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Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Titel: Sterne über Cornwall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Fenwick
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Skizzen waren ihr geglückt, aber das Gemälde hatte etwas Schlammartiges. Wo war ihre Leidenschaft? Wie hatte sie zwischen Skizze und Leinwand verloren gehen können?
    Als sie den Pinsel ins Terpentin tauchte, überlegte sie, ob sie möglicherweise mit falschem Material arbeitete. Vielleicht funktionierte Acryl besser als Öl. Sie rieb sich den Nacken, während sie ihre Skizzen durchblätterte. Die Situation gestaltete sich so heikel, dass sie bereit war, fast alles für die Rückkehr der Inspiration zu tun. Nur beten würde sie nicht. Bei Gott würde sie nie wieder Trost suchen.
    »Maddie?« Tamsin schüttelte ihren Schirm am Eingang aus.
    »Was führt dich an diesem grässlichen Tag zu mir?«
    »Die Aussicht auf Kaffee und einen Plausch.«
    Tamsin begutachtete das Bild.
    »Interessant.«
    »Soll heißen: scheußliches Schlammloch, oder?«
    »So deutlich hätte ich das nicht gesagt …« Tamsin schmunzelte.
    »Gut. Kümmer du dich um den Kaffee. Ich mache hier noch Klarschiff.«
    »Okay.« Tamsin entfernte sich.
    Maddie öffnete eine Tube mit leuchtend roter Farbe und spritzte den gesamten Inhalt auf die Leinwand. Dann trat sie einen Schritt zurück, wischte sich die Hände ab und verließ den Stall. Draußen peitschte ihr der Regen ins Gesicht. Sie musste zugeben, dass tagelanger Regen einem nachhaltig die Laune verderben konnte.
    »Raus mit der Sprache«, forderte Tamsin Maddie auf, als diese das Haus betrat.
    »Sobald ich mich ein bisschen aufgewärmt habe.« Maddie rieb die Hände aneinander.
    »So kalt ist es auch wieder nicht.«
    »Aber feucht, und im Stall zieht’s wie Hechtsuppe.« Maddies Fingerknöchel und Nase waren rot. Die Wärme aus dem Herd schien keinerlei Wirkung auf sie zu haben.
    »Das Haus ist groß. Könntest du nicht bis zum Frühjahr hier drin arbeiten?«
    »Nein. Erstens ist es auch nicht viel besser als der Stall, und zweitens gibt es keinen Raum, der groß genug wäre für die Leinwände.«
    »Okay. Wie wär’s, wenn du einen Raum anmietest?«
    »Denkbar, aber ich möchte hier arbeiten.« Sie wollte Trevenen nicht verlassen. Maddie sank auf einen Stuhl. Was sollte sie machen? Dass sie nicht malen konnte, war eine Katastrophe. Mit achtunddreißig konnte sie schlecht etwas völlig Neues anfangen.
    »Heute scheint dir nichts zu passen.« Tamsin stellte ihr eine Tasse mit dampfendem Tee hin. Maddie wölbte lächelnd die Hände darum.
    »Verrätst du mir, was los ist? Gibt’s Probleme mit Hannah?«
    »Immer.«
    »Mehr als sonst?«, hakte Tamsin nach.
    »Nein.«
    »Das ist ja schon mal was.«
    Maddie nickte. »Wie läuft’s mit deinen Jungs?«
    »Kleines Ablenkungsmanöver? Denen geht’s gut wie immer. Also: Was ist los? Dich beschäftigt doch mehr als nur die Kälte im Stall. Ich kenne deine anderen Bilder, und keins davon ist so düster wie das, an dem du gerade arbeitest. Raus mit der Sprache.«
    »Ich wünschte, ich könnte dir sagen, was los ist. Ich weiß es selbst nicht so genau.« Doch Maddie wusste es sehr wohl. Sie konnte nur nicht in Worte fassen, was in ihrem Kopf vorging. Jede Nacht lag sie wach, und wenn sie endlich einschlief, plagten sie im Traum Bilder von Johns ausgemergeltem Körper. Diese Bilder wurden immer schlimmer, und jeden Morgen stand sie erschöpft und mit Gewissensbissen auf.
    »Maddie, hörst du mir zu?«
    Sie riss sich von den Bildern in ihrem Gehirn los.
    »Vielleicht sollten wir uns wieder eine durchzechte Nacht gönnen«, schlug Tamsin vor.
    »Gütiger Himmel, nein. Ich hab mich grade erst von der letzten erholt.«
    Tamsin rückte schmunzelnd einen Stuhl heran. »Geht’s ums Geld? Wenn man keins hat, kann einen das ganz schön fertigmachen.«
    Maddie nickte. Die Sorge bestand in der Tat. Der letzte Kontoauszug war eine deutliche Erinnerung daran, dass sie sich keine Auszeiten von der Arbeit mehr erlauben konnte. Wenn die Inspiration nicht bald wiederkehrte, musste sie sich einen Job suchen – irgendeinen Job.
    »Hat Daphne dir kein Geld hinterlassen?«
    »Als ich die Steuern gezahlt hatte, war keins mehr übrig.«
    Tamsin nickte. »Du vergräbst dich zu sehr hier. Du solltest öfter raus.«
    »Ich muss arbeiten.«
    Tamsin blinzelte.
    »Ich weiß ja nicht, ob du mit dem Ding auf der Staffelei zufrieden bist, aber meiner Ansicht nach würdest du deine Zeit besser darauf verwenden, mehr über dich selbst rauszufinden.« Tamsin nahm einen Schluck Kaffee.
    »Das versuche ich ja, aber es ist ein Drahtseilakt.«
    So viele Fragen quälten Maddie. War Nancy allein

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