Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
ausrichtete, strich er lange schweigend über seinen Tisch. Ich dachte, vielleicht ist er schon die ganze Zeit irre und jetzt im Endstadium seiner Krankheit angelangt.« Andie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Der Überfall auf Sie hat ihn hart getroffen, so hart, dass ich schon misstrauisch wurde – aber wenn es um das Skelett geht, ergibt das keinen Sinn.«
»Vielleicht doch, wenn er denkt, dass die Graysons dahinterstecken.« Diane erzählte Andie, was Mike ihr über die vertauschten Drinks gesagt hatte.
»Diese billige aufgetakelte Schnepfe«, sagte Andie. »Kann man sie dafür nicht einsperren lassen?«
»Wofür? Schließlich hat sie ja die Droge selbst genommen.«
»Geschieht ihr recht. Weshalb greifen die zu solchen Mitteln?«
»Deshalb.« Diane reichte Andie das Papier, das Korey ihr gegeben hatte. Jonas sah ihr über die Schulter, und beide bekamen kugelrunde Augen. Mit ihrem extrem lockigen Haar sah Andie jetzt aus wie die kleine Waise Annie.
Mit dem Sheriff und Korey hinter sich, konnte Diane seit langer Zeit zum ersten Mal ein wenig optimistisch in die Zukunft blicken. Die Vorstandssitzung sollte erst in einigen Stunden stattfinden. Sie setzte sich zur Entspannung mit Jonas an das Schachbrett. Es machte viel mehr Spaß, vor dem Brett zu sitzen, als die Züge per E-Mail anzusagen.
Korey klopfte an die Tür und kam herein, als Jonas gerade mit seinem Turm Dianes Dame schlug.
»Sieht aus, als seien Sie in Schwierigkeiten, Dr. Fallon«, sagte er nach einem Blick auf das Schachbrett.
»Das Spiel ist noch nicht zu Ende«, bemerkte Diane.
»Andie schickt mich. Ich soll Ihnen Geleitschutz geben.«
»Geleitschutz?«
»Sie sollten doch eigentlich im Krankenhaus sein.«
»Okay. Dann wollen wir mal.« Sie drehte sich noch einmal zu Jonas um. »Das Endspiel beginnt.«
»Reden Sie vom Schach oder vom Museum?«
»Von beiden.«
Jonas kicherte. »Unsere Partie können Sie gleich aufgeben.«
Diane lächelte und ging mit Korey hinaus. In der Vorhalle trafen sie Mark und Signy Grayson, die beide einigermaßen überrascht und auch enttäuscht zu sein schienen, sie zu sehen.
»Es scheint Ihnen ja doch nicht so schlecht zu gehen, wie es hieß«, sagte Mark.
»Es tut mir Leid, wenn ich Sie enttäusche. Ich bin zwar verletzt, aber nicht tot. Und wie geht es Ihrer Erkältung, Signy? Nach den merkwürdigen Vorgängen auf dem Empfang habe ich mir doch ernsthafte Sorgen um Sie gemacht. Ich hoffe, Sie nehmen inzwischen andere Medikamente.«
»Mir geht es gut, danke.« Sie lächelte verkniffen, und Diane merkte, wie Mark und Signy sie kritisch musterten.
»Ich gehe schon mal in den Sitzungssaal«, sagte Mark. »Ich sehe Sie dann dort. Es freut mich, dass Sie kommen konnten, Diane.«
Diane sah ihm nach, wie er erhobenen Hauptes und voller Zuversicht vorausging. Sie wollte ihm schon folgen, als sich die Aufzugtür öffnete und Vanessa Van Ross die Halle betrat.
»Mrs. Van Ross«, säuselte Signy. »Sie sehen blendend aus. Ich habe Ihren Wagen ein paar Mal vor dem Krankenhaus stehen sehen und befürchtete schon, Sie seien krank.«
»Nein, es gibt dort ein Zentrum für Altersforschung, das mich interessiert.«
»Sie suchen nach den neuesten Erkenntnissen für ein langes Leben?« Signy lächelte süffisant.
»Meine Liebe, hoffen Sie vielleicht, ich würde bald den Löffel abgeben, damit der Weg für Sie und Ihren Mann frei ist?«
»Warum sollten wir das wollen?«
»Weil Sie vielleicht glauben, ohne mich hätten Sie leichteres Spiel bei Diane – und natürlich auch bei Marks anderen Immobilienabenteuern. Bei all den Umgestaltungen, die er vorhat, bin ich ihm schon lange ein Dorn im Auge.«
»Ich glaube, Sie reagieren ein wenig überempfindlich. Wir wünschen Ihnen bestimmt nichts Böses.«
»Gut. Dann freut es Sie sicher zu erfahren, dass nicht nur meine Mutter, sondern auch meine Großmutter sich bester Gesundheit erfreut.«
»Ihre Großmutter? Das ist doch nicht möglich«, sagte Signy.
»Doch, meine Liebe. Wenn Sie und Mark nicht so sehr mit sich selbst beschäftigt wären, dann wüssten Sie, dass meine Großmutter der zweitälteste Mensch in den Vereinigten Staaten von Amerika ist. Wenn Sie mein Alter erreicht haben, werde ich immer noch leben und auf den Gemeindeversammlungen gegen Mark und seine selbstsüchtigen Projekte stimmen.«
Diane und Vanessa ließen Signy mit offenem Mund in der Vorhalle stehen. »Der Herpetologe hat eine interessante Ausstellung vorbereitet«, hörten sie Korey zu
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