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Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga

Titel: Sterne über Tauranga - Laureen, A: Sterne über Tauranga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Laureen
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und verrußt, aber mit Wasser und Seifenlauge dürften wir sie wieder hinbekommen.«
    »Dass Doherty sich das nicht geholt hat«, sagte Ricarda daraufhin.
    »Doherty hätte sich gewiss nicht dorthin gewagt, schon gar nicht, wenn er irgendwas mit der Sache zu tun hat.« Während er sprach, griff Jack in seine Jackentasche und zog einen blitzenden Gegenstand hervor. »Das hier habe ich ebenfalls gefunden.«
    »Mein Stethoskop!«
    Jack legte es auf die Bettdecke.
    »Es hat mitten im Raum im Schmutz gelegen, wie durch ein Wunder unversehrt.«
    Tränen stiegen in Ricardas Augen. Sie war so glücklich, dass sie nicht imstande war, etwas zu sagen. Das ist ein Zeichen, dachte sie, während sie das Stethoskop vorsichtig berührte. Das Zeichen, dass ich nicht einfach aufgeben darf.
    Jack war gerührt von ihrer Geste und wünschte sich, er könne Ricarda einfach in die Arme schließen und sie küssen. Aber er hielt es für besser, sich jetzt zurückzuziehen.
    »Rufen Sie nach mir, wenn Sie etwas brauchen! Ich werde nachher wieder nach Ihnen sehen.« »Vielen Dank für alles!«, rief Ricarda ihm nach und drückte das Stethoskop glücklich an sich. Eines Tages, das hoffte sie inständig, würden die Verantwortlichen für das Feuer ihre gerechte Strafe bekommen.
 
    Borden zuckte zusammen, als Dr. Doherty seine Platzwunde mit Jod abtupfte. »Manzoni war das, sagen Sie?«, fragte der Arzt.
    »Ja«, brummte der Bordellbesitzer. »Dieser verdammte Hurensohn hat mich aus heiterem Himmel angegriffen, mitten auf dem Strand. Hätte ich damit gerechnet, hätte ich ihm sämtliche Knochen gebrochen. Aua!«
    »Halten Sie still!«, entgegnete der Doktor. »Ich fürchte, Ihre Augenbraue werde ich nähen müssen. Wenn Sie wollen, kann ich ihnen Lachgas geben.« »Sehe ich aus wie ein Schwächling?«
    »Nein, aber es ist wichtig, dass Sie stillhalten, wenn ich die Naht lege. Sie wollen doch keine schiefe Narbe davontragen.«
    »Tun Sie's, Doktor, und quatschen Sie nicht lange!«, fuhr Doherty Borden an. »Wenn ich will, dass mir jemand 'ne Predigt hält, geh ich in die Kirche!«
    Während der Arzt die Nadel einfädelte, dachte er darüber nach, welchen Grund Manzoni haben könnte, Borden anzugreifen. Es hatte sich herumgesprochen, dass der Farmer die Ärztin bei sich aufgenommen hatte. Vermutete er Borden hinter dem Brand? Und warum fühlte er sich dafür verantwortlich, sie zu rächen? Wäre möglich, dass der Kerl sich in das Frauenzimmer verguckt hat, überlegte er. Es ist immerhin ein Weilchen her, dass sich die Stadt über eine seiner Affären das Maul zerrissen hat.
    »Wollen Sie Anzeige gegen Manzoni erstatten?«, fragte Doherty, als er die Nadel ansetzte. »Nein, natürlich nicht! Ich werde ihm die Fresse polieren!«, brummte Borden.
    »Damit sollten Sie wirklich vorsichtig sein«, warnte Doherty. »Manzoni weiß sich zu wehren. Außerdem wird er sich nicht scheuen, zur Polizei zu gehen.«
    Borden presste die Lippen zusammen. Doch seine Augen funkelten noch immer zornig und zeugten von dem Verlangen, es Manzoni heimzuzahlen.

6
 

    Drei Wochen waren vergangen. Ricarda erlaubte sich nicht, um das Verlorene zu trauern, selbst wenn sie manchmal von tiefen Zweifeln geplagt war. Sie durfte ihren Lebenstraum nicht aufgeben.
    Moana besuchte sie jeden zweiten Tag, bis die Schmerzen nachließen und die Wunden gut verheilt waren. Ricarda versuchte mehrfach, ihr das Geheimnis ihrer wundersamen Arznei zu entlocken, doch Moana schwieg hartnäckig und verwies darauf, dass sie ihr Heilwissen nur an ihre Töchter weitergeben dürfe.
    Inzwischen hatte sich auch ein Constable der Polizei von Tauranga auf der Farm eingefunden. Es handelte sich um einen jungen Mann, dem die Uniform noch zu groß war. Wahrscheinlich erwartete man von ihm, dass er hineinwachsen würde. Er wirkte ein wenig verlegen, als er Ricardas Krankenzimmer betrat, weil sie ihre verletzten Beine noch immer oberhalb der Bettdecke lagerte. Ricarda erzählte ihm den Hergang von dem Moment an, an dem die Männer in ihre Praxis eingedrungen waren, bis zu ihrer Rettung aus dem Feuer.
    »Einer dieser Männer müsste einen Schnitt quer über das Gesicht haben«, erklärte sie. »Vermutlich musste die Wunde genäht werden. Wenn das nicht geschehen ist, trägt er inzwischen eine deutlich sichtbare Narbe.«
    Im Stillen wünschte sich Ricarda, dass die Wunde brandig geworden war, obgleich sie diesen hässlichen Gedanken sofort bereute. Aber noch nie hatte ihr jemand etwas derart Furchtbares angetan

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