Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
schnell.« Diane ließ es dabei bewenden. Aber da ihre Freundin Laura Melissas Familie kannte, würde sie ihr die ganze Geschichte erzählen.
Diane vergewisserte sich, dass die Bürotüren wieder abgeschlossen waren, und ging dann zusammen mit Melissa zurück zur Party. Mark Grayson war gerade dabei zu gehen.
»So früh heute?«, fragte ihn Diane.
»Signy bleibt noch etwas. Ich habe noch eine Telefonkonferenz mit Übersee. Nette Veranstaltung. Jeder scheint sich prächtig zu amüsieren. Ich sehe Sie morgen auf der Vorstandssitzung.« Er hieb mit einem Finger durch die Luft. Es hätte eine freundliche Geste sein können, so wie einige Menschen mit den Fingern reden. Aber Diane hatte eher den Eindruck, er richte eine Pistole auf sie. Sie war froh, als sich die Tür hinter ihm schloss.
Melissa hatte ihren Platz im Streichquartett wieder eingenommen, und sie begannen, Dianes Lieblingssatz aus Max Bruchs Violinkonzert in G-Moll zu spielen, das Allegro Moderato. Diane ging zurück in den Pleistozän-Saal, mischte sich unter die Gäste, unterhielt sich mit ihnen, lachte über die schlechten Witze und nippte an ihrem Wein. Ihre Füße taten weh. Sie war es einfach nicht mehr gewohnt, Stöckelschuhe zu tragen.
»Toll!«, rief Andie aus, die hinter ihr den Raum betreten hatte. »Das haben wir großartig hingekriegt, nicht wahr?«
Diane drehte sich um und nickte. »Ja, ich glaube, der Abend ist ein Erfolg. Hin und wieder hatte ich Zweifel, aber es scheint allen zu gefallen. Andie, haben Sie das Quartett gebeten, die Peer-Gynt-Suite zu spielen?«
»Ich? Nein, ich dachte, Sie hätten das Musikprogramm zusammengestellt.«
»Habe ich auch, aber jemand wollte die Suite hören, und ich habe mich nur gefragt, wer das war.«
Andie zuckte mit den Achseln. Dann tippte ihr ein gut aussehender junger Mann auf die Schultern und zog sie mit sich fort.
Diane ging zum Buffet hinüber. Das Eismammut sah frisch und unaufgetaut aus. Sie fasste seinen Rüssel an und merkte, dass er noch ganz kalt und trocken war.
»Sie haben es gerade eben ausgetauscht«, sagte Donald, der dabei war, seinen Teller mit frischem Kaviar und Crackern zu beladen. »Offensichtlich haben sie mehrere hergestellt. Sie müssen einen begeisterten Eisschnitzer in ihrer Mannschaft haben.« Er verschwand in einer Gruppe von Smokingträgern, bevor sie ihm etwas entgegnen konnte.
Signy schien sich auch in Abwesenheit ihres Mannes blendend zu amüsieren. Diane erinnerte die Art, wie sie und ihr rotes Kleid immer wieder in der Menge auftauchten, an eine Cursorspur auf einem Computerbildschirm. Dabei flirtete sie mit den Männern und ignorierte die Frauen. Im Augenblick hatte sie David Reynolds im Visier. Sie lachte gerade über etwas, was er gesagt hatte, wobei sie kokett ihren Kopf zurückwarf. Diane konnte erkennen, wie Cindy, die mit ihrem Sohn neben dem Bisonmodell stand, die Szene mit düsterem Gesicht beobachtete. Frank hatte Diane einmal erzählt, dass Cindy sehr leicht eifersüchtig wurde.
Kevin führte die Computeranimationen gerade einer groß gewachsenen älteren Dame vor, die ein langes, mit Diamanten und Perlen besetztes Seidenkleid trug, das genauso weiß war wie ihr Haar. Es war die unverwechselbare Vanessa Van Ross, die wichtigste Mäzenin des Museums. Nur Milo Lorenzo hatte in den letzten Jahren mehr Einfluss auf die Entwicklung des Museums gehabt als sie. Diane gesellte sich zu den beiden.
»Diane, Liebes. Ich habe mich schon gefragt, wo Sie stecken. Ich bin gerade einer äußerst unangenehmen jungen Frau begegnet, die mich an eine rote Wunderkerze erinnert hat. Sie hat mich doch tatsächlich mit dem Vornamen angeredet. Mark Graysons Frau. Der Mann hat einfach keinen Geschmack. Ich sollte vielleicht so etwas nicht in Gegenwart eines Jungen sagen. Hören Sie einfach nicht hin, junger Mann.«
Kevin kicherte. Diane küsste sie auf die Wange.
»Es freut mich sehr, Sie zu sehen, Vanessa. Darf ich Sie einen Moment Kevin entführen?«
»Sicher. Junger Mann, können Sie das Ding für einen Moment anhalten?« Vanessa Van Ross und Diane gingen in eine ruhige Ecke.
»Ich verstehe überhaupt nichts vom Immobiliengeschäft«, sagte Diane. »Können Sie mir sagen, warum dieses Objekt hier plötzlich so wertvoll ist? Warum möchte es Mark so dringend haben?«
»Kannten Sie Hollis MacElroy?«
»Den Namen habe ich schon mal gehört. Ein Farmer, der eine Menge Land besitzt?«
Vanessa nickte. »Besaß. Er ist vor drei Monaten gestorben. Nach der gerichtlichen
Weitere Kostenlose Bücher