Sternenjagd
Doppeltür stehen und stieß eine Reihe zerhackt klingender Worte aus. Die Tür teilte sich. »Rein«, fistelte er.
Ihre Eskorte folgte ihr nach drinnen. Dann verblüffte er sie, indem er sich vor ihr verbeugte, und verschwand.
Ein hagerer ’Sko saß hinter einem niedrigen schwarzen Tisch. Seine dürren breiten Schultern dehnten den roten Uniformstoff wie ein Kleiderbügel, der auszubrechen versuchte. Die Hände auf die Tischplatte gestützt, spielten seine langen Finger mit einem Stachelball aus irgendeinem Weichplastik. Er trug die gleiche Haarstreifenfrisur wie die anderen ’Sko, nur waren seine Haare dunkler und mit grünen Flecken durchsetzt.
Er starrte sie unverhohlen an wie seine Kollegen im Lift. Jetzt erkannte sie ihn wieder: Er war einer von denen, die sie durch das orangerot flimmernde Kraftfeld vor der Zelle gesehen hatte.
Endlich sagte er etwas. »Captain. Elliot. Sitz.« Er deutete auf einen Freischwingersessel.
Sie ließ sich auf der vordersten Kante nieder. Anlehnen wollte sie sich nicht, denn es würde zu lange dauern, aufzuspringen, falls sie sich plötzlich schnell bewegen musste.
Nicht, dass sie etwa fürchtete, die ’Sko hätten sie hierher gebracht, um ihr wehzutun.
Nicht, dass sie sicher war, dass sie das nicht wollten.
»Ich Kalthrencadri. Thren. Mehr leicht spricht.«
Falls er hoffte, sie würde jetzt begeistert aufspringen und jubeln – »Toll, dass ich Sie endlich kennenlerne!« –, musste sie ihn enttäuschen. »Thren«, wiederholte sie kühl. »Was willst du?«
Threns Mund verzog sich. Vielleicht ein Grinsen, vielleicht eine Drohgebärde, es konnte sonst was bedeuten. »Du. Kennt. Grantforths.«
»Nicht die ganze Sippe. Nur zwei.« Jagans Mutter hatte sie nie leibhaftig getroffen.
»Sippe?«, wiederholte Thren. Der Übersetzer an seinem Kragen knisterte irgendwas. »Ja. Familie. Du kennt Grantforth.«
»Ich kenne zwei Grantforths.«
»Lord Generalsekretär.«
In Konklavien gab es keine Titel wie Lord. Vielleicht hatten ihn die ’Sko zum Dank für seine loyalen Dienste in den Adelsstand erhoben. »Garold Grantforth. Ja.«
»Und Blutkind?«
Der Neffe, offenbar. »Jagan Grantforth.«
»Lord spricht Beffa. Beffa spricht Niyil-Pry. Lord hat Blutkind. Blutkind spricht Elliot. Elliot hat Bankkarte. Viel alt. Viel geheim.« Thren machte eine Pause. »Will Karten.«
Zorn brodelte in Trilby auf. »Wir haben euch doch die Karten angeboten!«
»Niyil-Pry. Schiff spricht Niyil-Pry.« Thren richtete einen dürren Finger auf sein Kinn. »Dakrahl«, sagte er, sich selbst identifizierend. Der Finger klopfte auf die Tischplatte. »Niyil-Day.«
Die Scanner der Quest hatten zwei Mutterschiffe erfasst. Wie es jetzt schien, hatte auch die beste imperiale Technologie nicht erkennen können, dass sie konkurrierenden Fraktionen angehörten. Obwohl sie sich plötzlich erinnerte, dass es da eine seltsames Langwellensignal gegeben hatte, kurz bevor Mutterschiff zwei aufgetaucht war.
Niyil-Pry. Niyil-Day. Letztere offenbar Verbündete der Dakrahl. Es war ihr schon lange bekannt, dass die ’Sko eine tief gespaltene Gesellschaft waren, und sie hatte Gerüchte über diverse Grabenkämpfe gehört. Jetzt steckte sie mitten in einem davon. Einem, mit dem Garold Grantforth wohl nicht gerechnet hatte.
»Will Karten«, wiederholte Thren.
Trilby würde ihm die Karten mit Kusshand überreichen, wenn das Rhis zurückbrächte. Doch das würde es nicht. Aber vielleicht konnten die Sternenkarten ihnen die Freiheit bringen. Und Carina.
Nur Idioten glauben, mit ’Sko könne man Geschäfte machen, hatte Rhis zu Jagan gesagt. Das hatte sie sich gemerkt. Aber die Karten waren die einzige Option, die sie hatten.
»Du bist Elliot?«, fragte Thren.
»Ja, ich bin Elliot. Ich habe die Bankkarten«, sagte sie deutlich. »Zwei Versionen. Eine falsche. Eine richtige. Ich bin die Einzige, die am Leben geblieben ist und weiß, welche welche ist. Und wie man sie dekodiert.«
Sie wartete, während der Transistor ihre Worte übersetzte.
Threns Kopf wackelte schnell hin und her. »Nein zwei! Nein zwei! Niyil-Pry sagen, Elliot-Frau hat alles. Frau! Töten Blutkind. Töten alle Männer!«
Töten Blutkind. Trilbys Vermutungen bestätigten sich. Sie waren hinter Jagan her gewesen – und allen, die gerade mit ihm zu tun hatten.
Wahrscheinlich hatten sie nicht mal gewusst, wie Jagan Grantforth überhaupt aussah. Töten alle Männer hatte ihre Erfolgsaussichten mächtig erhöht.
Töten alle Männer hatte Rhis das
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