Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
Kuss.
»Danke.«
»Die letzten Tage waren hektisch. Und bei dir?«, erkundigte er sich.
»Genauso. Ich habe viel Zeit bei einem Freund im Krankenhaus verbracht.«
»Klingt nicht gut.«
»Nein, aber er hatte Glück im Unglück. Wie sind die Filmarbeiten letzte Woche gelaufen?«
Maddie, die im Kerzenlicht fasziniert die dunkelblauen Flecken in seinen Augen betrachtete, bekam kein Wort von dem mit, was er erzählte. Nach einer Weile bestellten sie. Maddie ließ das Tuch von ihren Schultern gleiten und beugte sich vor.
»Hast du gemalt?«
»Nein, im Moment würde ich im Stall erfrieren. Dort gibt es praktisch keinen Schutz gegen die Kälte. Im Haus ist es auch nicht viel besser. Ich habe nur an ein paar kleinen Aquarellen in der Küche gearbeitet.«
»Dem einzigen warmen Raum.«
»Ja. Mark hat uns Heizlüfter geliehen, damit Hannah und ich wenigstens in der Nacht nicht frieren.«
»Mark? Ist das der Mann, dem wir letztes Mal begegnet sind? Bist du gut mit ihm befreundet?«
»Ja.« Maddie richtete sich auf, als das Essen kam.
»Das ist nett von ihm.«
»Ja.« Mark war in der Tat zu allen nett, ohne sich auf einen einzelnen Menschen einzulassen.
»Dein Schlafzimmer ist also im Moment nicht zu kalt?«
Maddie wurde rot. Würde er mit zu ihr kommen? Wenn sie den Ausdruck in seinen Augen richtig deutete, würden sie möglicherweise den Heizlüfter abschalten müssen. War sie dazu schon bereit?
»Es ist erträglich.«
Er lächelte.
»Darf ich Ihnen die Dessertkarte bringen?«, fragte die Kellnerin, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
»Nach dem wunderbaren Essen?« Maddie klopfte auf ihren Bauch. »Nein, danke. Hast du noch Platz für was Süßes?«
»Wollen wir uns ein Schokoladenfondant teilen?«, fragte er.
Wenn er weiter so lächelte, konnte er alles von ihr haben. »Ich probiere ein Löffelchen.«
»Ich hatte gehofft, dich in Versuchung führen zu können«, sagte er grinsend.
»Wirklich nur probieren.« Maddie trank einen Schluck Wein.
Sprach er vom Nachtisch oder von etwas anderem? Gunnar hielt Maddie einen Löffel von dem Dessert, das inzwischen serviert worden war, zum Kosten hin. Die Schokolade umschmeichelte verführerisch ihren Gaumen.
»Genug?«, fragte er.
Genug wovon? Vom Fondant oder von ihm? Maddie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
»Ja.« Sie leckte sich lächelnd die Lippen.
»Bist du mit dem Auto da?«, erkundigte er sich.
»Nein, ich hab mich herbringen lassen. Würde es dir etwas ausmachen, mich heimzufahren?«
»Nein, gern.«
Draußen durchnässte der Regen Maddie bis auf die Haut, bevor sie den Wagen erreichte. Die Fenster beschlugen, so dass die Weihnachtslichter wie riesige glühende Bälle wirkten. Sie wusste nicht, wie sie den Aufruhr in ihrem Kopf und Körper deuten sollte, denn sie hatte einfach keine Übung mehr in der Kunst der Verführung.
»Ist deine Stieftochter zu Hause?«, erkundigte er sich, während er den Wagen vorsichtig durch die schmalen Straßen lenkte.
»Noch nicht, glaube ich. Diese Woche war sie jeden Abend unterwegs. Ferien. Fährst du Weihnachten nach Hause?«
»Ja. Meine Mutter ist allein, und meine Brüder schaffen’s nicht, sie zu besuchen, also fahre ich am Freitag. Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.«
»Angeblich soll es stürmisch werden.« Maddie hielt Ausschau nach Hannah. Keine Spur von ihr. Sie konnte Gunnar also guten Gewissens hineinbitten.
»Kaffee?«
»Ja, gern.«
Maddie eilte durch den strömenden Regen zur Tür.
»Schrecklich, das Wetter. Noch ein bisschen kälter, und es schneit.« Sie schüttelte ihren Mantel aus und hängte ihn zum Trocknen an die Rückseite der Küchentür.
»Ich kann mir diese Landschaft hier nicht im Schnee vorstellen.« Sein Kopf reichte fast bis zu den Deckenbalken.
»Ist wahrscheinlich ganz anders als in Norwegen.« Sie trat an den warmen Herd. »Kaffee, Tee, Brandy?«
»Brandy klingt gut.«
»Ja.« Sie schlüpfte an ihm vorbei ins Wohnzimmer, wo die alkoholischen Getränke auf einem alten Butlertablett standen. Die Fenster trugen einen Frostschleier, und durch den Kamin zog es wie Hechtsuppe. Als ihr Blick auf die Holzverkleidung fiel, lief ihr unwillkürlich ein Schauer über den Rücken.
Sie schenkte den Brandy ein und kehrte nervös zu Gunnar zurück, der in dem Sessel beim Herd völlig entspannt in einem Country-Living-Magazin blätterte. Als er aufstand, fühlte sie sich neben seinen fast zwei Metern ziemlich klein. John war nur etwa drei Zentimeter größer als sie gewesen. Sie
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