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Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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hinter Angeline waren schnelle Schritte zu hören, dann wurde die Tür wieder zugeschlagen.
    Meyer packte Angeline und drückte seinen Mund auf ihren. Es schmeckte heiß und säuerlich, als er mit dicker Zunge versuchte, durch ihre zusammengepreßten Lippen zu dringen. Zorn und Ekel überkamen sie, wobei ihr die Tränen über das Gesicht liefen.
    Mit einem Fluch zog Meyer sich zurück, zerrte sie zum Bett, schleuderte sie darauf und warf sich neben sie.
    Seiner enormen Kraft und Entschlossenheit hatte Angeline nicht viel entgegenzusetzen. Mit schwarzer Verzweiflung erkannte sie es, als er die Haken öffnete, die ihr Kleid zusammenhielten. Flüchtig kam ihr der Gedanke, daß ihre erste Nacht mit Rolf im Vergleich zu dieser brutalen Vergewaltigung, die sie jetzt erwartete, ein Traum zärtlicher Verführung war. Rolf, Rolf, schrie sie stumm, als ihr kühle Luft über den Rücken wehte.
    Meyer fummelte an seinen Kleidern herum. Angeline nahm all ihre Kraft zusammen und bäumte sich auf. Er fiel auf sie, daß er sie fast erdrückte. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie konnte nicht atmen.
    Krachend flog die Tür auf. Meyer drehte sich um, und Angeline bekam plötzlich Luft. Ein weißer Blitz, und es sah so aus, als werde er förmlich aufgehoben und durch den Raum geschleudert. Rolfs Gesicht war im Schein der Lampe bronzefarben und starr wie eine Maske. Er setzte Meyer mit gefährlicher Behendigkeit nach. Er war unbewaffnet. Mit bloßen Händen stürzte er sich wieder auf seinen Halbbruder.
    In der Tür bewegte sich etwas. Angeline schüttelte den Kopf, um klarer zu sehen, dann erblickte sie das schmale, bärtige Gesicht Etiennes und einen stämmigen kahlköpfigen Schläger mit einem Knüppel in der Hand.
    Angeline stützte sich auf den Ellbogen. Sie konnte nur krächzen: »Rolf, paß auf...«
    Zu spät. Noch während er sich umdrehte, ließ der Kahlkopf die Keule pfeifend nach unten sausen. Rolf fiel wie der Hirsch, der mitten im Lauf erschossen wird, er stürzte aufs Gesicht und war schon bewußtlos, als er auf dem Boden aufprallte.
    Meyer rappelte sich auf und trat Rolf in die Magengrube. Einen Augenblick betrachtete er ihn mit dem Triumph des Siegers, dann blickte er zu Angeline, die in bebender Hast ihr Kleid zuknöpfte und sich von der Matratze hinunter zu Rolf auf den Boden gleiten ließ. Heiser stieß er hervor: »Um Euch kümmere ich mich später, sobald ich die Blutung gestillt habe - und sobald wir ein Publikum haben, das das Schauspiel zu würdigen weiß. Das heißt, wenn er soweit wieder zu sich kommt, daß er dabei zuschauen kann. Falls er überhaupt noch einmal zu sich kommt.« Dann ging er mit den anderen hinaus und schloß die Tür ab.
    Angeline nahm Rolfs Kopf in den Schoß. Hinter dem Ohr war eine dicke Beule. Seine blonden Lider waren ruhig, der feste Zug um den Mund entspannt. Er sah jung und verwundbar aus. Auf den Lippen hatte er eine Verletzung, wo sie ihn gestern getroffen hatte. Der Anblick tat ihr weh.
    Die Minuten verstrichen. Wann Meyer wohl zurückkam? Nicht auszudenken, was dann geschah! Sie konnte nichts tun. Niemand konnte etwas tun. Daß Rolf gekommen war, daß er sie retten wollte und bereit war, für sie zu sterben, erfüllte sie mit Liebe und Verzweiflung. Eine noble, aber vergebliche Geste.
    Was für eine Verschwendung! Es war unerträglich, daß er auf eine so gemeine Weise und an einem solchen Ort sterben sollte, weit weg vom Hof seines Vaters, wo er einen glänzenden Platz eingenommen hätte. Salzige Tränen stiegen ihr in die Augen und flossen heiß und feucht auf Rolfs Gesicht. Sie merkte nichts davon.
    »Ein tränenreicher Engel«, flüsterte jemand, »der vor Leid und Lamento zerfließt - wie schmeichelhaft, wenn auch wenig ermutigend.«
    Angeline hielt den Atem an und schüttelte lächelnd den Kopf, daß noch mehr Tränen hinabregneten. »Nein. Es tut mir leid.«
    »Ich habe mich zu entschuldigen. Es will mir nicht gelingen, Jungfrauen in Nöten zu retten, nicht bei Claire, nicht bei dir. Heroische Gesten sind js ganz schön, aber manchmal reichen sie nicht aus.«
    »Du... du hast ihn aufgehalten«, erwiderte sie leise.
    »Für wie lange?« Der bittere Zug um seinen Mund zeigte deutlich, wie gut er erraten konnte, was während seiner Ohnmacht geschehen war.
    Sie wich seinem Blick nicht aus, obwohl an ihren Lippen Tränen hingen und unter der zarten Haut ihrer Wangen eine purpurrote Schramme zu sehen war. »Wohl nicht für lange.«
    »O Gott«, stöhnte er. »Dafür, daß ich dich

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