Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
und wand, um von ihm loszukommen. Sie traf ihr Ziel mehrere Male, wie sie an seinen unterdrückten Schmerzenslauten merkte. Sie biss ihn in den Arm, woraufhin er ihr in den Rücken schlug.
Eine Autotür schlug zu – zweimal. Zeugen. Hilfe. Sie versuchte, um Hilfe zu schreien, aber er stieß sie zu Boden und drückte ihr Gesicht ins Gras – fünf Sekunden … zehn Sekunden … eine Ewigkeit.
Plötzlich ließ er von ihr ab, rammte ihr noch ein letztes Mal sein Knie in die Rippen und rannte davon.
Fast blind vor Schmerz kam sie wieder auf die Füße, nahm dann aber sofort die Verfolgung ihres Angreifers auf. Sie sah ihn an geparkten Wagen vorbei die Straße hinunterrennen. Gerade als er in eine andere Straße einbog, konnte sie den Schmerz nicht mehr aushalten und blieb stehen.
Hilfe. Sie brauchte unbedingt Hilfe. Sie versuchte, im Licht zu bleiben, als sie zurück in ihr Apartmenthaus stolperte. Sie presste die Arme fest auf ihren Magen.
Sie schaffte es bis zur Haustür und dann sogar noch die Treppe hinauf bis zu ihrem Apartment. Dort merkte sie, dass er ihre Tasche mit den Schlüsseln mitgenommen hatte. Verdammter Hurensohn. Auch ihr Handy war jetzt weg. Sie schleppte sich wieder zurück ins Erdgeschoss und klopfte an die Tür der Hauswirtin.
»Ich komme schon, ich komme schon, Geduld, Geduld«, war eine gedämpfte Stimme aus dem Inneren der Wohnung zu vernehmen. Dann öffnete sich vorsichtig die Tür. »Oh, Sie sind es, Miss Fallon. Mein Gott, was ist passiert?«
»Jemand hat mich vor dem Haus überfallen. Meine Tasche ist weg und meine Schlüssel. Ich habe zwar Ersatzschlüssel, aber die sind in meiner Wohnung. Könnten Sie mich bitte in mein Apartment lassen?«
»Aber natürlich.« Sie verschwand für einen Moment, um den Generalschlüssel zu holen. Als sie die Tür schloss, meinte Diane den Schwanz einer vorbeihuschenden Katze zu erkennen. Wenigstens ein Geheimnis, das sie heute Abend gelöst hatte.
»Jemand hat Sie hier bei uns angefallen?«, fragte die Hauswirtin. »Das mag ich aber gar nicht. Ich habe die Polizei gebeten, immer mal wieder bei uns vorbeizufahren, aber meinen Sie, die hören auf mich? Nein, im Fernsehen erzählen sie uns, was für eine tolle neue Polizeibehörde unser Bürgermeister aufgebaut hat. Nun, ich kann davon nichts erkennen.« Diane folgte ihr in den ersten Stock. »Ich habe befürchtet, dass so etwas geschieht. Ich habe oft zu Dorothy gesagt – sie ist eine Freundin vom Kosmetiksalon –, ich habe ihr oft gesagt, es sei nur eine Frage der Zeit, bis auch bei uns solche Verbrechen passieren, jetzt, wo Rosewood jedes Jahr größer wird und all diese jungen Leute aus Atlanta herziehen. Am Anfang habe ich ja den Bürgermeister noch unterstützt, als er von einer professionellen Polizeitruppe gesprochen hat, aber davon kann ich bisher noch nichts erkennen. Alles nur Gerede, und wir dürfen dann die Steuern zahlen. Wollen Sie, dass ich die Polizei rufe?«
»Ich rufe sie vom Krankenhaus aus an. Ich muss nur erst die Schlüssel aus meinem Apartment holen.«
»Das Krankenhaus? Sie sind verletzt, nicht wahr? Das wird so nicht gehen.« Sie öffnete Diane die Tür und folgte ihr in die Wohnung. »Soll ich Sie hinfahren? Das mache ich gern, ich kann aber auch meinen Neffen rufen.«
Diane fand ihre Schlüssel und wandte sich sofort wieder zum Gehen. »Nein. Vielen Dank. Ich kann noch fahren. Ich will mich nur vergewissern, dass keine Rippen gebrochen sind.«
Als sie die Tür abschloss, hörte sie, wie sich in dem Apartment gegenüber etwas regte. Sie eilte die Treppe hinunter, so schnell ihre Schmerzen es ihr ermöglichten. Das Letzte, was sie jetzt brauchen konnte, war ein Gespräch mit Mrs. Odell über Marvin und seine Allergien. Die Hauswirtin folgte ihr nach unten, ohne dass ihr Redestrom einen Moment versiegt wäre. Diane wartete eine kurze Redepause ab, um sich noch einmal bei ihr zu bedanken. Sie schaffte es bis zu ihrem Wagen, stieg ein und blieb erst einmal einen Augenblick still sitzen, um wieder zu Atem zu kommen. Danach ließ sie den Wagen an. Sie wusste, dass ihre Verletzungen schwerer waren, als ihr lieb war.
Während der Fahrt fragte sie sich einige Male, ob sie nicht besser ihre Hauswirtin hätte fahren lassen sollen. Aber nach einer Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, sah sie endlich die Lichter des Krankenhauses vor sich. Sie stellte ihr Auto auf dem Parkplatz der Notfallstation ab und wankte zur Aufnahme. Immer wieder nach Luft ringend, erzählte sie
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