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Straße in die Hölle

Straße in die Hölle

Titel: Straße in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bolo? Natürlich zu teuer. Was ist ein Menschenleben denn wert. Das habe ich auch Alja gesagt, als sie unten in der ersten Etage eine Bluse kaufte. Sie kennen die Bluse, Senhor Bolo? Hellblau mit roten Mohnblüten. Alja sah wie eine Prinzessin aus, wenn ihr langes schwarzes Haar um die Mohnblüten wehte. Stimmt's?«
    »Sie Irrer!« brüllte Bolo. Er hörte das Heulen der Feuerwehr-Sirenen. Irgendwo platzten Fenster mit lautem Knall. Feuer, dachte Bolo und stierte Alegre an. Es brennt im Haus. Überall die leicht entflammbare Ware, die wie Zunder war. Das Feuer wird sich weiterfressen wie an einer Zündschnur. »Wenn wir noch mehr Zeit verlieren, wird das Treppenhaus brennen! Und Sie mit! Begreifen Sie das? Sie mit!«
    »Ich habe gefragt, ob Sie Alja kennen – das Mädchen in der Bluse mit den Mohnblüten«, entgegnete Alegre ruhig.
    »Nein!« brüllte Bolo. »Zum Teufel nein! Was geht mich Ihre Alja an?«
    »Das habe ich mich auch gefragt, Senhor Bolo. Trotzdem haben Sie es getan.«
    »Was habe ich getan?«
    »Sie haben sie betrunken gemacht. Sie haben sie in Ihr Bett gezogen und auf ihr geritten, als sollte Sie Alja bis zum Amazonas tragen. Sie haben ihren Körper zerbrochen und ihre Seele … und beides gehörte mir. Alja von der Kantine im Hauptlager an der neuen Straße … Erinnern Sie sich, Senhor Bolo? Sie trug die Bluse mit den Mohnblüten, und Sie haben sie ihr vom Leib gerissen. Ein kleines hübsches Mischlingsmädchen, gerade gut genug, daß sich ein großer, ein weißer Herr in ihr entladen kann.«
    »Wer sind Sie eigentlich?« fragte Bolo. Sein Blick flatterte angstvoll. Das Kantinenmädchen, durchfuhr es ihn. Natürlich, das kleine braune Luder mit dem Engelskörper. Wehrte sich wie ein Kätzchen, aber hat es hinterher nicht hundert Cruzeiros von mir zwischen ihre spitzen Brüste gesteckt bekommen?
    »Ich bin Paulo Alegre«, antwortete der Riese ruhig. Bolos Herz verkroch sich plötzlich in eine Grotte aus Angst. Unter dem Penthouse schrien die Menschen, und an den Fenstern flatterten jetzt dunkle Qualmwolken vorbei. Die Feuerwehr schien mit den Löscharbeiten begonnen zu haben. Zwei Polizeihubschrauber umkreisten den stolzen Bau. Bolo konnte allerdings nicht sehen, daß bereits aus zwei Etagen lodernde Flammen schlugen. Menschen hockten auf den Simsen und ließen sich in die Tiefe fallen, auf den Treppen ballten sich die Körper, wahnsinnig vor Panik, und zerstampften sich gegenseitig. Die Leiber verstopften die Ausgänge, und die Flammen holten die Fliehenden ein.
    »Alegre«, stieß Bolo hervor. »Ganz Brasilien sucht Sie!«
    »Ich bin hier. Wir wollen uns über Alja unterhalten.«
    »Mit Feuer und Vernichtung von unschuldigen Menschen?«
    »War Alja nicht auch unschuldig, Senhor Bolo?« Alegre tappte auf ihn zu, riß ihm das Blumenbankbein aus der Hand und warf es gegen die große Panoramascheibe. Sie zersplitterte, und damit war Bolos Isolierung vorbei. Er hörte die gellenden Schmerzensschreie der Eingeschlossenen, das Zischen des Wassers aus den Feuerwehrschläuchen, die kleinen Explosionen im Feuermeer und die Sirenen neuer Löschzüge der Polizei und des Militärs, die das ganze Viertel absperrte.
    In diesem Augenblick brach der große Senhor Bolo zusammen und wurde zu einem winzigen Menschen, der um sein Leben bettelte.
    »Alegre«, keuchte er. Der Rauch drang ins Zimmer, stinkender Qualm verbrannten Kunststoffes und verschmorter Menschenleiber. »Eine Million … eine ganze Million, wenn wir uns jetzt verständigen. Ich verspreche Ihnen Stillschweigen.«
    »Alja war so schön«, sagte Alegre fast verträumt. »Wenn ich sie umarmte, war ich der reichste Mann der Welt.«
    »Wir verbrennen beide elend, Alegre! Wir müssen aufs Dach! Die Hubschrauber können uns noch retten«, schrie Bolo. Er fiel in sich zusammen. Mit seinem Stolz zerbrach auch sein Körper. Er lehnte an der Wand, starrte Alegre an und zitterte unter den grauenhaften Schreien, die zu ihm empordrangen.
    »Verbrennen …« Alegre stand dicht vor Bolo. Seine Augen waren wie verklärt. »Wissen Sie, wie ein Mensch aussieht, wenn der Strahl eines Flammenwerfers ihn trifft? Ich hab's gesehen, zum ersten Mal. Es gibt kein Fleisch mehr … und das Skelett leuchtet bläulich auf, als ob es aus Neonröhren bestünde. Es leuchtet, Senhor Bolo. Ich habe Alja gesehen, als ihre Knochen so leuchteten.«
    Bolo gab einen dumpfen Laut von sich. Dann sprang er vor, mit gesenktem Kopf, nur ein Ziel vor Augen: Die Tür zur Eingangshalle. Von dort

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