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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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drückte das Kreuz durch und stieg langsam die Treppe hinunter. Als sie ihren Bruder sah, schlug ihr Herz schneller. Auch er wusste nun, dass sie ein Kind bekam. Zaghaft lächelte sie ihn an. Fela war ihre große Liebe, ihr Lebenselixier. Doch gleich nach ihm kam Hermann, der große Bruder.
    Als er ihr Lächeln erwiderte, war sie glücklich. Nun konnte nichts mehr geschehen.
    Dr. Winkler aber betrachtete sie besorgt und mit einer gehörigen Portion Skepsis, so, als wisse er etwas, das Titine verborgen geblieben war.

Elftes Kapitel
    A ls Hermann sicher sein konnte, dass seine Familie und Dr. Winkler im Arzthaus angekommen waren, trank er sein Glas aus und verließ den Patio. In seinem Arbeitszimmer zog er sich eine Hose aus derbem Ziegenleder an, wie sie die Kreolen trugen, die den Großteil des Tages auf dem Pferderücken verbrachten. Dann stieg er in grobe Stiefel und verbarg in jedem Schaft ein scharfes Messer. Er band das Pistolenhalfter um, überprüfte noch einmal die Waffe, zog sich dann den Rock über. Vor dem kleinen Marienbild, das ihm Mafalda einmal geschenkt hatte, blieb er stehen. Er faltete die Hände, doch er sprach nicht zu Gott, sondern zu seinem Vater. »Hilf mir, wenn du kannst«, sagte er leise. »Ich weiß nicht, ob ich das, was ich tue, auf die richtige Art tun werde. Du hast mich dazu erzogen, ein guter Mensch zu sein und alle anderen Menschen mit Achtung und Respekt zu behandeln. Bitte hilf mir jetzt, dass die Sklaven verstehen.«
    Er bekreuzigte sich, dann rief er die beiden Haussklavinnen Dolores und Imelda zu sich. Verschüchtert und mit müden Augen standen sie vor ihm, die Hände ordentlich vor den weißen Schürzen gefaltet, den Blick gesenkt.
    »Ihr habt mir in all den Jahren gute Dienste geleistet«, begann er. »Jetzt ist es an der Zeit, dass ich mich erkenntlich zeige.« Er deutete auf die schwere Standuhr, die in einer Ecke seines Arbeitszimmers stand. »In einer halben Stunde ist es Mitternacht. Ein neuer Tag beginnt. Es kann sogar sein, dass eine neue Zeit beginnt. Ich schenke euch hiermit die Freiheit. Ihr seid nun keine Sklavinnen mehr, könnt tun und lassen, was ihr wollt. Ihr seid frei.«
    Hatte er erwartet, dass sie vor Dankbarkeit in Tränen ausbrachen? Hatte er geglaubt, sie würden tanzen und lachen? Hermann wusste es nicht. Er wusste nur, dass er mit dieser Reaktion zuletzt gerechnet hätte. Dolores und Imelda standen einfach weiter starr da, die Hände noch immer gefaltet und rührten sich nicht.
    »Habt ihr mich nicht verstanden?«, fragte er. »Ihr seid frei. Packt eure Sachen und geht, wohin ihr mögt.«
    Langsam hob Dolores den Blick. In ihren Augen standen Fassungslosigkeit und Entsetzen. Ja. Entsetzen. Hermann konnte es genau erkennen.
    »Was ist?«, fragte er. »Freut ihr euch nicht?«
    Dolores nickte. »Doch, wir freuen uns«, sagte sie, aber aus ihrer Stimme klang Trauer. »Bis wann, Don Hermann, müssen wir das Haus verlassen?«
    Erst jetzt begriff Hermann, dass die beiden Frauen Angst hatten. Angst vor dem, was kommen würde. Angst davor, Arbeit, Obdach und Essen zu verlieren.
    »Ihr könnt bleiben, so lange ihr wollt. Ihr könnt auch weiter für mich arbeiten. Aber ihr werdet keine Sklavinnen mehr sein. Gefällt es euch hier, so ist euch euer Zuhause sicher. Ich werde euch anstellen und euch einen Lohn zahlen.«
    Hermann erwartete, dass sich ihre Gesichter entspannten, doch das taten sie nicht. Unglücklich und irgendwie verloren standen die beiden Frauen da, von ihrer plötzlichen Freiheit so überwältigt, dass sie sich nicht rühren konnten. Schließlich hob Imelda die Arme und fragte verschüchtert: »Was sollen wir jetzt tun, Don Hermann? Sollen wir das Mittagessen vorbereiten? Sollen wir die Zimmer herrichten? Die Blumen im Patio gießen?«
    »Wenn ihr das wollt, so würde ich mich darüber freuen. Dann müssen wir nur bald über euren Lohn für eure Arbeit sprechen.«
    Wieder sahen die Frauen ihn mit Entsetzen, Unglauben und tiefer Verständnislosigkeit an. Hermann begriff, dass die Freiheit, die sie eigentlich so sehr ersehnt hatten, sie in diesem Augenblick überforderte. So, dachte er, wird es auch bei den anderen sein. Es reicht nicht, die Freiheit zu erkämpfen. Man muss auch wissen, wie sie zu gebrauchen ist. Und in diesem Augenblick fiel jegliche Furcht von ihm ab. Sollten die Sklaven sich erheben, sollten sie das Zuckerrohr niederbrennen. So einfach war es mit der Freiheit nicht getan. Und noch etwas beunruhigte ihn. Es war still. Es war

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