Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
etwas vorenthielt und sich ausschwieg. Sie schluckte ihren Ärger hinunter. Marco hatte offenbar seine Macken. Naja, bis man an Bord war, ließ sich damit leben. Danach lagen die Dinge anders. Trotzdem, für ihn war alles schon abgemacht.
    Sie war enttäuscht gewesen, als sich das mit der Kreditmarke herausgestellt hatte. Er hatte sie zusammen mit seinem übrigen Krempel in Plenty gelassen, und ohne die Marke konnte er die Geldstrafe nicht entrichten.
    »Weißt du, ich reise gerne mit leichtem Gepäck«, hatte er gesagt und: »Das ist kein Problem. Wenn wir ankommen, weise ich die Summe direkt an. Als Erstes. Großes Ehrenwort.«
    Er hatte sie geküsst und ihre Brüste liebkost. Dann hatte er eine abgetragene Jacke aus porösem Leder angezogen und war aus der Wohnung spaziert, auf der einen Schulter die Box mit Talo und über der anderen den Reisesack.
    Hoffentlich musste sie das später nicht bereuen.
    Vor allem, dass sie Leute an Bord nahm.
    Nicht, dass die Alice Liddell empfindlich oder verletzlich war. Sie war ein Arbeitspferd wie die meisten ihres Typs. Sie hatte ihre Allüren, klar: Wie alle anderen Schiffe auch besaß sie diesen capellanischen
Antrieb, von dem niemand einen Schimmer hatte. Mit Ausnahme von Alice , die aufgrund eines unerfindlichen Kniffs tief drin im Quellcode ihres Programms in der Lage war, diesen Antrieb zu meistern.
    Das war zur Zeit des Großen Schrittes - Jahre bevor Tabea das Licht der Welt erblickte - nicht viel anders gewesen als zu der Zeit, da sie sich in Schiaparelli mit Marco Metz auf den Weg machte. Niemand hatte inzwischen einen nennenswerten Fortschritt bei dem Versuch erzielt, die Funktionsweise dieses Antriebs zu durchschauen, den die Capellaner so freizügig zur Verfügung stellten. Die Capellaner wandten sich mit keinem Wort gegen solche Bemühungen; sie versicherten lediglich, dass wir zu wenig Hirn besäßen, um die Technik des Hyperraumsprungs zu begreifen. Die Hartnäckigen unter uns mussten die bestürzende Erfahrung machen, dass die Maschinen bei der leisesten Berührung mit einem Schraubenzieher implodierten oder zerschmolzen. Falls es wirklich einmal gelang, eine Maschine zu öffnen, dann waren die Innereien zu einem Haufen schrumpliger Blätter verdorrt.
    Menschen sind von Natur aus wissbegierig. Nicht alle fanden sich damit ab, die unterbelichteten Nutznießer einer überlegenen Technologie zu sein. Doch selbst jene, die sich geistig mit der Materie befassten, mussten schließlich verzweifelt die Waffen strecken. Koryphäen unter den Hackern, die heimlich an skrupellosen Projekten arbeiteten, wie Franz Maisang Tobleroni, wurden bei Nacht und Nebel von anonymen Ambulanzen abgeholt, nachdem sie unter ominösen Begriffsverwirrungen und geistigen Fehlfunktionen zusammengebrochen waren. Ein paar Undankbare und ebenso viele unverantwortliche Schwätzer unterstellten den Eladeldi, beim plötzlichen Verschwinden dieser Leute die Finger im Spiel zu haben, was völliger Unsinn ist. Die Eladeldi haben sich noch nie in medizinische Angelegenheiten gemischt.

    Wo das Wissen fehlte, grassierte der Aberglaube. Und wie er grassierte! Wie oft schon hatte Tabea in Schlafsälen oder Hafenbars solche Geschichten gehört, Geschichten über ein Schiff, das seinen Piloten mit einer gänzlich eigenwilligen und unerfindlichen Route überrascht hatte? Das ihn nichtsdestoweniger unversehrt und rechtzeitig ans Ziel gebracht hatte und mit dem Manöver, wie sich später herausstellen sollte, einer unvorhersehbaren Gefahr ausgewichen war oder einem nicht kalkulierbaren Hindernis. Und wie viele Schiffe entwickelten plötzlich merkwürdig gespenstische Züge, zeitigten mechanische Poltergeister im Maschinenraum oder Stimmen, wo es keine hätte geben dürfen? Und nur allzu oft verschwanden diese Phänomene beim Wiedereintritt in den bewohnten Raum ebenso plötzlich, wie sie sich eingestellt hatten. »So wahr ich hier sitze und dir das erzähle«, beharrte Dodger Gillespie, die nun wirklich nicht von einer überschäumenden Fantasie oder von Halluzinationen heimgesucht wurde. »Eine elektrischblaue Raupe, so lang wie mein Arm, schlängelte sich am Reaktor hoch! Als ich dann mit dem Schweißbrenner zurückkomme, ist das Biest fort. Nur noch dieses blaue klebrige Zeug überall auf dem Schutzgitter. So wahr ich hier sitze«, sagte sie und trank ihren Krug leer, »und so wahr du uns jetzt einen ausgibst, Mädel.«
    Damals, zur Zeit des Großen Schrittes, waren sie ausgesät worden, die Samen dieser

Weitere Kostenlose Bücher