Sternenfeuer
den rechten Weg zurückgeführt wurde als irgendein Sünder im Alten Testament.
Es verhielt sich tatsächlich so, dass Sar-Say nicht nur die Wahrheit über die Broa gesagt hatte, sondern sie noch in zu freundlichen Farben geschildert hatte. Die Aufzeichnungen der Voldar'ik enthielten jede Menge Geschichten, was geschah, wenn die Oberherren unzufrieden waren. Mark hatte ein paar Stunden mit Szenen zerstörter Städte und toter Welten aufgezeichnet. Anfangs fragte er sich, wieso die Broa die Existenz solcher Aufzeichnungen überhaupt duldeten. Und dann wurde er sich bewusst, dass — wäre er der Herr über ein galaktisches Reich mit einer Million Sternen -, eine Kategorie von Informationen, die er nicht unterdrücken würde, das Schicksal von Rebellen und anderer war, die nicht pariert hatten.
Trotz der vielen Beweise, dass die Broa existierten und jeden Stern innerhalb ihrer Reichweite kontrollierten, schien es geradezu eine inflationäre Dokumentation über die Oberherren selbst zu geben. Das Interessanteste, was er bisher entdeckt hatte, war eine Bibliothek ihrer Verordnungen. Die meisten bezogen sich auf die Benutzung von Sterntoren, jedoch hatten die Dekrete eine Bandbreite von zensierten Informationen bis hin zu Einschränkungen bezüglich der Hortpflanzungspraktiken der Aliens. Es schien keine Auflage zu geben, die zu streng war, als dass die Broa sie erließen oder die Voldar'ik sie befolgten. Mark erinnerte sich an die anfänglichen Theorien der Biologen über Sar-Say — dass er die Oberherren so sah, wie ein Hund zu seinem Herrchen aufschaute - und fragte sich, ob das nicht auch für die Voldar'ik galt.
Trotz aller Bemühungen vermochte Mark jedoch nichts über die Broa selbst herauszufinden. Es gab weder Beschreibungen noch Bilder, und es hingen auch keine majestätischen Porträts in Amtsstuben - rein gar nichts. So hatte zum Beispiel die Eingabe BROA-SPEZIES-BIOLOGIE keine Ergebnisse vom Stationscomputer erbracht, nicht einmal die schnippische Meldung, dass die fraglichen Daten klassifiziert waren. Als ob die Vorstellung, dass die Broa biologische Organismen waren, nicht als Konzept im Gehirn des Computers und vielleicht auch in den Gehirnen seiner Meister existierte.
Leider ergaben die spärlichen persönlichen Informationen über die Broa durchaus einen Sinn. Genauso, wie ein galaktischer Oberherr wollte, dass seine unterworfenen Spezies die Konsequenzen einer Auflehnung kannten, wollte er ihren Zugang zu persönlichen Daten beschränken. Zum Beispiel die broanische Biologie. Eine unterworfene Spezies, die mit dem örtlichen broanischen Statthalter unzufrieden war, vermochte die Kenntnis seiner Physiologie beispielsweie zu nutzen, um ihn zu vergiften. Indem sie den Voldar'ik biologische Informationen vorenthielten, schützten die Broa sich vor Attentaten. Das heißt, sie verwehrten ihren Untertanen auch solche Informationen, die nur andeuteten , dass es Mittel und Wege gab, einen Oberherren ins Jenseits zu befördern. Außerdem - wenn es schon ratsam war, seinen Untertanen eine persönliche Wissenskategorie vorzuenthalten, wieso dann nicht gleich alle?
Das war zumindest Mark Rykands Abeitshypothese. Bisher schien sie auch zuzutreffen. Natürlich hätte er sie gründlicher zu überprüfen vermocht, wenn er bei den Fragen an den Computer nicht so eingeschränkt gewesen wäre.
Man wusste zwar nicht, ob diese Vorsicht wirklich erforderlich war, aber wie es so schön hieß: Vorsicht war die Mutter der Porzellankiste. Vermutlich überwachten die Voldar'ik seine Aktivitäten oder verfügten zumindest über die ensprechenden Mglichkeiten. Um zu verhindern, dass die Aliens durch eine Analyse der Fragen, die er stellte, zu viel über die Menschen erfuhren, musste Mark sich interessanten Punkten indirekt nähern. Wenn er zum Beispiel Fragen zur broanischen Biologie stellte, kam diese Frage am Ende einer langen Kette anderer Anfragen, in denen er sich scheinbar für kommerzielle Aspekte interessierte. Sonst hätte er es riskiert, eine Spur menschlicher Unwissenheit zu hinterlassen, die deutlich in einen Bereich außerhalb der Souveränität führte.
Es waren diese notwendigen Irreführungs- und Verschleierungstatiken, die Marks Fortschritte stark behinderten. Mark war längst klar, dass sie eine Kopie der Voldar'ik-Datenbank zur »freien Verwendung« brauchten. Wenn sie wieder an Bord der Whale waren - und später in der Brinks-Basis - wären sie in der Lage, gezielte Abfragen durchzuführen. Dann
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