Sterbliche Hüllen: Thriller (German Edition)
Freundschaft abhängig. Du kannst mir nicht sagen, wer dir das erzählt hat?«
»Nein. Und ich möchte auch keine Gerüchte in die Welt setzen. Ich bin mir nicht völlig sicher, ob es auch stimmt, aber die Quelle scheint mir recht glaubwürdig zu sein und ist auch in einer Position, wo sie es tatsächlich mitbekommen haben könnte.«
»Du willst also die ganze Sache mir aufladen?«
»Ja.«
»Danke.«
»Gern geschehen. Wie wäre es, wenn wir mal im Museum zusammen essen? In ein paar Tagen öffnet unser Restaurant.«
»Einverstanden. Was höre ich da, du hast wieder zu graben angefangen? Und du hast eine Leiche gefunden?«
»Darüber möchte ich mich jetzt nicht auslassen. Wo hast du das eigentlich her?«
»Aus den Fernsehnachrichten. Ein Bericht über die Abercrombie-Farm. Ich habe nur noch das Ende mitgekriegt. Ich hätte überhaupt nicht aufgepasst, aber dann wurde plötzlich dein Name erwähnt.«
»Großartig. Ich nehme an, Grayson und sein Haufen haben es dann auch bereits gehört.«
»Na und? Ich fände es gut, wenn unser Museum eine Abteilung für forensische Anthropologie einrichten würde.«
»Du solltest so etwas nicht einmal denken.«
»Also, dann bis bald.«
Diane hoffte, dass sie sich künftig nicht mehr mit dieser Melissa-Geschichte beschäftigen musste. Sosehr sie gegen jede Art von Missbrauch war, diese Sache begann ungeahnte Ausmaße anzunehmen. Sie schloss ihr Büro ab und verließ das Museum, gerade als Frank vorfuhr.
»Vielen Dank, dass du mitkommst«, sagte er. »Vielleicht können wir etwas essen, nachdem wir Star besucht haben.«
»Vielleicht, aber heute muss ich früh ins Bett. Im Moment erledige ich zwei Jobs.«
»Auch dafür bin ich dir sehr dankbar.«
»Ich nehme an, du weißt schon, dass wir in den Fernsehnachrichten waren«, sagte sie.
»Was? Du meinst …?«
»Ein Bericht über die Grabungen auf der Abercrombie-Farm.«
Frank stöhnte. »Wir müssen den Sheriff bitten, die Stelle rund um die Uhr zu bewachen. Dort wird es bald von Fernsehreportern wimmeln. Das gehört wohl zu so einer Geschichte dazu, nehme ich an.«
Frank rief den Sheriff an, der die Neuigkeit schon mitbekommen hatte. Diane hörte ihn durch Franks Telefon fluchen.
Auf dem Weg ins Krankenhaus erzählte Diane über ihren Tag an der Ausgrabungsstätte. »Kurz bevor wir Schluss machten, haben wir einen weiteren menschlichen Knochen gefunden – einen Armknochen.«
»Noch einen? Bist du dir sicher?«
»Ich wünschte, du würdest mich nicht immer fragen, ob ich mir sicher bin. Ja, ich kenne mich mit den Knochen des menschlichen Skeletts aus.«
»Ich wollte deine Aussage gar nicht anzweifeln. Ich bin nur – überrascht, nehme ich an. Diese ganze Sache überrascht mich noch immer – George, Louise, Jay. Es erscheint mir alles so unwirklich.«
Sie stellten den Wagen auf dem Besucherparkplatz des Krankenhauses ab und betraten das Gebäude. Diane mochte Krankenhäuser nicht. Sie war sich sicher, dass es vielen Menschen so ging. Sie hasste diesen antiseptischen Geruch, und sie hasste es, an Räumen vorbeizukommen, in denen Kranke lagen und auf den Besuch ihrer Angehörigen warteten. Stars Zimmer war bereits von weitem zu erkennen. Es war das einzige, vor dessen Tür eine Wache saß. Als sie näher kamen, hörten sie eine erhobene Stimme, die offensichtlich an Star gerichtet war.
26
P robier nicht diesen passiv-aggressiven Scheiß an mir aus, meine Liebe. Das funktioniert nicht. Ich lasse dich die ganze Nacht in deinem Urin liegen.«
Frank schoss an Diane vorbei in Stars Krankenzimmer. Die Wache, ein Polizist, den Diane in Zivil für einen Gymnasiasten gehalten hätte, ließ ihn ungefragt passieren. Diane allerdings hielt er an.
»Ich gehöre zu Frank Duncan«, sagte sie.
Er legte das Buch, das er gerade las, unter seinen Stuhl. »Ich muss Ihre Handtasche durchsuchen.«
»Kein Problem.«
Diane machte ihre Tasche auf, die im Grunde nur eine große Brieftasche mit Schulterriemen war. Der Polizist öffnete alle Reißverschlüsse und überprüfte jedes einzelne Fach. Diane konnte sich nicht vorstellen, nach welchen Waffen er in diesen kleinen Seitentaschen überhaupt suchte.
»Haben Sie irgendetwas in den Hosentaschen?«
»Nur das hier.«
Sie reichte ihm ein kleines Kartenetui, das ihren Führerschein, eine Kreditkarte, zwei Fünfzig-Dollar-Noten und ein Foto von Ariel enthielt. In ihren vielen Jahren auf Reisen hatte sie sich angewöhnt, die wichtigen Papiere immer am Leib zu tragen. Taschen
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