Stern der Leidenschaft
ungehalten. »Viel Zeit zum Packen habt ihr mir ja wahrlich nicht gegeben.«
»An Bord der Androvia brauchtest du auch nichts weiter. Aber Corth II hat bei deiner Mitbewohnerin alles abgeholt, was du hier vielleicht benötigst. Alles außer deiner Rostlaube. Den Treibstoff, mit dem sie unterhalten wird, gibt es nun einmal nur auf deiner Welt.« »Ihr habt alle meine Sachen?«
»Ja. Deine Kleider werden dir hier allerdings nicht viel nützen. Aber sicher wirst du den großen Krieger mit gewissen kleinen Tricks mühelos dazu bringen, dass er dir erlaubt, sie wenigstens in euren eigenen vier Wänden zu tragen.« Brittany ahnte, an welche Art von Überzeugungsarbeit Martha dabei dachte, und wollte lieber nichts dazu sagen.
Ihre Aufmerksamkeit galt ohnehin viel mehr den beiden Türen in der fensterlosen Wand, an der das Bett stand. Die breitere Tür führte zu der Treppe, die sie vorher hochgestiegen waren. Als sie die andere Tür öffnete, fand sie dahinter ein Zimmer, das ein wenig größer sein mochte als ihr Zimmer zu Hause. Darin standen Regale und Ständer voller Kleider, die man hier zu Lande trug. Doch in einer Ecke lag ein überquellender Koffer, der nur notdürftig verschlossen war. Brittany erkannte ihn sofort. Daneben standen Kisten, die alles enthielten, was nicht in den Koffer gepasst hatte. Sogar ihre Werkzeuge!
Obwohl dieses Zimmer keine Fenster hatte, war es gut beleuchtet. Brittany suchte nach der Lichtquelle. Die Helligkeit ging von einem kleinen Kasten aus, der ganz oben auf einem Regal mit Stiefeln und Gürteln von der Art, wie Dalden sie trug, stand. Ähnliche Kästchen gab es auch auf den Mauervorsprüngen in Daldens Zimmer. Jene waren jedoch im Gegensatz zu diesem Behältnis verschlossen. Das Leuchten ging eindeutig von der offenen kleinen Schachtel aus. Brittany stellte sich vor dem Regal auf die Zehenspitzen, nahm die Holzschachtel herunter und spähte vorsichtig hinein. Ein kleiner, blauer Stein, etwa so groß wie ein Silberdollar, lag darin. Er war nicht ganz rund mit einem roh behauenen, unregelmäßigen Rand. Erstaunt stellte Brittany fest, dass nur gleißendes Licht, aber keinerlei Wärme von diesem Stück Stein ausging. Sie atmete tief durch, bevor sie ihn berührte und schließlich aus der Kiste nahm. Der kleine Brocken fühlte sich kühl an und war leicht wie eine Feder. Fasziniert drehte sie ihn hin und her. Sie musste ihn bei Tageslicht betrachten, denn noch konnte sie nicht erkennen, wo die Batterie eingelegt wurde. Sie trug den blauen Stein in Daldens Zimmer. Die hellblauen Vorhänge waren zur Seite geschoben und gaben einen Torbogen zu dem Balkon frei, von dem Martha gesprochen hatte. Dort stand nun auch der Schaukelstuhl, in dem Dalden saß und versonnen auf die Stadt hinunterblickte. Brittany knirschte mit den Zähnen. Offensichtlich war der echte Stuhl schon vor ihrer Ankunft hier aufgestellt worden. Molekulartransfer – von wegen!, dachte sie.
Mit welchen Mitteln man vorher die optische Täuschung bewerkstelligt hatte, würde sie schon noch herausbekommen. Schließlich gab es ja so etwas wie Holografie. Aber im Augenblick interessierte sie der Gaali-Stein in ihrer Hand am meisten. Sie wollte gerade zu Dalden hinausgehen, um das wundersame Gebilde dort bei Tageslicht genauer unter die Lupe zu nehmen, als plötzlich von irgendwoher eine Katze auf den Balkon sprang. Es gelang dem Tier nicht, den großen Schwung, mit dem es gelandet war, abzufangen, und es schlitterte bis vor Brittanys Füße. Brittany schnappte nach Luft, verlor das Bewusstsein und glitt lautlos zu Boden. Eigentlich wenig verwunderlich, wenn man bedachte, dass die Katze in etwa so groß war wie sie selbst.
Kapitel Dreiundvierzig
Seufzend legte Dalden Brittany auf sein Bett, setzte sich neben sie und strich ihr zärtlich das Haar aus der Stirn. Er bewunderte, wie so oft, die herrliche Farbe von Brittanys Lockenpracht – das tiefe Kupferrot, das auf diesem Planeten mit Sicherheit einzigartig war. »Hat sie sich bei ihrem Sturz wehgetan, Martha?«, fragte Dalden besorgt.
»Ohnmächtige und Betrunkene versuchen nicht, ihren Fall abzufangen, und bleiben dabei komischerweise oft eher unverletzt als jemand, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist.« »Das beantwortet meine Frage nicht.« »Ach, dich interessiert nur dieser spezielle Fall?«, erkundigte Martha sich betont unschuldig. »Brittany ist unversehrt.«
Dalden atmete dankbar auf. Wenigstens das. Alles andere war ohnehin schon so frustrierend
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