Stop Me - Blutige Botschaft (German Edition)
achten.
“Niemand von meiner Familie”, sagte er.
“Deine Familie hat ihre eigenen Geheimnisse”, erwiderte Susan.
Romain prostete Jasmine zu. “Ist das nicht ein schönes Familientreffen?”
Jasmine lächelte unsicher und wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Es war eine zu offenkundige Lüge, um ihm zuzustimmen. Fehlte nur noch, dass Romain und Susan anfingen, sich anzuschreien. Alicia war ständig darauf bedacht, die eine oder andere Seite durch eine Berührung oder einen Blick zu warnen. Romain Senior war damit beschäftigt, den “Gästen” zuliebe seine Frau zu unterstützen, und Romain wollte Tom am liebsten ins Gesicht schlagen. Bis auf die Kinder schien Tom der Einzige zu sein, der seinen Spaß hatte. Natürlich hatte er genug Alkohol intus, um an allem seinen Spaß zu haben, aber zumindest lächelte wenigstens einer.
“Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen”, sagte Jasmine und stieß ihr Glas gegen Romains.
Er verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen, dann trank er seinen Wein und widmete sich erneut dem Essen.
Tom hatte das Wechselspiel über den Rand seines Weinglases hinweg beobachtet. “Es ist gut, dich wieder einmal mit einer Frau zu sehen, Romain.”
“Danke, Tom”, erwiderte sein Schwager. “Und ich weiß, dass sie hübsch ist.” Er zwinkerte. “Nicht nötig, es noch einmal zu erwähnen.”
“Sie ist richtig hübsch”, stimmte Tom zu. “Aber ganz anders als Pam.”
Susan sagte nichts, aber Alicia räusperte sich und murmelte mit warnendem Ton Toms Namen.
“Was ist? Darf ich nicht über Pam sprechen? Ich kannte sie auch. Sie war meine Schwägerin”, sagte er, doch dann deutete er auf Jasmine und wechselte das Thema, als wollte er einen weiteren Streit vermeiden. “Und Sie? Haben Sie einfach mit dem Finger irgendwo auf die Landkarte gezeigt und gesagt: ‘Da will ich hin’?” Ihm schien ein neuer Gedanke zu kommen. “Oder … womöglich mussten Sie abhauen. Sind Sie nach einem bösen Streit davongelaufen? Verstecken Sie sich vor einem gewalttätigen Ehemann?”
Jasmine schluckte das Stück Brot hinunter, das sie gerade abgebissen hatte. “Nein. Ich habe viel über die Schönheit der Bayous gehört und beschloss, es mir selbst anzusehen.”
“Und wie gefällt es Ihnen?”, fragte Romain Senior. Er hielt Messer und Gabel fest umklammert, als sei er kurz davor, sie zu etwas anderem als zum Fleischschneiden zu benutzen, aber seine Stimme blieb so ruhig wie zuvor.
“Mir gefällt es hier.” Und das entsprach der Wahrheit. Einer Wahrheit, die vor allem auf den wenigen Momenten beruhte, seit sie diesen Morgen zum ersten Mal ihre Augen aufgeschlagen und Romains großen warmen Körper neben sich gespürt hatte. Sie wusste, dass sie niemals die blasse Wintersonne vergessen würde, die durch sein Fenster fiel, oder die Geräusche des Sumpfes draußen vor der Hütte. “Aber der Gedanke an die Alligatoren macht mich ein wenig nervös”, gestand sie.
Romain Senior hob die Stimme. “Die Alligatoren werden Ihnen nichts tun. Normalerweise sind sie nicht aggressiv.”
“Das habe ich schon öfter gehört, aber es braucht nur einen kräftigen Biss, und schon ist der Tag gelaufen”, erklärte sie lachend.
Susan beendete ihr verdrießliches Schweigen, in das sie sich zurückgezogen hatte. “Wie haben sich Ihre Eltern kennengelernt, Jasmine?”
Jasmine wollte ebenso wenig über ihre Eltern reden wie über ihre Gründe für ihren Besuch in Louisiana, aber im Moment schien es die bessere Alternative zu sein. Zumindest würde sie nicht lügen müssen. “Sie waren zusammen auf dem College.”
“Sie sagten, Ihre Mutter sei Immigrantin?”
“Mit fünfzehn kam sie mit ihren Eltern aus Indien hierher. Aber ihre Eltern kehrten kurz nach meiner Geburt zurück, sodass ich sie so gut wie gar nicht kenne.”
“Ist sie ein Hindu?”, wollte Tom wissen.
“Ja. Fast achtzig Prozent der Inder sind Hindus.”
“Aber nur wenige Menschen in Amerika”, sagte Susan. “Ist Ihr Vater religiös?”
“Früher, ja. Aber ich glaube, er ist es nicht mehr.”
“Hindu?”
“Christ.”
Tom schenkte sich Wein nach, woraufhin Romain Senior die Flasche aus seiner Reichweite stellte, ohne seine Absicht verbergen zu wollen. “Und Sie?”
Nach Kimberlys Verschwinden hatte sie eine Phase der Verwirrung durchlebt. Ihre Mutter beharrte darauf, dass sie ihr Seelenheil aufs Spiel setzte, wenn sie sich nicht zum Hinduismus bekannte, während ihr Vater ebenso hartnäckig
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