mich stattdessen neben sie, mit einem Bein auf ihren Beinen. Strich mit der Hand über ihre Schulter und den Arm. Als meine Hand ihre Finger erreichte, drückte sie diese fest. Ich zog den Kopf zurück und öffnete die Augen. Sie sah mich an. Ihr Gesicht, im Zwielicht weiß, war ernst. Ich lehnte mich vor und küsste ihren Hals. Das hatte ich noch nie getan. Ließ den Kopf auf ihrer Brust ruhen, strich mit der Hand über ihre Hüften. Sie wand sich ein bisschen. Ich hob ihren Pullover an und legte die Hand auf ihren Bauch. Lehnte mich vor und küsste ihn. Sie griff nach dem Saum ihres Pullovers und zog ihn sachte hoch. Ich traute meinen Augen nicht. Dort, direkt vor mir, lagen ihre nackten Brüste. Im Wohnzimmer wurde wieder Telegraph Road aufgelegt. Ich zögerte nicht, sondern schloss den Mund um sie. Erst um die eine, dann um die andere. Ich rieb meine Wangen an ihnen, leckte sie, saugte an ihnen, legte schließlich meine Hände auf sie und küsste Susanne, die ich für Sekunden völlig vergessen hatte. Weiter als bis zu diesem Punkt hatten sich meine Träume und Fantasien niemals erstreckt, und jetzt hatte ich ihn erreicht, aber nach zehn Minuten entstand die gleiche Sättigung, plötzlich war es nicht mehr genug, selbst das nicht, egal, wie groß es war, ich wollte weiter, wohin auch immer, und machte einen Versuch und begann am Knopf ihrer Hose zu nesteln. Er ging auf, sie sagte nichts, blieb weiter mit geschlossenen Augen liegen, den Pullover bis unters Kinn gezogen. Ich öffnete den Reißverschluss. Der weiße Slip darunter wurde sichtbar. Ich schluckte schwer, packte die Hose an den Hüften und zog sie herab. Sie sagte nichts. Wand sich nur ein
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