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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schwelte ein Feuer, lag eine Zündschnur. Wo war die Sprengladung? Wann ging sie hoch? Wen sollte sie treffen? Was für einen Nutzen hatte sie? Das war eine Frage, die er weder Bandeira noch Norina stellen konnte. Ihre Antwort kannte er im voraus. Sie war die Antwort aller Revolutionäre: Umsturz tut not.
    »Sie haben vom Zentrallager nichts gehört?« fragte Gebbhardt. »Areras Telefon ist tot.«
    »Der übliche Mist! Dieser Wolkenbruch gestern … Irgendwo wird die Leitung gerissen sein. Über meinen Sprechfunk kommt jedenfalls nichts, was erwähnenswert wäre.«
    Gebbhardt ging hinüber zu den abgestellten Fahrzeugen, die für die Bauleitung reserviert waren. Er suchte sich einen Landrover aus, mit dem man sich auch mittels einer vorn angebrachten Winde selbst aus dem Morast ziehen konnte, falls die Straße vom Regen zu sehr aufgeweicht sein sollte. Die feste Straßendecke wurde erst zuletzt gegossen. Noch war sie nur gewalzter Urwaldboden.
    Bandeira winkte Gebbhardt zu, als er an ihm vorbeifuhr. Dann schaute er ihm sinnend nach, mit einem Ausdruck im Gesicht, in dem sich sogar Mitleid spiegelte.
    Später sagte er zu Norina: »Ein armer Kerl. Er wird sich an seinen Idealen verschlucken.«

7
    Paulo Alegre hatte das Zentrallager am frühen Morgen erreicht. Alles schlief noch, nur im Bordell war Betrieb. Hier machte man Schicht rund um die Uhr. Neben den vier großen, zu Zimmern umgebauten Omnibussen hatte man eine Art Bar eingerichtet, eine offene Hütte mit einer Theke, wo die Bordellbesucher warteten, bis sie an der Reihe waren, wo die schon Abgefertigten sich erfrischten und die letzten Cruzeiros springen ließen. Alles gelangte hübsch wieder in Senhor Bolos Tasche. Aber darüber sprach man nicht, das war selbstverständlich. Man bekam für sein Geld etwas geboten: Nackte dralle Weiber, einen guten Schnaps, ein kühles Bier, belegte Brote – was wollte man mehr. Zwei Tage Urlaub, zwei Tage weg aus dem Elendswald da vorne, zwei Tage keine Sägen und Äxte! Nur wer zehn Stunden oder länger Urwaldriesen fällt und sich mit Lianen und Schlangen, Mückenschwärmen und der beklemmenden feuchtheißen Luft herumschlug, konnte verstehen, daß man sein mit saurem Schweiß verdientes Geld für zwei Tage voller Weiber und Gesöff ausgab. Wozu lebte man denn? Wußte man, was morgen war? Das Krepieren gehörte zum Alltag, also mußte man leben, solange man noch auf den Beinen stehen konnte.
    Senhor Bolo? Scheiß was auf Senhor Bolo! Du hast Nummer 19 bekommen. In drei Stunden liegst du im Omnibus II – in einem weichen Bett, und ein nacktes Weib verwöhnt dich. Noch einen Schnaps, amigo hinter der Theke …
    Alegre fuhr sofort zur Unterkunft der Kantinenangestellten. Er kannte Aljas Zimmer genau, das vierte Fenster von links in der Baracke. Die Läden waren zugezogen – ein braves Mädchen.
    Alegre stellte den Jeep neben dem Eingang ab, tappte dann zum Fenster und klopfte an den Laden.
    Im Zimmer rührte sich nichts. Die schläft aber fest, dachte Alegre zufrieden. Man kann sich auf sie verlassen. Areras, das Schwein, wird seine Wette verlieren. Ist ja auch meine Frau, die weiß, wie sie sich zu wehren hat. Sie wird ihn in den Unterleib treten, wenn er ihr zu nahe kommt. Alja, ich habe bereits eintausendzweihundertneunundvierzig Cruzeiros auf der Bank in Ceres! Zum erstenmal in meinem Leben habe ich ein Bankkonto. Zugegeben, tausend Cruzeiros sind nicht viel, damit kann man nicht die Welt erobern, aber es ist ein Anfang. Und es kommen jede Woche neue Cruzeiros dazu, ich spare Stück um Stück, gönne mir nichts, nicht mal ein neues Hemd im fahrenden Bazar, und dabei hätte ich doch wirklich eins nötig. Aber wenn wir am Rio Araguaia sind, Alja, dann haben wir Geld genug, uns das Stück Land zu kaufen. Schönes Weideland. Wir werden Schlachtkühe züchten, schöne fleischige Kühe … Mach auf, Alja, mein Liebling. Ich bin es Paulo! Dein Paulo!
    Er klopfte und klopfte an den Laden, bis er von innen Aljas Stimme hörte.
    »Laß mich in Ruhe!« schrie sie. Dabei stand sie ganz nahe am Fenster, und ihre Stimme wurde von Schluchzen unterbrochen. »Geh weg, du Vieh! Hast du nicht genug bekommen? Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr. Ich bin zum Sterben elend. Geh weg, du Saukerl.«
    Paulo zog den Kopf ein. Seine Faust, mit der er an den Laden geschlagen hatte, schwebte frei in der Luft, als wäre sie plötzlich versteinert. Dann sank sein Kopf nach vorn. Er lehnte sich an die Barackenwand, und aus dem mächtigen

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