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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Guinever hielt mir schweigend und mit gesenktem Blick das fein gewebte Ancjokleid vor, das über ihre Arme ausgebreitet lag.
    »Ich hoffe, meine Farbwahl sagt dir zu.«
    Da ich kein Wort über die Lippen brachte, berührte ich mit den Fingern den turmalingrünen Stoff. Was zum Teufel tat ich hier? Lokondra würde Iason niemals freilassen, wenn er erfuhr, dass ich meine Gefühle nicht mit ihm teilen konnte. Aber das hier war die einzige, wenn auch verschwindend geringe Chance, zu verhindern, dass dieser kalte Verbrecher Iason direkt und ohne mit der Wimper zu zucken umbrachte.
    »Hast du irgendwelche Wünsche für die Verbindungszeremonie?«, fragte er fast schon aufrichtig bemüht. »Mia.« Er nahm meine Hand und deutete galant eine Berührung mit den Lippen an. »Ich werde dich auf Händen tragen.«
    Fassungslos sah ich ihn an. Glaubte er ernsthaft, dass ich darauf anspringen würde? Iason war noch immer gefangen! Nicht zu vergessen die tausend und abertausend Toten, die er auf dem Gewissen hatte. Wusste er eigentlich, worauf er sich da einließ?
    »Du willst wirklich wissen, wie es in mir aussieht?« Ich starrte ihn mit brennenden Augen an.
    Er ließ es eine Weile geschehen, dann nahm er auf dem Ledersessel neben dem Flügel Platz. Kühl und beherrscht rieb er sich mit Zeigefinger und Daumen das Kinn. Lokondra überlegte eine Weile.
    »Setz dich«, wies er mich dann auf höfliche, aber auch bestimmte Weise an, auf dem zweiten Sessel gegenüber von sich Platz zu nehmen.
    Guinever zog sich etwas zurück.
    Meine Lippen zitterten, weil ich sie so sehr zusammenpresste, während ich seinem Befehl Folge leistete.
    Lokondra beugte sich zu mir vor, bis sein Gesicht dicht vor meinem war. »Ich möchte zunächst eins: dass du ehrlich bist.« Die Intensität seiner Nähe machte mich unruhig. Gott, dieser Mann war in jeder Hinsicht mächtig. »Also sag mir genau, woran ich bin, inwieweit die Südloduuner dich schon beeinflusst haben, und wie viel Arbeit es für mich sein wird, dich zu bekehren.«
    Ganz ehrlich?
    »Lieber nicht.«
    Lokondra musterte mich durchdringend. Dunkel funkelten die Gedanken in seinen feurigen Augen, bis sie ein erstes Urteil fällten. »Du bist wütend.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Dann nahm er ein Glas, das Guinever ihm auf einem Tablett servierte. »Erstaunlich«, murmelte er schließlich.
    Ich zog die Brauen zusammen. »Was?«
    Guinever bot mir das zweite Glas an, aber ich lehnte kopfschüttelnd ab und ließ ihn dabei keine Sekunde aus den Augen.
    »Man sagt, ihr Irden seid Meister im Lügen, aber du machst dir nicht einmal die Mühe, mir zu gefallen.«
    Ich schwieg, während er das Glas an den Mund setzte und einen Schluck zu sich nahm. Unser taxierender Blickkontakt blieb allerdings weiterhin bestehen.
    Auch ich verfolgte jede seiner Regungen, als er das Glas beiläufig auf den Tisch zwischen uns stellte und sich entspannt zurücklehnte. Seine Körperhaltung und Gesten strahlten absolute Sicherheit aus. Ja, Lokondra war ein Mann, der alle seine Schachzüge plante, und auf einmal fühlte ich mich unermesslich klein mit meiner emotionsgesteuerten, manchmal etwas chaotischen Art.
    Gelassen legte er einen Fuß auf dem anderen Knie ab. »Wenn du erst einmal begreifst, welche Möglichkeiten du durch mich gewinnst, wird dich das beschwichtigen.«
    »Ich bin kein Versuchskaninchen«, sagte ich wesentlich stärker, als ich mich fühlte.
    In seinen Augen regte sich dieser gefährliche Argwohn. »Auch die irdische Wut gilt es zu ergründen, Mia.«
    Der Typ war ja wahnsinnig.
    Ich dachte an Skyto, wie er mit gehaltenem Abzug Taria wieder und wieder durchlöchert hatte. So weit unterschied sich wahre loduunische Wut gar nicht von der irdischen.
    »Also, Mia, was denkst du über mich?« Sein Tonfall klang noch immer freundlich, aber er machte auch unmissverständlich klar, dass er diesmal eine Antwort erwartete. Ich konnte sie ihm aber nicht geben, wenn ich Iason nicht in Gefahr bringen wollte.
    Als könnte er meine Gedanken lesen, fügte er hinzu: »Noch einmal: Dem Rebellen wird nichts geschehen, solange« , er hob mahnend den Finger,»du ehrlich bist.«
    »Ich hasse dich.«
    Lokondra straffte sein Jackett und drehte den Kopf ein wenig zur Seite. Er verschränkte die Arme und legte einen Finger an die Lippen. Eine Weile lang musterte er mich. »Du kannst mich nicht hassen, Mia. Du kennst mich nicht.« Seine Mundwinkel hoben sich zu einem argwöhnischen, spöttischen Ausdruck. »Warten wir

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