Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Strom der Sehnsucht

Titel: Strom der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
Vom Netzwerk:
Meyer?«
    »Das kann einer von den anderen tun.«
    Es wäre vergeblich gewesen, sich weiter zu sträuben und darauf zu bestehen, daß sie selbst helfen müsse. Sogar wenn Rolf es erlaubt hätte, wäre es nicht sicher, ob die Männer überhaupt ihre Dienste annehmen würden. Schließlich war sie die Ursache für ihre blauen Flecken. Sie fühlte sich furchtbar schuldig, und der Verdacht, daß Rolf eben dies gewollt hatte, änderte daran wenig.
    Hatte er sie mit Absicht in diesen Zustand von Spannung und Angst versetzt, Angst auch davor, mit ihm allein zu sein? Sie zuckte zusammen, als er die Tür hinter sich zuschlug. Sie konnte sich gerade noch beherrschen, daß sie sich nicht herumwarf wie ein in die Enge getriebenes Tier. Mit gespielter Gleichgültigkeit trat sie statt dessen ans Feuer und hielt die klammen Finger über die Flammen.
    »Zieht Euch aus!«
    Sie fuhr herum. »Was... was habt Ihr gesagt?«
    »Ich glaube, Ihr habt mich recht gut verstanden.« Er trat in den Schein des Leuchters, der immer noch auf dem Sekretär stand. Die Kerzen schienen auf seinen lockigen Haarschopf und ließen die polierten Knöpfe seiner Uniformjacke aufblitzen. Er beugte sich über die Tischplatte, nahm die Gänsefeder und ließ sie durch seine starken, geschmeidigen Finger gleiten. Er trat auf sie zu und steckte die Hand in den tiefen Ausschnitt ihrer Bluse. »Wenn ich gezwungen bin, Euch noch einmal eigenhändig auszuziehen, wird an Euren Kleidern nicht mehr viel zu reparieren sein.«
    »Aber warum?« fragte sie mit belegter Stimme.
    Seine blauen Augen blickten sie hell und ruhig an, nur auf seiner Wange zuckte leicht ein Muskel. »Könnt Ihr an Eurer Attraktivität zweifeln, oder fürchtet Ihr um Eure makellose Pfirsichhaut?«
    »Warum nicht beides?« Sie hob das Kinn und sah ihn mit dunklen, graugrünen Augen an.
    »So viel Ehrlichkeit verdient Belohnung.«
    »Euer Hoheit... Rolf...«, setzte sie an, wußte aber nicht, wie sie ihre Bitte in Worte fassen sollte, ohne feige zu wirken. Als seine Hand tiefer in ihr Mieder eindrang und ihren Busen berührte, packte sie ihn am Handgelenk.
    Er sah hinab auf ihre weißen Fingerspitzen, aber seine Wimpern verbargen, was seine Augen ausdrücken mochten. »Wenn meine Hand Euch stört, könnt Ihr ihr leicht Einhalt gebieten. Sagt mir, was ich wissen will, und ich bringe Euch sofort zum Haus Eurer Tante zurück.«
    »Ich kann Euch nicht von etwas erzählen, von dem ich nichts weiß!«
    »Ich bin davon überzeugt, daß Ihr lügt, Angeline. Ich glaube, Ihr schweigt aus Furcht und Loyalität und werdet weiter schweigen, obwohl ich Euch vernichten kann.«
    »Ich habe keine Angst vor Euch«, fauchte sie.
    »Nein, offenbar nicht. Soll ich Euch das Fürchten lehren?«
    »Das ändert nichts.«
    »Vielleicht doch, und zwar für Euch. Vielleicht genügt es, wenn ich Euch sage, daß Eure Entführung aus dem Haus de Buys in der Stadt noch nicht bekannt ist. Alle, die sich nach Euch erkundigen, wie Andre Delacroix, erhalten die Auskunft, daß Ihr mit heftigem Fieber im Bett liegt und niemand zu Euch kann. Es heißt, Ihr wäret in der Nacht nach dem Ball bei den Delacroix’ plötzlich erkrankt.« Er schwieg. »Das überrascht Euch nicht?«
    »Nein. Andre wäre sonst nicht so herzlich gewesen. Als Ausländer hätte man Euch sonst sofort verdächtigt, etwas mit meinem... Verschwinden zu tun zu haben. Besonders, nachdem Ihr mich auf dem Ball so auffällig bevorzugt habt.«
    »Sehr wahr!« Er nickte kurz. »Aber eine so fadenscheinige Geschichte ist nicht lange aufrechtzuerhalten. Noch ein weiterer Tag, höchstens zwei, und die Leute werden nach Euch oder Eurer Begräbnisprozession Ausschau halten. Zwingt mich nicht, dieses Verfahren fortzusetzen, das Euch zu einer Ausgestoßenen macht.«
    »Ich bin nicht diejenige, die Zwang ausübt«, antwortete sie mit zitternder Stimme.
    »Gut«, erwiderte er, griff nach ihrer Schärpe und öffnete mit geübter Hand die Schleife. »Wenn ich dasselbe von mir sagen würde, wäre ich weniger ein Despot als vielmehr ein gewaltiger Dummkopf. Da Eure Vernunft Euch nicht schützen kann, verteidigt Euch, so gut Ihr könnt.«

7
    Schon wieder mit Gewalt ausgezogen zu werden, diesen Angriff auf ihre Person, auf ihr Wesen nicht verhindern zu können, war für Angeline unerträglich. Sie wehrte sich und wand sich hin und her. Das Blut raste ihr durch den Kopf, die Angst vermehrte ihre Kräfte. Immer wieder entrang er sich ihrem Griff, wenn sie seine Hände packte, und weder die

Weitere Kostenlose Bücher